Wirtschaft und topometrische Karte.
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Die morphologisch gut aufgenommene topographische Karte ist für die weitere
geologische Kartierung von großem Vorteil. Für jede geologische Aufnahme ist die
topographische Grundlage unentbehrlich, selbst in Ländern, die erst erschlossen
werden sollen. W. Volz z. B. fand hei seinen geologischen Untersuchungen in Nord-
Sumatra die vorhandenen Karten so lückenhaft und falsch, daß er, um überhaupt
seine geologischen Beobachtungen zu Papier bringen zu können, gezwungen war,
sich selbst zunächst die topographische Grundlage zu schaffen. 1 Vor eine ähnliche
Aufgabe wurde W. Penck gestellt, als er den Südrand der Puna de Atacama, ein
Gebiet innerhalb der ariden Zone Südamerikas, geologisch zu erforschen hatte. 1 2
Neuerdings fängt die Maßstabfrage auch hier an, von Wichtigkeit zu werden,
wenngleich die diesbezüglichen Wünsche in geologischen Kreisen noch spärlich auf-
treten, z. B. in Keilhacks Lehrbuch der praktischen Geologie 3 , wo darauf hin
gewiesen wird, daß für geologische Aufnahmen die Meßtischblätter 1 :25000 oft
nicht mehr genügen. Bei der Beanspruchung zahlreicher Farbendruckplatten dürfte
inan mit den geologischen Landeskarten, wie sie jetzt in jedem großem Staat und
Einzelstaat in 1 : 25000 ausgeführt werden, auf Jahre hinaus zufrieden sein. Auch
E. Hammer hält den Maßstab 1 : 10000 für die Grundlage einer allgemeinen geo
logischen und agronomischen Landesdarstellung zu groß. 4 Anders verhält es sich
bei der Aufnahme im Felde, wo man gern zu dem Maßstab 1 : 10000 seine Zuflucht
nehmen wird, wenn nicht gar bei verwickeltem geologischen Verhältnissen, wie bei
Bruchzonen, Erzgängen, Lagerstätten usw., zu Katasterkarten, denen aber meistens
die Höhen fehlen. Sicher ist, daß bei geologischen Detailaufnahmen die künftige
topometrische Grundkarte in 1 : 5000 eine große Bolle zu spielen berufen ist. Über
sichtlich und so vollkommen wie möglich muß die geologische Aufnahme sein; diese
Forderungen zu erfüllen, ist der Maßstab 1 : 5000 gerade geeignet, und vereint mit
einer auf zahlreichen Punktmessungen beruhenden Höhenkurvenzeichnung wird die
Feldarbeit des Geologen ebenso erleichtert wie gefördert.
III. Wirtschaft und topometrische Karte. 5
90. Geologisch-agronomische Karten. Forstkarten. Nahe verwandt der geo
logischen Karte ist die Bodenkarte oder, ihr engeres Betätigungsfeld umfassend, die
agronomische Karte. Daß das geologische Moment nicht vergessen werde, dafür
sprechen die geologisch-agronomischen Karten. 6 Die Karten basieren auf einer
geologischen und praktisch-wissenschaftlichen Untersuchung. Ihre Hauptaufgabe
ist, die dadurch festgestellten physikalischen und chemischen Eigentümlichkeiten
1 W. Volz: Kartographische Ergebnisse meiner Reisen durch die Karo- und Pakpak-Batak-
länder (Nordsumatra). Tijdschrift van het Koninklijk Nederlandsch Aardrijkskundig Genootschap,
2 e Ser. dl. XXV, 1908, S. 1346.
2 W. Penck: Topographische Aufnahmen am Siidrand der Puna de Atacama (X W Argen
tinien). Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin 1918, S. 193ff.
3 K. Keilhack: Lehrbuch der praktischen Geologie. 3. Aufl. Stuttgart 1916. I. S. 14, 15.
4 E. Hammer: Über die Bestrebungen der neueren Landestopographie. P. M. 1907. S. 107.
5 A. Abendroth spricht von der topometrischen Karte 1:5000 nur als von der „wirtschaft
lichen Einheitskarte“; s. A. Abendroth: Die Praxis des Vermessungsingenieurs. Berlin 1912,
S. 773-777.
6 Vgl. u. a. K. Keilhack: Einführung in das Verständnis der geologisch-agronomischen Spezial
karten des Norddeutschen Flachlandes. Berlin 1901.