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Die Kartenaufnahme.
Bei allen Vorteilen der topometrischen Grundkarte in 1 : 5000 bin ich mir der außer
ordentlichen Schwierigkeiten eines derartigen epochalen und von unzähligen Inter
essenten dringend geforderten Werkes gar wohl bewußt. Aber mit dem Feldzeug
meister Otto Frank, dem letzten berühmten Kommandanten des k. u. k. Militär
geographischen Instituts bin ich der Überzeugung, daß es durchs Zusammenwirken
aller wissenschaftlichen, technischen, industriellen und staatlichen Faktoren doch
gelingen muß, ,,alle Schwierigkeiten zu überwinden und eine Landesaufnahme zu
schaffen, die das Beste und für lange Zeiten Gültige leistet“. Schon 1905 kam Frank
zu der Überzeugung, daß der Maßstab 1 : 25000 infolge seiner merklichen Verschiebungen
von Horizontalprojektionen den Anforderungen der Technik usw. nicht entspricht. 1
Von dem Grundsatz ausgehend, den Maßstab bei einer großmaßstabigen topographischen
Karte so zu wählen, daß durch die Signaturen keine Verschiebungen von Terrain
teilen und -gegenständen möglich sind, kam er bei seinen Untersuchungen über den
Maßstab 1:25000 zu dem Ergebnis, daß Verschiebungen bis 50 m Vorkommen, so
bei Wegen, kleinen Talweitungen, selbst bei Kuppen, Sätteln usw., und zwar auf
Kosten des Geländes. Selbst im Hochgebirge ist bei 1 : 25000 das topographische
Detail zu gering und die Anzahl der Höhenkoten zu klein. Ohne von E. Hammers
Arbeiten über diesen Gegenstand Kenntnis gehabt zu haben war auch Frank wie
ich durch die Erfahrungen des Krieges auf den Gedanken der Ausführung einer groß-
maßstabigen Grundkarte mit Höhenschichten gekommen, ein guter Beweis dafür,
daß das Bedürfnis nach jener Karte an verschiedenen Stellen entstanden und laut
geworden ist. 1 2
Interessant ist es, festzustellen, wie innerhalb weniger Jahrzehnte die Ansprüche
an den Maßstab sich geändert haben. Als die ersten Meßtischblätter nach 1871 der
Öffentlichkeit übergeben wurden, war das ein Ereignis, und kein Geringerer als
C. Vogel weist auf die wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Aufnahmen
in 1 : 25000 hin, wie sie ein Hauptträger der Nationalökonomie und Statistik sind,
überhaupt derjenigen Wissenschaften, die sich vorzugsweise mit den Lebensäußerungen
des Staates und der Menschheit beschäftigen, die mithin den größten Einfluß auf
das Wohlergehen des Ganzen und des Individuums ausüben. ,,Staat und Gemeinde,
Gesellschaften und die einzelne Person finden in diesen Karten den Nachweis und
die Grundlage zur Ausübung für die verschiedensten Lebenszwecke. Ihre Wichtig
keit für das militärische Interesse hier ganz beiseite lassend, sind sie die Vorbedingung
für die genaue und erschöpfende Anfertigung von wissenschaftlichen, naturhistorischen,
meteorologischen und geologischen Karten.“ 3 Und schon vor Vogel hat K. Kofistka
1 O. Frank: Landesaufnahme u. Kartographie. Mitt. d. k. k. militär-geogr. Inst. XXIV.
Wien 1905, S. 52, 53, 57. — Frank erweiterte die Vorschläge von Bancalari und gab ihnen positive
Grundlage. Bancalari hatte seinerzeit scharfe Kritik an den offiziellen österreichischen Karten und Auf
nahmen ausgeübt, wobei er u. a. auch zu dem Ergebnis kam, daß eine Neuaufnahme geschaffen werden
müsse, die den mannigfachsten Wissenszweigen diene; sie müsse eine Art geographischer morpho
logischer und topographischer Kataster zu werden trachten. Vgl. G. Bancalari: Studien üb. d.
Österreich.-ungar. Militärkartographie. S.-A. aus d. Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine.
Wien 1894, S. 30.
2 Gerade über diesen Punkt und weitere kartographische Probleme hatte sich Frank mit mir
bereits schriftlich in Verbindung gesetzt. Er hatte mir auch seinen Besuch im Felde angekündigt,
als plötzlich der Tod seinem tatenreichen Leben ein jähes Ende bereitete, was ich im Interesse meiner
kartenwissenschaftlichen Studien besonders schmerzlich empfunden habe.
3 C. Vogel: Die vom K. Preußisch. Ministerium f. Handel usw. herausgeg. Meßtischblätter
der Generalstabsaufnehmen. P. M. 1873, S. 366ff.