Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Das Kartennetz. 
„vereinfachten Kegelprojektion“ 1 desselben oder von „Mercators Kegelrumpf 
projektion“ 1 2 zu sprechen. Höchstens könnte man hier einmal von einer „pseudo - 
konischen Projektion“ reden. 
5(». Richtlinien für die Benennung neuerer Projektionen. Im Hinblick auf das 
geschichtliche Werden der Projektionen ist zu empfehlen, die Grenzscheide der rein 
persönlichen Benennung von Entwürfen im 18. Jahrhundert eintreten zu lassen. 
Bis dahin sind es ja nur einige markante Projektionen, die schon durch ihr Alter An 
spruch auf Verehrung und allgemeinere Kenntnis haben. Im wesentlichen handelt 
es sich außer um die Ptolemäusprojektionen um die Entwürfe von Stab-Werner, 
Apian, Mercator, Mercator-Sanson, Delisle und Bonne. Höchstens kann 
man noch die einzigartige Projektion von Mo 11 weide (1805) hierher zählen. All diese 
Projektionen sind ohne weiteres verständlich und bedürfen keiner erklärenden Bei 
wörter; so muß z. B. das Wesen der Bonneschen Projektion jedem Geographen 
auch ohne den Zusatz „unecht konische flächentreue“ Projektion bewußt sein 3 , oder 
das der Mercatorprojektion ohne die näher bestimmende Bezeichnung „Mercators 
loxodromische Zylinderprojektion 4 ‘. 4 
Mit Lambert setzt eine neue Bezeichnungsweise ein, die noch für die Gegen 
wart maßgebend ist; es wird der Name mit irgendeiner charakteristischen, am besten 
mathematischen Eigenschaft der Projektion verbunden. So spricht man von Lam 
berts flächentreuer Azimutalprojektion, von Lamberts winkeltreuer Kegelprojektion, 
von Lamberts flächentreuer Kegelprojektion und flächentreuer Zylinderprojektion. 
Die sogenannte Projektion von Lag ränge dürfte man in Zukunft auch besser nur 
Lamberts w’inkeltreues Kreisnetz nennen. Eine Menge Beispiele dieser völlig 
befriedigenden Bezeichnungsweise liefern die modernen projektionstheoretischen 
Arbeiten. Auch für neuere und neueste Entwürfe kommt man sehr gut mit der ge 
wünschten Benennung der Projektionen aus, und wir reden am besten von „Nells 
modifizierter Globularprojektion“, von „Breusings vermittelnder Azimutalprojektion“ 
und der ihr ähnelnden „ausgleichenden Zenitalprojektion von Airy“, des weitern 
von „Hammers flächentreuer Erdkarte“, von „Eckerts flächentreuer Kreisring- 
(sinuslinigen) und Ellipsenprojektion“ 5 , von „Behrmanns flächentreuem Zylinder 
entwurf“, von „Grintens Kreisnetz“ usw. Mit einigem guten Willen ist schon der 
„Zustand öffentlicher Unsicherheit, in der wir uns in dieser Beziehung noch immer 
befinden“, wie E. Hammer 6 * 8 sagt, zu beseitigen. Vor allem muß erstrebt werden, daß 
1 Vgl. Fiorini: Gerardo Mercatore; in BolL, Soc. Geogr. Ital. 1890, S. 344; ferner H. Wagners 
Lehrbuch der Geographie, 1912, S. 223, 224. 
2 Tissot-Hammer: Die Netzentwürfe geographischer Karten. Stuttgart 1887, S. 146. 
3 Diese lange Bezeichnung mokierte schon Herrn. Berghaus, als er E. Hammers Buch 
Über d. geogr. wichtigsten Kartenproj. in P. M. 1889 besprach (LB. S. 112). 
4 So nennt K. Peucker seine Erdkarte 1:93000000 in Steinhäusers Repetitionsatlas 
Wien. s. a. Bl. I. 
5 In der Abhandlung über diese Projektion (P. M. 1906) steht auf der zugehörigen Taf.,8 
abweitungsgleiche Polarongkoide, mit Zugrundelegung von öyxoi = Krümmung, Wulst, weil nach 
den Polen zu aufgewulstet. Späterhin, im Geographischen Praktikum, ist nur von „Kreisringprojektion“ 
die Rede; W. Behrmann spricht in seiner Abhandlung „zur Kritik der flächentreuen Projektionen 
der ganzen Erde und einer Halbkugel“ (Sitzg.-Ber. d. K. bayr. Akad. d. Wiss., München 1909) von 
„Eckerts flächentreuer Trapez-“, „flächentreuer Ellipsen-“ und „flächentreuer Sinuslinienprojektion“. 
Damit ist wohl die einfachste und beste Bezeichnung gegeben. : . 
8 E. Hammer in G. J. XX, 1897, S. 438, 439.
	        
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