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Die Karteuaufuahme.
Höhen der altern sächsischen Karten uni 0,056 m vermindert werden. Für die Höhen
auf den hessischen Karten vor 1902 beträgt die Reduktion — 0,125 m. Da die
braunschweigischen topographischen Karten erst später aufgenommen wurden,
erscheinen ihre Höhenangaben direkt in N. N.
123. Der Nivellenieiitsanschluß. Wie die einzelnen deutschen Staaten all
mählich den N. N. ein- und durchgeführt haben, müßten sich auch die einzelnen
europäischen Länder auf einen internationalen Normalpunkt einigen, ganz gleich,
ob auch das Mittelwasser für die verschiedenen Meeresgestade der europäischen Küsten
nicht gleich hoch ist. Es sind unter Umständen erhebliche Schwierigkeiten, die für
wissenschaftliche hypsometrische Untersuchungen, für Eisenbahn- und Kanalbauten
offenbar werden, wenn sich beim Überschreiten der Landesgrenzen die Höhenbeträge
ändern.
Die Berücksichtigung und Umrechnung der verschiedenen Landeshorizonte
hatte die Kriegskartographie auf unserer wie auf feindlicher Seite als eine höchst
unangenehme Arbeit empfunden 1 , und war durchaus nicht so leicht, wie man nach
dem Ausspruch der Zehnten Allgemeinen Konferenz der Internationalen Erdmessung
zu Brüssel annehmen müßte (s. S. 264). Auf französischen Karten hat man teils
mit Höhen nach dem „Nivellement Bourdalouë“ (1863 abgeschlossen), teils mit dem
neuen Hauptnivellement, auch „System Lallemand“ genannt, zu rechnen. Die Höhen
des alten Nivellements sind um rund 85 cm zu verkleinern. Die belgischen Höhen
müssen gegenüber dem französischen Nivellement général um 2,3 m vergrößert werden.
Das belgische Nivellement geht zurück auf die „Triangulation du Royaume du Pays-
Bas“ vom Jahre 1822. Der französische Nullpunkt liegt um 0,809 m tiefer als der
deutsche N. N. ; also N. N. + 0,809 m gibt beim deutsch-französischen Nivellements
anschluß die gewünschte französische Höhe in deutschem Wert. Die Höhe des
russischen Landeshorizonts schwankt, sie beträgt im Mittel + 0,31 rn ; die russische
Höhe gewinnt man demnach aus deutscher Höhe — 0,31 in.
C. Das Lichtbild in der Kartellaufnahme.
I. Das Lichtbild bei der terrestrischen Aufnahme.
124. Wesen und Bedeutung des Lichtbildes für die Aufnahme. In der Entwicklung
der Topographie spielt das Lichtbild seit einem Menschenalter eine größere Rolle,
und erst in jüngster Zeit ist es berufen, eine Umwälzung in der Topographie herbei
zuführen. Wenn es auch nie heißen wird: Das Lichtbild hat Meßtisch und Theodolit
überwunden und Topographie und Triangulierung erdrosselt, so läßt sich doch heute
die Tragweite der neuen Lichtbildmeßverfahren noch nicht überschauen, und man
muß feststellen, selbst auf die Gefahr hin, zu den „soldats du progrès“ gerechnet zu
werden, daß unsere gesamte Landestopographie anders eingestellt, daß manches
alte beliebte Aufnahmeverfahren zurückgedrängt werden wird, und daß sich den
neuen Methoden im Hinblick auf die Unreife der topographischen Kenntnis des
1 Vgl. M. Eckert: Die Kartographie im Kriege. G. Z. 1920, S. 277, 278.