Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Das Kartennetz. 
rändern außer der Angabe der geographischen Netzeinteilung noch die der Längen 
einteilung nach rechtwinkligen Koordinaten gebracht wird. So zeigen die Karten 
ränder der Karte 1 : *25000 in Württemberg und Baden die Teilungen von 1000 zu 
1000 m und in Sachsen und Hessen von 2000 zu 2000 m. Auf den neuern hessischen 
Blättern sind die Koordinaten vollständig ausgezogen wie auch auf der Topographischen 
Landeskarte des Herzogtums Braunschweig 1 : 10000, hier als 1 km-Netz. 
Wie die Gaußschen Koordinaten den Soldner sehen, ist auch das Gitternetz, 
das sich auf Gaußsche Koordinaten bezieht, dem Soldnerschen wegen der großen 
westöstlichen Ausdehnung überlegen. Mit dem Gitternetz des Gaußschen Koordinaten 
systems beschäftigt sich Baumgart (S. 184) eingehender und betont, daß sich in 
folge des zunehmenden Gebrauchs von Karten in allen Wirtschaftszweigen des öffent 
lichen Lebens im vermehrten Maße die Notwendigkeit gezeigt hat, ,,die bisher nur 
auf militärischen Karten gebräuchlichen -Meldegitternetze mit 1 km Maschenweite 
auch auf alle technischen und wirtschaftlichen Karten großem Maßstabes zu über 
nehmen“. Um die Bezifferung des Gitternetzes allgemein verständlicher zu machen, 
bringt er den Vorschlag, für x und y die einfachem Ausdrücke „hoch“ und „rechts“ 
für den allgemeinen Kartengebrauch zu wählen, da es sich für Deutschland nur um 
Werte des ersten Quadranten handelt. Ferner schlägt er vor, die nach O positiv 
zählende i/-Achse in den Äquator und die nach N positiv zählende #-Achse in den 
Nullmeridian von Ferro zu legen, wodurch der Anfangspunkt der rechtwinkligen 
Koordinatenzählung mit demjenigen der geographischen Werte identisch wird. Die 
Vorteile einer solchen Zählung sind offenbar. Alle Koordinatenwerte Deutschlands 
(wie Europas, Ferro-Orientierung vorausgesetzt) liegen in dem Nordostquadranten, 
sind mithin durchgängig positiv. Damit erübrigen sich in Karten und Koordinaten 
tabellen alle Vorzeichen. - Ebenso vereinfacht sich die trigonometrische Rechnung. 
Von seiten des Geographen muß man Baumgarts Vorschlag aufs wärmste unter 
stützen. 
Auf den neuen Kriegskarten in 1 : 5000, 1 : 10000 und 1 : 25000 hat sich das 
Gitternetz vorzüglich bewährt, vor allem zu Meldezwecken, weshalb man auch von 
Meldegitternetz spricht. Ein Kartenbild mit dem Gitternetz hat eine außer 
ordentliche Orientierungskraft. Für artilleristische Zwecke wurden besondere Karten 
in 1 : 25000 herausgegeben, auf denen die Kilometerentfernung nochmals in 5 Teile 
unterteilt wurde, so daß ein Kilometerquadrat in 25 Kleinquadrate von je 64 qmm 
Fläche zerfällt. Das Kleinquadrat, dessen Seiten je 200 m in der Natur entsprechen, 
wurde nochmals in 4 kleinere Quadrate, a, b, c, d, geteilt, deren Seiten mithin je 
100 m, auf der Karte 4 mm lang waren. Damit hatte man ein praktisches, leicht 
verständliches und nie versagendes Mittel, die wichtigsten Geländepunkte, Artillerie 
stellungen, Minenwerferstände, Beobachtungsstellen, Truppenstellungen usw. so genau 
wie möglich anzugeben und gegebenenfalls zu melden. Selbst die Flieger bedienten 
sich bei ihren Meldungen des Kleingitternetzes. Für die Infanteriekarten war letzteres 
nicht angebracht, da es die schnelle Lesbarkeit des Kartenbildes beeinträchtigt hätte. 
Man half sich mit einer transparenten Zelluloidplatte, auf der ein Kilometerquadrat 
mit Kleingitternetz eingeritzt war. Zur genauem Lagebestimmung wurde die Platte 
auf die Karte gelegt und die gewünschte Auskunft ebenso sicher wie mit einem voll 
ständig ausgezogenen Kleingitternetz des Kartenblattes gegeben. 
Außer der Zelluloidplatte bediente man sich auf den Kriegskarten zur raschen 
Bestimmung von Punkten des Planzeigers, auch einer Errungenschaft der Kriegs-
	        
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