Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Allgemein Methodisches und Kritisches. 
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In Schrift und Karten hat er seit Jahrzehnten gewirkt, die Karte in den Mittelpunkt 
geographisch-kartographischer Erörterungen zu stellen. Ihm verdanken wir sehr viel; 
und wenn wir irgendwo tiefer im kartographischen Arbeitsfeld schürfen, begegnen wir 
neben E. Hammer 1 und H. Wagner 1 2 immer wieder seinem Namen und werden uns 
öfters mit ihm zu beschäftigen haben. Das Schwergewicht seiner Untersuchungen 
liegt weniger auf dem Gebiete der Methode als dem des Untersuchungsgegenstandes 
an sich, indem er dessen Berechtigung als selbständiger Teil einer kartographischen 
Wissenschaft nachzuweisen versucht. 3 Er wollte eine „Geotechnologie“ begründen, 
die als technische Wissenschaft hauptsächlich Globuskunde, Geoplastik und Karto 
graphie umfassen sollte. Indessen haben wir uns seit langem daran gewöhnt, bei den 
kartographischen Betrachtungen die erdplastischen Darstellungen, Reliefs, Globen usw. 
mit einzuschließen, daß mithin die Bildung eines neuen Namens überflüssig erscheint. 
Wie mir Peucker 1914 selbst mitteilte, hat er die Bezeichnung „Geotechnologie“ 
wieder fallen lassen, wodurch eine weitere Erörterung darüber gegenstandslos wird. 
2. Wissenschaftliche (theoretische) und praktische Kartographie. Es erweckt 
leicht den Anschein, wenn ich von wissenschaftlicher und theoretischer Kartographie 
spreche, als ob ich damit einen Gegensatz konstruieren will. Schon Hammer hat mich 
seinerzeit darauf aufmerksam gemacht 4 , daß es vielleicht besser wäre, theoretisch statt 
wissenschaftlich zu sagen, weil ja die praktische Kartographie ebenfalls wissenschaft 
lich sein muß. Daß ich einen Gegensatz in dem Sinne aufrichten will, daß die praktische 
Kartographie nichts mit der Wissenschaft zu tun habe, liegt fern von mir. In dem 
Rahmen einer ,,Kartenwissenschaft“ halte ich den Ausdruck „wissenschaftlich“ um 
so mehr angebracht, als er umfassender als „theoretisch“ ist, wie sich im Laufe meiner 
Untersuchungen herausstellen wird. Ohne Schaden für die Forschungsergebnisse ge 
brauche ich vielfach beide als identische Begriffe, und in diesem Sinne wird sich gewiß 
auch der praktische Kartograph zufrieden erklären. Verschiedene praktische Karto 
graphen wollen von dem Unterschied nichts wissen, aber ich glaube, ohne ihrem Wissen 
und Können nahe zu treten, dürften meine Darlegungen sie davon überzeugen, daß 
man auf die Aufrechterhaltung beider Richtungen für ein ferneres fruchtbares Ver 
tiefen der Kartographie nicht verzichten kann. Selbstredend wird keine haarscharfe 
Trennung möglich sein, und ohne Wechselbeziehungen dürfte die eine wie die andere 
nicht bestehen. 
Von der wissenschaftlichen oder theoretischen Kartographie, die das 
1 E. Hammer ist besonders bekannt geworden durch die Übersetzung und Bearbeitung von 
A. Tissots „Mémoire sur la représentation des surfaces et les projections des cartes géographiques“, 
ferner durch seine „Geograplüsch wichtigsten Kartenprojektionen“ und — nicht zu vergessen — 
durch seine zuweilen klassischen kartographischen Referate in Petermanns Geogr. Mitteilungen und 
im Geogr. Jahrbuch. 
2 Bei H. Wagner denkt man vorzugsweise an die ausgezeichneten kartographischen Ab 
schnitte in seinem berühmten „Lehrbuch der Geograpliie“ und an seine kritischen Arbeiten zur Ge 
schichte der Kartographie in den Nachrichten v. d. K. Ges. der Wiss. der Universität zu Göttingen. 
3 Von den hauptsächlichsten hierher gehörigen Arbeiten K. Peuckers seien hervorgehoben: 
Schattenplastik und Farbenplastik. Wien 1898. — Zur kartogr. Darstellung der dritt. Dimension. 
G. Z. 1901. — Drei Thesen zum Ausbau der theoretischen Kartographie. G. Z. 1902. — Offener Brief 
an Herrn Dr. Haack. G. A. 1903. — Neue Beiträge zur Systematik der Geotechnologie. Mitt. d. 
geogr. Ges. Wien 1904. — Höhenschichtenkarten. Stuttgart 1910. 
4 E. Hammer i. d. Besprechung meines Aufsatzes über die Karthographie als Wissenschaft. 
P. M. 1908. LB. 248, S. 92.
	        
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