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Die Kartographie als Wissenschaft.
braun und sonstige sich in die genannten vier Farben nicht einreihende schwarz
erscheinen. An die internationale Lösung kartographisch statistischer Probleme
ist noch gar nicht gedacht worden. Die gesamte Kulturgeographie gibt eine reiche
Anzahl Probleme an die Hand, die kartographisch eine internationale Klärung er
heischen, wie die Herausgabe einheitlicher Yolksdichtekarten, ferner von Karten
über die Verbreitung bestimmter Siedelungsformen, der Naturdenkmäler und der
Schutzgebiete für Naturdenkmalpflege u. v. a. m.
41. Die Entwicklung des Planes einer Weltkarte 1:1000000. Die Staaten, zu
nächst die benachbarten, werden künftig vorzugsweise darauf hinarbeiten, so viel
wie möglich ihre Karten gegenseitig in den Maßstäben besser als bisher anzupassen.
Schon bei der Herausgabe von Karten in sogenannter Meßtischblattgröße, also in
1 : 20000 und 1 : 25000, hätte man mehr aufeinander Rücksicht nehmen können.
Verbohrt wäre es, bei Karten in noch großem Maßstäben in dem einen Lande Karten
in 1 : 10000 und in dem benachbarten 1 : 12500 herzustellen. 1 : 10000 müßte für
solche Kartenwerke maßgebend sein. Noch mehr wäre es bei den topographischen
Übersichtskarten von größtem Segen, wenn man sich bei ihrer Herausgabe gegenseitig
besser verständigt hätte.
Soviel Karten wie möglich in gleichem Maßstabe zu haben, ist der Wunsch
jedes Geographen, der sich letzten Endes auch mit dem deckt, bald eine Weltkarte
in 1 : 1000000 zu besitzen. Wenn ich in meinen fernem Darlegungen von Weltkarte
spreche, ist darunter stets die im Maßstab 1 : 1000000 zu verstehen, für die im
Dezember 1913 in Paris als endgültiger Titel Carte internationale du monde
1 : 1000000 iestgelegt worden ist.
Auf dem V. Internationalen Geographenkongreß zu Bern 1891 nahm A. Penck
den von Sir James gefaßten Plan einer allgemeinen großen Weltkarte wieder auf,
ohne an die beachtenswerte Papensche Höhenschichtenkarte von Zentraleuropa,
die in dem Maßstab 1 : 1000000 1858 in Frankfurt a. M. erschien, zu denken. Wie
bei der Weltkarte sind die einzelnen Blätter der hypsometrischen Karte, die A. Papen
entworfen und Ravenstein in Frankfurt a. M. fortgesetzt hatte, Gradabteilungs
blätter. Eine andere hervorragende Leistung im Maßstab 1:1000000 war die von
Fräulein Kleinhans bearbeitete und von Levasseur herausgegebene Reliefkarte
von Frankreich, die als Pracht- und Meisterwerk den größten Eindruck auf jeden
Beschauer der geographischen Ausstellung des II. Internationalen Geographen
kongresses in Paris 1875 gemacht hat. Auch sei an Br. Hassensteins Atlas von
Japan in 1 : 1000000, Gotha 1887, erinnert.
Vor seinem Vortrag in Bern hatte Penck 1891 den Plan zur Weltkarte in
1:1000000 kurz in der Allgemeinen Zeitung entwickelt. 1 Wenn er auf dem
VII. Internationalen Geographenkongreß zu Berlin (1899) bittet, ,.nicht von dem
Penckschen Projekt der Weltkarte zu sprechen, sondern es als eine allgemeine Sache
zu betrachten, die nicht mit einzelnen Personen zusammenhängt“, gibt er einer
richtigen Empfindung Ausdruck, und doch muß jeder, sei er Freund oder Gegner
des Projektes, anerkennen, daß Penck für das Zustandekommen und die Förderung
des Projektes, das jetzt mählich sichtbare Resultate aufweist, unstreitig das meiste
Verdienst hat.
1 A. Penck: Die Erdkarte im Maßstabe von l : I 000000. Beilage zur „Allgemeinen Zeitung“.
München 1891. Nr. 169, 20. Juni.