Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Namen und Systeme der Projektionen. 
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werfen kann, was gewiß auch ein Grund ist, daß die Mercatorkarte sich mit solcher 
Hartnäckigkeit in Atlanten und andern Kartenwerken eingenistet hat. Mit Hilfe der 
Tabelle, vorausgesetzt, daß man sie richtig zu handhaben weiß, lassen sich aber auch 
andere geradlinige Netze, wie die flächentreuen Zylinderprojektionen von Lambert 
und von Behrmann, die flächentreuen Trapezprojektionen von Collignon und von 
mir ohne weiteres konstruieren. Das Bedürfnis nach Lamberts flächentreuer Zylinder 
projektion und Collignons flächentreuem Trapeznetz ist erstorben, und nur den 
andern genannten geradlinigen, flächentreuen Netzen kann noch Bedeutung zu 
gemessen werden. 1 
Die stereographischen oder winkeltreuen Netze haben den Vorzug, in äquator- 
und zwischenständiger Lage nur mit Kreisen und deren Teilen konstruiert zu werden. 
Die Konstruktion mit Kreisen kann zuweilen leichter als die mit geraden Linien sein. 
Die hierher gehörigen, schon dem Altertum bekannten Kartennetze haben sich gleich 
falls wegen der bequemen Zeichnung immer größerer Beliebtheit erfreut, und der 
äquatorständige stereographische Entwurf für die Erdhälften ist heute noch in At 
lanten zu sehen. Die Planiglobenzeichnung ist von ihm über drei Jahrhunderte be 
herrscht worden, 1 2 von der ebenfalls kreistreuen Globularzeichnung, obwohl schon 
bei Nicolosi (um 1660) nachgewiesen, nur ein volles Säkulum 3 , und von deren Nell- 
schen Modifikation 4 nur einige Jahrzehnte. Als Ansichten der gesamten Erde haben 
sich die kreistreuen Karten nicht einzubürgern vermocht (s. § 68). Auch andere 
kreistreue Netze haben sich nicht gehalten, wie die sogenannte zweite „Ptolemäus- 
projektion“. Abgesehen davon, daß die stereographischen Netze außer kreistreu 
noch winkeltreu sind, sagt uns doch die starke Vergrößerung der Netzmaschen 
nach dem Kartenrand nicht recht zu, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, 
daß viele nur durch Kreisbogen dargestellte Projektionen etwas Manieriertes an sich 
haben. Einigen von ihnen haften die Kinderjahre der kartographischen Entwicklung 
zu offensichtlich an. 
Das Manierierte der kreistreuen Netze wird durch die Projektion der Kreise 
in Ellipsenform wesentlich gemildert; es ist, als ob die Ellipsenlinie zwischen 
der ursprünglichen Geraden und der Kreislinie ausgleichen wolle. Hier melden 
sich die flächentreuen Azimutalprojektionen von Lambert für die Hemisphären 
und Einzellandgebiete, in äquatorständiger Lage sowohl wie in zwischenständiger. 
Bei der zwischenständigen orthographischen Projektion bilden gleichfalls Parallelen 
und Meridiane Ellipsen. Die Abänderung der Lambertschen flächentreuen Pro 
1 Wie trapezartige Netze für kleinere Gebiete verwendet werden können, zeigt die „Geo 
graphische Übersichtskarte des Atlas“ von M. Blankenborn (P. M. Ergh. 90, 1888). Damit will 
ich aber nicht sagen, daß ich den von Blankenhorn gewählten geradlinigen Entwurf als muster 
gültig halte. Über die Anwendung von einfachen Trapetznetzen durch Hi pparch, Ortelius, Homann 
vgl. H. Wagners Lehrbuch a. a. O., S. 218, 219. 
2 Im 16. und 17. Jahrh. ist diese Projektion auch vielfach zur Darstellung für ganz Amerika 
und Afrika benutzt worden, so von Mercator und seinen Nachfolgern. 
3 Die Globularprojektion, ein Mittelding zwischen orthographischer und winkeltreuer Pro 
jektion, benutzte de la Hire in äquatorständiger Lage zu Sternkarten und A. Arrowsmith zu Welt 
karten. Die englischen Atlanten zu seiner wie nach seiner Zeit zeigen sehr häufig die Erdansichten 
in Globularprojektion. 
4 Von E Debes kultiviert. Siehe in d. Mitt. des Ver. f. Erdkde. zu Leipzig 1882. Debes 
gibt hier Tabellen der Kreishalbmesser. Nell hatte 1852 die nach ihm benannte Modifikation des 
Globularnetzes angegeben.
	        
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