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Das Kartexmetz.
ihrer pol-, äquator- und zwischenständigen Lage. Die zweite Gruppe füllen die
Kegel-, Zylinder und Kreisringprojektionen aus, deren jede Abteilung wieder durch
echte und unechte Projektionen vertreten ist. 1
Über die von mir befolgte Einteilung ist man, soweit ich die Literatur kenne,
nicht hinausgekommen; gern würde ich dem Bessern den Vortritt geben. M. Groll
und J. V. Eriksson haben sich im wesentlichen an meine Einteilung gehalten. Der
erstere spricht in der bekannten Kartenkunde von den Abbildungen auf die Berührungs
ebene oder azimutale Projektionen und von den Abbildungen auf den Kegel- und
Zylindermantel. Von hier ab wird er selbständiger und behandelt als besondere
Gruppen die aus den vorerwähnten Entwürfen graphisch abgeleiteten Projektionen
und solche, die sich lediglich auf mathematischem Wege ableiten lassen. Was heißt
graphisch abgeleitet, das ist ein Begriff, der gerade bei den Projektionen sehr dehnbar
ist; unter Umständen kann er auch nichtssagend sein. 1 2 Ebenso anfechtbar ist die
Bezeichnung der Gruppe von Kartennetzen, die sich lediglich auf mathematischem
Wege ableiten lassen, also ohne Hilfskörper. Darunter fallen nach ihm auch meine
Kreisringprojektionen oder Polarongkoide. 3 An Klarheit, Einfachheit und Brauch
barkeit wird die Grollsche Einteilung von der Gruppierung durch J. V. Eriksson
übertroffen. Die zwei Untergruppen des zweiten und dritten Hauptteils meiner Auf
stellung, also die echten und unechten Projektionen, erhebt er zu den beiden Haupt-
gruppen seines Systems. Innerhalb jeder Hauptgruppe unterscheidet er azimutale,
konische und zylindrische Projektionen, die ich als Hauptgruppen aufgestellt habe.
Somit hat Eriksson eine Umgruppierung vorgenommen und dadurch jeder bedeuten
dem Projektion, die man jetzt kennt und nennt, ein Obdach gegeben 4 , wobei allein
die Einteilung der Azimutalprojektionen in echte und unechte eine strittige ist.
1 Nach diesem Systematisierungspi’inzip sind die Projektionen im „Geographischen Praktikum“
von Krümmel-Eckert behandelt, S. 5—23.
2 Zuletzt ist jede wichtigere Projektion in Atlaskarten graphisch abgeleitet, wenn man z. B.
wie Groll sagen will, daß aus der einfachen (Berührungs-) Kegelprojektion die Bonnesche oder die
mittabstandstreue und flächentreue herzförmige Stab-Wernersche Projektion oder die amerika
nische polykonische Projektion mit längentreuem Mittelmeridian und längentreuen Parallelen graphisch
abgeleitet sind. Daß aus der quadratischen Plattkarte die Mercator-Sansonsche Projektion
graphisch abgeleitet wird, erscheint mir gesucht.
3 Hätte sich Groll ein wenig mehr in meine Arbeit (P. M. 1906. oder Geogr. Praktikum 1908)
vertieft, oder in deren Auszüge bei H. Haack (G. J. XXX11I, 1910, S. 163ff.), bei A. Bludau
(Zöppritz-Bludau. I. 1912, S. 201 ff.), würde er kaum den Kreisring (die Wulst) als Hilfskörper
übersehen haben. Auch Eriksson vergißt nicht, den Kreisring als Pi’ojektionskörper bei meinen
Projektionen hervorzuheben.
4 J. V. Eriksson: Om Kartprojektioner. Uppsala 1916. I. Hauptgruppe: Echte Pro
jektionen: A. Azimutale Proj. 1. orthograph., 2. stereograph., 3. gnomonische und 4. externe
Proj. B. Konische Proj. 1. echte konische, 2. Schnittkegel-, 3. polykonische und 4. Polvederproj.
C. Zylindrische Proj. 1. echte Zylinderproj. II. Hauptgruppe: Uixechte Projektionen.
A. Azimutale Proj. 1. mittabstandstreue Azimutalproj., 2. Lambei-ts flächentreue Azimutalproj.
und 3. Globularproj. B. Konische Proj. 1. längentreue (speichentreue)konische, flächentreu kon.,
3. winkeltreu kon., 4. Bonnesche und 5. Stab-Wernersche Proj. C. Zylindrische Proj. 1. quadra
tische Plattkarte (nebst Cassini-Soldnerproj.), 2. rechteckige Plattkarte, 3. Lamberts flächentreue
Zylinderproj., 4. flächentreue rechtschnittige Zylinderproj. (Behrmann), 5. winkeltreue Zylinder
proj. (Mercatorproj.), 6. Sanson-Flamsteedsche Proj., 7. Mollweides Proj., 8. Hammers flächen
treue Erdkarte, 9. Kreisproj. (van den Grinten) und 10, Eckerts Polarongkoide.