Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Das Kartennetz. 
gestreckten Parallelen die sinuslinigen Meridiane gemeinsam, doch hat sie eine weit 
geringere Schnittwinkel- und Maximalwinkelverzerrung als jene und ist darum für 
die Darstellung des gesamten Erdbildes bei weitem geeigneter als die Mercator- 
Sansonsche Projektion. Indessen ist letztere reich an geographischen, terrestrischen 
Eigenheiten, daß sie durchaus nicht die Vernachlässigung verdient, die ihr besonders 
von mathematischer Seite aus gewünscht wird. Weil mit der Entfernung vom Äquator 
und von dem gewählten Mittelmeridian sehr starke Verzerrungen rasch auftreten, 
sollte der Gebrauch der Abbildung nach Hammers Ausführung ganz verboten sein. 1 
Schon bei Homann lesen wir von den „Sansonschen Affen in Frankreich und 
Holland“; 1 2 und Hammer spricht von einem Morbus Sansonii und eifert ziemlich 
heftig gegen den Sansonismus in verschiedenen Handatlanten, wie im Atlas général 
von Vidal-Lablache, in Andrees Handatlas, in Spameis Atlas (Text von A. Hettner), 
im Atlas Larouse. 3 Dem kann von geographischer Seite nur bedingt zugestimmt 
werden. Keinem denkenden Geographen wird es noch einfallen, der Mercator-Sanson- 
schen Projektion Darstellungen der ganzen Erde zugrunde zu legen, aber für äquator 
nahe Gebiete, für die sie nach Hammer auch verpönt sein soll, ist sie immer noch 
sehr wohl anzuwenden. Wenn man auf ein geschlossenes, ganzrandiges Bild verzichtet, 
dann kann man die Mercator-Sansonsche Projektion z. B. in sechs Globusstreifen 
karten auflösen, wie es Sipman getan hat; dann erkennt man die großartigen Vorzüge 
der Projektion und wie sie vorzugsweise dazu geeignet ist, die Entstehung des Karten 
bildes aus der Kugelfläche, die Wechselwirkung zwischen Globus und Karte verständ 
lich zu machen. 
Insonderheit hat sich Afrika immer eine ganze Reihe von Vorschlägen bezüglich 
neuer Projektionen gefallen lassen müssen, und Hammer hat recht, wenn er sagt, 
daß mit der Leidensgeschichte dieses Erdteils ein dickes Buch zu füllen wäre. 4 Zöpp- 
ritz, Hammer und Bludau haben sich in der Hauptsache mit der Anwendung 
neuerer Projektionen für Afrika beschäftigt, wobei eine besondere Auseinandersetzung 
zwischen Hammer und Bludau nicht ausblieb, indem Hammer aus rein mathe 
matischen Erwägungen sogar einer schiefachsigen Azimutalprojektion für Afrika den 
Vorzug gibt und dabei auf geradlinigen Mittelmeridian und geradlinigen Äquator 
verzichtet. 5 Daß aber selbst mathematisch gut geschulte Köpfe vor Geschmacklosig 
keiten nicht bewahrt bleiben, zeigt K. Zöppritz mit seiner flächentreuen perigonalen 
Kegelprojektion nach Tissot. Vor dieser linksseits aufgeschlitzten Kartenprojektion 
wird jeder Geograph mit Breusing einen Horror empfinden. 6 Unumwunden muß 
anerkannt werden, daß die kreisförmig umschlossene, flächentreue Azimutalprojektion 
von Afrika das Bild von Afrika ziemlich mathematisch getreu und gewiß auch form 
1 E. Hammer: Unechtzylindrische und unechtkonische flächentreue Abbildungen. Mittel 
zum Aufträgen gegebener Bogenlängen auf gezeichneten Kreisbögen von bekannten Halbmessern. 
P. M. 1900, S. 42. 
2 Homannische Vorschläge. Nürnberg 1747, S. 13. 
3 E. Hammer im G. J. XIX. 1896/97, S. 14; XX. 1897/98, S. 437; XXIV. 1901/02, S. 28, 
29, 30. Auf S. 30 weist Hammer auch auf verschiedene Einzelkarten in San-ons Projektion hin, 
wie z. B. auf S. Passarges Reisewege im Ngamiland. 
4 Geogr. Jahrbuch Bd. XIX. 1897, S. 14. Berühmt sind ja geradezu die „Entrüstungs 
abschnitte“ in seinen Berichten im Geogr. Jahrbuch geworden. S. Anm. vorher. 
5 Hammers und Bludaus (gegenseitige) Erörterungen über das azimutale Afrikanetz haben 
sich über zehn Jahre hingezogen. Vgl. P. M. 1892, S. 214ff. ; 1894, S. 113; 1899, S. 246, S. 138 des LB. 
6 A. Breusing, a. a. O., S. 58 u. Taf. 6. — Vgl. oben S. 169.
	        
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