1 ~r , , .71. .. - -
256 Die Kartenaufnahme.
weit ausgedehnt ist, kann als eben betrachtet werden. Vor hundert Jahren etwa
nahm Joh. G. F. Bohnenberger die Größe dafür zu 200 qkm an; in Jordans Ver
messungskunde lesen wir nur von 55 qkm = 1 Quadratmeile 1 . H. Wagner denkt
an 100 qkm mit dem Durchmesser von 10 km, das wäre ein Stück Meeresoberfläche,
das man von 2 m Höhe über dem Wasserspiegel nach allen Seiten hin zu überblicken
vermag. 1 2 Indessen kann man für die Größe eines für Triangulationszwecke als eben
aufzufassenden Erdoberflächenstücks kein bestimmtes Maß angeben, da es lediglich
auf den Genauigkeitsgrad ankommt, den man bei den Messungen erzielen will, und
da können selbst 100 qkm zu groß sein. Eine derartig gewonnene Flächengrenze,
innerhalb derer sich die Kleintriangulierung, die Feldmeßkunst oder niedere Geodäsie
betätigt, spielt lediglich für die Lagemessung eine Bolle, für die Höhenmessung muß
die Erdkrümmung früher berücksichtigt werden, da diese auf 1 km Entfernung
bereits 8 cm in der Höhe beträgt.
Die Triangulierung geht von dem Grundgedanken aus, daß mehrere Punkte
in der Ebene durch gerade Linien so untereinander verbunden werden, daß eine An
zahl Dreiecke entsteht, von denen zwei benachbarte Dreiecke eine Seite gemeinsam
haben, und daß es genügt, nur die Winkel des Dreiecknetzes zu messen, wenn eine
Seite als Basis genau bestimmt worden ist. Mit der größtmöglichen Schärfe muß
darum die Grundlinie (Standlinie oder Basis) festgelegt werden. Sie darf über ein
gewisses Maß nicht hinausgehen. Nach dem Vorgang von Gauß, dessen berühmte
Basis von Göttingen aus dem Jahre 1880 5198 m lang war, pflegte man im allgemeinen
eine Strecke von 6 km anzunehmen; in neuerer Zeit nimmt man die Strecken möglichst
groß, bei Drahtbasismessungen solche von 80—40 km. Mit den heutigen Hilfsmitteln
wird die Basis auf etwa V500000 ihrer Länge genau bestimmt; unter Umständen werden
noch genauere Besultate erzielt. 3 Bestimmte Einrichtungen und Meßinstrumente
sind zur Basismessung notwendig. 4 Das Meßverfahren, das heute am meisten und
mit großem Erfolge benutzt wird, sich auch im Kriege bewährt hat, ist das von
Jäderin in Stockholm angegebene, bei dem meist 24 m lange Drähte aus Invar 5 6
die Stelle der alten Stangenapparate vertreten.
Nach der Länge der Dreieckseiten, die bestimmt werden, hat man die Triangulierung
in verschiedene Ordnungen eingeteilt. Je nachdem die Dreieckseiten 20—50 km
und darüber, 10—20, 3—10 und 1—3 km lang sind, werden Triangulierungen I. bis
IV. Ordnung unterschieden. Die beiden ersten faßt man als Haupttriangulierung
zusammen, die beiden letzten als Kleintriangulierung, die das Netz der Haupt
triangulierung lediglich zu verdichten hat. Die Triangulation II. Ordnung heißt
auch Zwischentriangulierung. Während des Weltkrieges hatte es sich als nützlich
erwiesen, da die Triangulation I. Ordnung im Kriegsgelände so gut wie ausgeschlossen
war, von Triangulierungen I., II. und III. Klasse zu sprechen. Das Wort „Klasse“
statt „Ordnung“ wurde angewandt, weil man gewöhnt ist, mit dem Begriff der
1 W. Jordan: Handbuch der Vermessungskunde. II. 8. Aufl. Bearbeitet von O. Eggert.
Stuttgart 1914, S. 3.
2 H. Wagner, Lehrbuch, a. a. O., S. 91
3 H. Wagner gibt a. a. O., S. 96 den Wert zu 1: 700000.
4 Über die Basismeßapparate, die Geschichte, Genauigkeit und Schnelligkeit der Basismessungen
vgl. Jordan, a. a. O., II, S. 84ff.
6 Das Invar besteht aus 64°/ 0 Stahl und 36°/ 0 Nickel, sein Ausdehnungskoeffizient ist winzig.
Vgl. Jordan, a. a. O., III. 1916, S. 64.