Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die geographische Brauchbarkeit einiger Projektionen. 
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Stellung zum ersten Male angewandt hat. 1 Mag sein, aber die im Isolario del Bordone, 
Venedig 1528, ist nicht die älteste, wie er und E. v. Nordenskiöld annehmen,‘sondern 
die in Apians Cosmographicus liber vom Jahre 1524 (s. S. 121, 122). 1 2 
Die Apiansche Form war mit mehr oder weniger Abänderung durch das ganze 
16. Jahrhundert beliebt, verschwindet aber dann ziemlich rasch, tauchte erst 1783 
bei Lotter wieder auf (S. 121) und erhielt die geläuterte Form als Oval im 19. Jahr 
hundert, durch Mollweide am Anfang und durch Hammer am Ende des Jahr 
hunderts. M. Groll macht geltend 3 , 1 daß die Hammer sehe Projektion für die 
wichtigsten Festlandgebiete noch günstigere Verzerrungsbedingungen ergibt, wenn 
der Projektionsmittelpunkt nicht im Äquator, sondern in nördlichen Breiten an 
genommen wird. Daraufhin konstruiert er das Kartenbild mit dem Hauptpunkt in 
50° n. Br. und nennt den Entwurf „flächentreue transversale Planisphäre“. Für das 
Institut für Meereskunde in Berlin und unter dem Einfluß dieses Institutes hat Groll 
das neue Netz zur Darstellung verschiedener physikalischer und wirtschaftlicher Er 
scheinungen benutzt. Zugleich ist das Netz ein weiterer Beleg, zu welchen Absurdi 
täten die Anbetung der Formel führt. Dem Grollschen Erdbild kann man kaum 
ein verschrobeneres zur Seite stellen. Der Äquator scheint total verschoben, die Süd 
hemisphäre wassersüchtig aufgedunsen. Auf der Nordhemisphäre erscheinen die Kon 
tinente platt ausgebreitet, auf der Südhalbkugel jählings umgebogen. Mit solchen 
Erdbildern sollte man uns wirklich verschonen! 
Wir achten die Oval-, Ellipsen-, Ei- oder Zwiebelform für flächentreue Erd 
karten, wie bei Mollweide, Aitow und Hammer, als die gefälligste. Diesem Umriß 
nahe kommt meine flächentreue Ellipsenprojektion und der alte Apianische Erdkarten 
entwurf, während bei meiner Kreisringprojektion durch den Ansatz der sinuslinigen 
Piandmeridiane an die Pollinien wohl die gleiche Umrißlinie gestört wird, nicht aber die 
Gleichsinnigkeit der Umrißlinie. Immerhin ist dies Verfahren bei weitem besser als die 
Umrißform zu zerschlitzen, wie es K. Zöppritz bei der flächentreuen perigonalen Kegel 
projektion für Afrika versucht hat. 4 Das Erdbild, wie überhaupt jedes Kartenbild 5 mit 
geschlossener und gleichsinniger, d. h. in einer gegebenen Kichtung soviel wie möglich 
stetig fortschreitenden Umrißlinie hat jederzeit etwas Buhiges und vor allem viel 
Anschaulicheres an sich als das mit Zacken und andern Detailformen umgrenzte Bild. 
Andere Umrißformen, wie Herzform und Apfel- bzw. Nierenform, haben 
sich in die moderne Kartographie nicht einzuführen vermocht; jene ist, wie wir 
wissen, schon längst außer Gebrauch gesetzt und diese, der epizykloidische Entwurf 
von F. August, ist trotz der Erdkarte von Kiepert in dieser Projektion erst gar 
nicht in Mode gekommen. 6 Dasselbe Schicksal erwartet auch van der Grintens 
1 Bei den mittelalterlichen Karten kam zuweilen eine ovale Umrandung vor, wie bei Ranulf us 
de Hyggeden, 1360, imago mundi, in suo polychronicone. Vgl. J. Lelewels Atlas zur Geographie 
du moyen äge. Brüssel 1850, Taf. 25. 
2 Ovale Erdkarten finden wir noch bei Giov. Andrea Vavassore, von dessen Weltkarte 
sich noch Exemplare in München und Paris befinden (oben, S. 120), ferner bei Pietro Coppo, Por- 
tolano, Venedig 1528, mit ovaler Weltkarte, aber ohne Meridiane und Parallele, bei Giov. Pietro 
de Matin 1529, Fr. Rosello 1532, Grynaeus in Novus Orbis 1532, 1537, 1555, Vadianus 1534, 
Münster 1540, Cabot 1544, Gastaldi 1546, 1548, 1562 u. bei a. m. 
3 M. Groll: Kartenkunde. I. Die Projektionen. Berlin u. Leipzig 1912, S. 95. 
4 S. Abb. auch bei Bludau, a. a. O., Taf. 6. 
5 Vgl. das, was über Zöppritz’ Afrikakarte auf S. 176 gesagt ist. 
6 Vgl. Z. der Ges. f. Erdkde. Berlin. IX. Bd. — S. Abb. auch bei Bludau, a. a. O., Taf. 6.
	        
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