Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Diis Lichtbild in der Luftaufnahme (Luftbildaufnahme, Aerophotogrammetrie). 
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hat sie eine Entwicklung erfahren, zu der in Friedenszeiten kaum ein Menschenalter 
gereicht hätte. Die senkrechten Aufnahmen der letzten Kriegsjahre gegenüber den 
ersten schrägen Aufnahmen, die vielfach noch chemisch behandelt werden mußten, 
damit etwas aus dem Bilde herauszulesen war, die jetzt üblichen Meßkammern in 
freier Handhabung oder im Boden des Flugzeuges eingebaut gegenüber den ersten 
behelfsmäßigen Geräten, dazu die Aufnahme in Keihenbildern nach der Art der 
Kinoaufnahmen und die topographische Aufnahme des Geländes aus Flugzeugen, 
das alles bedeutet einen Fortschritt, wie er selbst vor dem Kriege von Fachleuten 
kaum geahnt wurde. Ein teures und schwerfälliges Vermessungsluftschiff, wie 
es vor dem Kriege von Scheimpflug 1 , Dolezal 1 2 , Hergesell 3 , Gasser 4 , Peucker 5 u. a. 
gefordert wurde, ist nicht mehr nötig, da das Flugzeug bei weitem gebrauchsfähiger und 
billiger ist (vgl. S. 104). In der Geschichte der Flugbildaufnahme wird man Th. Scheim 
pflug stets den gebührenden Platz einräumen 6 , wenn auch über seine Methoden und 
seine wertvollen Apparate, wie den Photoperspektograph und den Zonentransformator, 
der Gang der Versuche und neuern Erfindungen, besonders durch den Weltkrieg an 
geregt, so schnell hinweggeschritten ist, daß wir ihnen heute nur noch historisches 
Interesse entgegenbringen. Trotzdem behält J. Partscli recht, als er ausrief: ,,Die 
Scheimpflugsche Erfindung ist eine gewaltige Sache!“ Das war sie jedoch nur auf 
kurze Zeit. Der Krieg hat bessere Methoden gezeitigt und das Bessere, der Feind 
des Guten, war schneller da als geahnt wurde. 
128. Das Entzerren der Fliegerbilder und die Verfahren der Kartenverbesserung 
aus Fliegerbildern. Bei den Lichtbildaufnahmen haben wir es fast ausschließlich 
mit Fliegerbildern zu tun. Sie werden heute in der Regel senkrecht aufgenommen, 
d. h. die optische Achse steht senkrecht zur Aufnahmeplatte. Mithin liegt diese 
selbst wagerecht, im Unterschied zur horizontalen Aufnahme, wo die Platte senk 
recht wie bei der Erdaufnahme steht. Zwischen beide Aufnahmen reiht sich die 
Schrägaufnahme ein, bei der die Kammer geneigt wird; ihr Spielraum bewegt sich 
innerhalb von 0° bis 90°. Wird bei der senkrechten Aufnahme das Gelände unter 
dem Flieger im Bilde festgehalten, so bei der Horizontalaufnahme, die übrigens in 
nicht zu großer Höhe, d. h. Entfernung vom Erdboden, aufgenommen werden darf, 
das in weiterer Entfernung vom Flieger gelegene Gelände. Zwischen beiden Auf 
nahmen steht die Schrägaufnahme, die jenen Aufnahmen gegenüber ihr Gesichts 
feld mit der Erhöhung des Aufnahmepunktes außerordentlich vergrößern kann. Das 
kleinste Gesichtsfeld ist der senkrechten Aufnahme eigen. 
1 Th. Scheimpflug: Die technischen und wirtschaftlichen Chancen einer ausgedehnten 
Kolonial-Vermessung. Vortrag, gehalt. im Physik. Verein in Frankfurt а. M. S.-A. aus Nr. 11 der 
T la-W ochen- Rundschau. 
2 E. Dolezal: Über d. Bedeut, d. photograph. Meßkunst. Intern. Archiv f. Photogramm. I. 
Wien u. Leipzig I. 1908, S. 162, 163. 
3 H. Hergesell: Luftfahrten zu wissenschaftlichen Zwecken. P. M. 1912. I. S. 69. 
4 M. Gasser: Studien zu einer aerogeodätischen Landesaufnahme. Z. d. Vereins der Hohem 
Bayrischen Vermessungsbeamten. XVII. München 1913, S. 3, 5. Auf S. 5 spricht Gasser von einem 
„Stereo-Vermessungsluftschiff“. 
5 K. Peucker: Luftschiffahrt, Kartographie und Unterricht. S.-A. aus der K. Wiener Zeitung 
1912, Nr. 224. 
6 K. Peucker: Theodor Scheimpflug. Deutsche Rundschau f. Geographie. XXXV. 9. Heft. 
S.-A. Am Schluß ein Verzeichnis von lit. Arbeiten Scheimpflugs. — J. Frischauf: Die mathem. 
Grundlagen der Landesaufnahme u. Kartographie des Erdsphäroids. Stuttgart 1913, S. 168. 
Ec к er i, Kartenwissenschaft. I 18
	        
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