248
Die Kartenaufnahme.
Frankreich usw., nichts, am allerwenigsten an Kartenwerken, an die Seite stellen
läßt. Die holländischen Karten nehmen eine Sonderstellung ein, wie wir weiter unten
noch sehen werden. Wir wissen auch, daß die deutschen Kolonialkarten Gegenstand
bewundernder Nacheiferung seitens der an die deutschen Kolonien grenzenden Nach
barn geworden sind 1 ; und von Engländern und Franzosen, von letztem oft in über
schwenglichen Worten, ist die Überlegenheit und technische Vollendung der deutschen
Kolonialkarten zugegeben worden. 1 2
Missionare, Kaufleute, Farmer, Ingenieure, Landmesser, Beamte, Forscher
sind tätig gewesen, das topographische Bild der deutschen Kolonien zu enthüllen,
insbesondere sind viele Hunderte von topographischen Bouten- und andern Auf
nahmen ein Ruhmesblatt in dem Geschichtsbuch kolonialen Wirkens des deutschen
Offiziers; ich nenne nur einige der bekanntem, wie G Hartmann, C. v. François, E. Horn,
v. Seefried, Herrmann, G. Friederici, H. Glauning, Schlobach, Th. v. Trotha, v. Pritt-
witz und Gaffron, M. Weiß. Unter den Forschern, die durch ihre Aufnahmen die
Kartographie der deutschen Kolonien gefördert haben, seien hervorgehoben: 0. Bau
mann, L. Schulze-Jena, S. Passarge, H. Grüner, K. Hassert, E. Kohlschütter,
K. Sapper, C. Uhlig und Fr. Jäger. Das Wertvollste dieser Aufnahmen zusammen
gefaßt, in ein kartographisches Bild verarbeitet und so dem allgemeinen Verständnis
nahegebracht zu haben, ist in der Hauptsache das Verdienst von Richard Kiepert
in Berlin, Paul Langh ans in Gotha, Paul Sprigade und Max Moisel in Berlin.
Kiepert gab die ersten Sektionen der großen Spezialkarte von Ostafrika in 1 : 800000
heraus, welche Karte später in die Redaktion von Sprigade und Moisel überging.
Letztere beiden sind so recht die deutschen Kolonialkartographen 3 , die der deutschen
Kolonialkartographie gegenüber den ähnlichen Erzeugnissen anderer Kolonialländer
ein besonderes Gepräge aufgedrückt haben, daß man von einem eigenartigen
deutschen Kolonialkartentypus sprechen muß.
112. Die außerdeutsche Kolonialkartographie. Was sich für den deutschen
Kolonialbesitz auf wenige Dezennien beschränkte, hat sich bei den andern Kolonial
ländern auf viele Jahrzehnte verteilt, ohne, mit Ausnahme der Holländer, zu hervor
stechenden Leistungen gelangt zu sein. 4 Es lohnt sich nur, neben der deutschen von
einer englischen, französischen und holländischen Kolonialkartographie zu sprechen,
die Kolonialkarten und Aufnahmen der andern Kolonialvölker, wie Spanier, Por
1 C. Uhlig: Entwicklung, Methoden u. Probleme der Geographie der deutschen Kolonien.
G. Z. 1911, S. 366.
2 P. Sprigade: Max Moisel, ein Gedenkwort. Koloniale Rundschau, Z. f. Kolonialpolitik und
Weltwirtschaft. Berlin 1920, S. 147.
3 P. Sprigade u. M. Moisel (f 1920) waren die Führer des rühmlichst bekannten Karto
graphischen Instituts von Dietrich Reimer (E. Vohsen) in Berlin, das sich leider 1919/20 aufgelöst hat.
Sie verarbeiteten vorzugsweise die offiziellen Aufnahmen und die Aufnahmen, die im Aufträge der
Landeskundlichen Kommission ausgeführt wurden; sie sind die Kartographen des Kleinen und des
Großen deutschen Kolonialatlasses wie der einzelnen offiziellen Karten unserer Kolonien, die als Sonder
beilagen zu den Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten erschienen. Ihnen kamen die Erfah
rungen, die sich auf eigene Routenaufnahmen in Kamerun und Togo stützten, zugute. — Vgl. auch
Anm. 1 und 2, S. 245.
4 Zum Studium der Kolonialkarten deutscher wie fremder Besitzungen sei die Kolonialkarten
sammlung des alten Reichskolonialamts empfohlen. Als Führer dazu dient H. Marquardsen: Die
Kol.-Kart.-Sammlung des Reichs-Kolon.-Amts. Beilage zu Heft 2 der Mitt. aus d. Deutschen Schutz
gebieten. Berlin 1915.