Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Internationale Aufgaben und Weltkartenprobleme. 
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forschung das Zeichen eines geistig regen und wissenschaftlich hochstehenden Volkes 
sind, mithin ein vorzüglicher Kulturmesser der betreffenden Völker (§ 30). Wenn man 
die in Frage kommenden Völker untereinander vergleicht, müssen wir auch die Palme 
den Deutschen zuerkennen; selbst in einer so schweren Zeit, wie im vergangenen Welt 
kriege, haben sie verstanden, neben reinen Kriegskarten eine Menge kulturgeographischer 
Karten innerhalb des Kriegsgebietes zu schaffen, die natürlich in enger Beziehung zu 
Kriegswirtschaft an der Front standen. 
Die Aufgaben, die die Kartographie künftig noch zu lösen hat, sind so umfang 
reich, groß und mannigfaltig, daß ich nicht zu viel behauptet habe, als ich eingangs 
dieses Abschnittes sagte (S. 91), daß die Kartographie erst am Anfang ihres Wirkens 
steht. Ihr wird die Lösung vieler Aufgaben durch die sich immermehr verfeinernden 
Reproduktionsmethoden erleichtert, freilich in der richtigen Auswahl dieser Methoden 
auch erschwert. Bei diesen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sich vermehrenden Re 
produktionsverfahren läßt sich gleichfalls noch kein Ende absehen. So ist z. B. für 
die Kartographie das Problem des Dreifarbendrucks noch nicht gelöst. Zweifellos 
wird dies einmal die polychromistischen Karten, zu deren Herstellung jetzt 10 bis 
20 Druckplatten, bzw. Steine (Schweizerkarte!) notwendig sind, nicht mehr als drei 
oder vier Druckplatten gebrauchen, was einen wesentlichen Preisrückgang, also die 
Wohlfeilheit guter Karten zur Folge haben wird. Man wagt die Zukunft der Karto 
graphie nicht auszudenken, wenn sich die Flieger und Photogrammeter der Farben 
photographie bemächtigt haben. Der Kartenherstellung werden Aufgaben von un 
geahnter Größe erwachsen. 
Mit der Vermehrung der Kartenarten, kartographischen Darstellungsmethoden 
und kartenkritischen Arbeiten einerseits und der sich kartographisch intensiver 
betätigenden Völkern andererseits wird es in Zukunft immer schwieriger, einen 
sichern Überblick über die Fortschritte der Kartographie zu gewinnen. Das Bedürfnis 
dazu ist immer vorhanden gewesen. Schon seit der Erweckung des Ptolemäus merken 
wir das Ringen, sich Rechenschaft über die kartographische Produktion zu geben. 
Ortelius war der erste, der systematisch sammelte und ordnete. Hauber scheiterte 
aber schon an dem Versuch, eine kritische Übersicht über das Kartenmaterial des 
15. bis 17. Jahrhunderts zu gewinnen. 1 Im 18. Jahrhundert vermehrten sich die 
kritischen Verzeichnisse von Landkarten, von denen das von Adelung aus dem 
Jahre 1796 am bekanntesten geworden ist. Es fand seine Fortsetzung in E. G. Wolter 
dorfs Repertorium der Land- und Seekarten, Wien 1813, in C. W. v. Oesfelds 
Karten-Freund, Berlin 1841 und 1844, und andern bedeutungslosem Verzeichnissen. 
Über all diesen und gegenwärtigen Kartenbibliographien scheint ein Verhängnis 
zu schweben: Man empfindet, daß sie eine tatsächliche Lücke in der Literatur aus 
füllen und doch führten sie immer nur ein kurzes Leben. Obwohl sie eine zeitliche, 
fortdauernde Einrichtung sein sollten, sind sie mehr oder minder an die Person des 
betreffenden Referenten gebunden. Man denke nur an die klassischen Aufsätze 
E. v. Sydows in Petermanns Geographischen Mitteilungen über den karto- 
1 Damals zählte man im ganzen gegen 17 000, bis zur Mitte des 18. Jh. gegen 18000 Karten, 
wovon aber nur etwa 1 I 10 Original karten waren. Vgl. dazu außer Hauber auch Joh.Chri st. Pfennig: 
Anleitung zur Kenntniß der mathematischen Erdbeschreibung mit hinlänglichen Betrachtungen, 
welche die Geschichte und Güte der künstlichen Sphären, Himmels- u. Erdkugeln, wie auch der 
mannigfaltigen Land- und Seekarten zum nützlichsten Gebrauche darstellen. Berlin u. Stettin 1779. 
Besonders Kap. XVII: Von der Geschichte der Landkarten S. 151—187, u. Kap. XVIII: Von den 
brauchbarsten Landkarten S. 244—897. 
Eckert, Karten Wissenschaft, I. 
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