Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

106 
Die Kartographie als Wissenschaft. 
braun und sonstige sich in die genannten vier Farben nicht einreihende schwarz 
erscheinen. An die internationale Lösung kartographisch statistischer Probleme 
ist noch gar nicht gedacht worden. Die gesamte Kulturgeographie gibt eine reiche 
Anzahl Probleme an die Hand, die kartographisch eine internationale Klärung er 
heischen, wie die Herausgabe einheitlicher Yolksdichtekarten, ferner von Karten 
über die Verbreitung bestimmter Siedelungsformen, der Naturdenkmäler und der 
Schutzgebiete für Naturdenkmalpflege u. v. a. m. 
41. Die Entwicklung des Planes einer Weltkarte 1:1000000. Die Staaten, zu 
nächst die benachbarten, werden künftig vorzugsweise darauf hinarbeiten, so viel 
wie möglich ihre Karten gegenseitig in den Maßstäben besser als bisher anzupassen. 
Schon bei der Herausgabe von Karten in sogenannter Meßtischblattgröße, also in 
1 : 20000 und 1 : 25000, hätte man mehr aufeinander Rücksicht nehmen können. 
Verbohrt wäre es, bei Karten in noch großem Maßstäben in dem einen Lande Karten 
in 1 : 10000 und in dem benachbarten 1 : 12500 herzustellen. 1 : 10000 müßte für 
solche Kartenwerke maßgebend sein. Noch mehr wäre es bei den topographischen 
Übersichtskarten von größtem Segen, wenn man sich bei ihrer Herausgabe gegenseitig 
besser verständigt hätte. 
Soviel Karten wie möglich in gleichem Maßstabe zu haben, ist der Wunsch 
jedes Geographen, der sich letzten Endes auch mit dem deckt, bald eine Weltkarte 
in 1 : 1000000 zu besitzen. Wenn ich in meinen fernem Darlegungen von Weltkarte 
spreche, ist darunter stets die im Maßstab 1 : 1000000 zu verstehen, für die im 
Dezember 1913 in Paris als endgültiger Titel Carte internationale du monde 
1 : 1000000 iestgelegt worden ist. 
Auf dem V. Internationalen Geographenkongreß zu Bern 1891 nahm A. Penck 
den von Sir James gefaßten Plan einer allgemeinen großen Weltkarte wieder auf, 
ohne an die beachtenswerte Papensche Höhenschichtenkarte von Zentraleuropa, 
die in dem Maßstab 1 : 1000000 1858 in Frankfurt a. M. erschien, zu denken. Wie 
bei der Weltkarte sind die einzelnen Blätter der hypsometrischen Karte, die A. Papen 
entworfen und Ravenstein in Frankfurt a. M. fortgesetzt hatte, Gradabteilungs 
blätter. Eine andere hervorragende Leistung im Maßstab 1:1000000 war die von 
Fräulein Kleinhans bearbeitete und von Levasseur herausgegebene Reliefkarte 
von Frankreich, die als Pracht- und Meisterwerk den größten Eindruck auf jeden 
Beschauer der geographischen Ausstellung des II. Internationalen Geographen 
kongresses in Paris 1875 gemacht hat. Auch sei an Br. Hassensteins Atlas von 
Japan in 1 : 1000000, Gotha 1887, erinnert. 
Vor seinem Vortrag in Bern hatte Penck 1891 den Plan zur Weltkarte in 
1:1000000 kurz in der Allgemeinen Zeitung entwickelt. 1 Wenn er auf dem 
VII. Internationalen Geographenkongreß zu Berlin (1899) bittet, ,.nicht von dem 
Penckschen Projekt der Weltkarte zu sprechen, sondern es als eine allgemeine Sache 
zu betrachten, die nicht mit einzelnen Personen zusammenhängt“, gibt er einer 
richtigen Empfindung Ausdruck, und doch muß jeder, sei er Freund oder Gegner 
des Projektes, anerkennen, daß Penck für das Zustandekommen und die Förderung 
des Projektes, das jetzt mählich sichtbare Resultate aufweist, unstreitig das meiste 
Verdienst hat. 
1 A. Penck: Die Erdkarte im Maßstabe von l : I 000000. Beilage zur „Allgemeinen Zeitung“. 
München 1891. Nr. 169, 20. Juni.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.