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Die Kartenaufnahme.
reichischen Alpenvereins erschienen sind; aus ihnen lassen sich die geologischen
Schichtungen, Faltungen, Verschiebungen, ferner Gletscherübertiefungen, Schutt
kegel, Sandreißen, Formen der Mulden (ob kessel-, teller- oder trichterförmig), Tal
stufen, Terrassen u. a. m. herauslesen. All diese Bemühungen der Alpenkartographen,
den geologischen Verhältnissen im topographischen Bilde Rechnung zu tragen, sind
von den verschiedensten Seiten gewürdigt worden, so von Eug. Oberhummer,
A. Penck, Ed. Richter, Em. Chaix, A. v. Lapparent. 1 Beachtung verdient
auch das Vorgehen von J. Moriggl, der vom Gesichtspunkt der Gangbarkeit des
Terrains die Darstellung der Bodenart in der Karte verfolgt. 1 2
Hinwiederum ermahnt S. Passarge die Geologen, selbst in Ländern, deren
Übersichtskarten in verhältnismäßig großem Maßstabe vorliegen, eigene Karten
anzufertigen, „da kaum jemals die vorhandenen Karten von Kartographen stammen,
die für die Geländeformen und ihre Abhängigkeit vom geologischen Bau Verständnis
haben, und da ferner gar zu leicht die Aufnahmen geradezu ungenau sind“. 3 Weniger
trifft dies für topographisch vollwertig erschlossene Länder zu.
88. Eine bessere geographische und geologische Ausbildung der Topographen.
Die Instruktionen und theoretisch praktischen Anleitungen für topographische Auf
nahmen in der Schweiz, in Bayern, Österreich, Italien und Frankreich unterlassen
nicht, auf die Kenntnis der geologischen Beschaffenheit der aufzunehmenden Land
schaft hinzuweisen. In der Instruktion für topographische Aufnahmen im Hoch
gebirge der Schweiz heißt es S. 27: „Der aufnehmende Ingenieur wird vor allem
die Terrainbildung so weit studieren, daß er sich über die Art und Weise der Model
lierung unserer heutigen Bodenoberfläche klar wird. Er wird dabei eine Reihe immer
wiederkehrender typischer Formen finden, die, unter gleichen Gesetzen gebildet,
gleichartige Gestaltung zeigen und zu deren charakteristischer Darstellung jeweilen
analoge Punktbestimmungen notwendig sind. Aus der Beachtung der wechselseitigen
Beziehungen zwischen geologischer Bildung, örtlicher Lage, Vegetationscharakter,
Bewohnung, Wegnetz, überhaupt der gesamten Bodenbedeckung, ergibt sich für
den Aufnehmenden eine geistige Auffassung, welche ihn befähigt, die technischen
Operationen mit Verständnis auszuführen und bei Anbringung aller dem Maßstabe
zukommenden Details ein klares Kartenbild zu liefern.“ A. Heller sagt in der
Theoretischen und praktischen Anleitung für den Dienst der topographischen Zeichen
sektion, München 1902, kurz und klar: „Es genügt nicht, ein bloß schönes Bild zu
schaffen, sondern es müssen die durch das Material, die Schichtungs-, Lagerungs
und Verwitterungsverhältnisse, bedingten Momente, wie sie sich dem Beschauer zeigen,
auch aus der Zeichnung zu ersehen sein.“ Aus den Werken über Geländekunde in
den neunziger uud folgenden Jahren, besonders aus demjenigen von de la Noë und
Em. de Margérie, geht hervor, daß auch Frankreich das geologisch-stratigraphische
1 A. de Lapparent geht im Hinblick auf das geologische Verständnis hauptsächlich auf die
Richtlinien des Studiums topographischer und geographischer Karten ein; vgl. seine beiden Aufsätze
„L’art de lire les cartes géographiques“ in Comptes rendus ass. franç. av. sc„ 25. sess., Paris 1896 und
in Rev. scientif. Paris 1896, S. 385 ff.
2 J. Moriggl: Anleitung zum Kartenlesen im Hochgebirge m. bes. Berücksichtigung der von
D. u. Ö. Alpenverein herausgeg. Spezialkarten. München 1909. (Die 14 beigegebenen Kartenbeilagen
sind recht instruktiv!)
3 S. Passarge: Geologische Beobachtungen i. d. Tropen u. Subtropen. In K. Keilhacks
Lehrbuch der praktischen Geologie. 3. Aufl. I. Stuttgart 1916, S. 253.