Das Lichtbild in der Luftaufnahme (Luftbildaufnahme, Aerophotogrammetrie).
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erblicken dürfen, und daß sie hauptsächlich für die Auswertung der Fliegeraufnahmen
im Kriegsgelände geschaffen worden sind. Etwas ganz anderes ist es, wenn man
nachweisen will, wieweit offizielle Karten veraltet sind.
Auch auf das „Pyramidenverfahren“ sei als auf eine der möglichen Methoden
beim Entzerren hingewiesen. Das Verfahren, das auf S. Finsterwalder zurückführt
und von K. Hugershoff weiter entwickelt wurde, besteht darin, daß das Bild und
Kartendreieck, durch drei Festpunkte bestimmt, mit dem Objektivmittelpunkt der
Kammer durch zwei Strahlenpyramiden (Bild- und Festpunktpyramide) in Ver
bindung stehen, wodurch es möglich wird, nach den bekannten Sätzen der Darstellenden
Geometrie Punkte, die im Bilddreieck liegen, ins Kartendreieck zu projizieren. Zur
genauen graphischen Auswertung von Fliegerbildern ist das Pyramidenverfahren
eine der besten Methoden, weil sie die Auswertungselemente, wie Höhe, Neigungs
und Kantungswinkel des Aufnahmegeräts, Bildwagerechte und Bildsenkrechte be
stimmen läßt, doch ist die damit verbundene Konstruktion umständlich, vielfach
verwickelt und zeitraubend.
Verschiedene Geräte sind gebaut worden, um die Entzerrung auch mechanisch
vorzunehmen, vorwiegend zu einer Zeit, wo die Bilder noch stark geneigt und ver
kantet waren. Man gliederte die Geräte in zwei Gruppen; die eine stellt das ent
zerrte Bild unmittelbar her, das sind die Umformer oder Umbildner, während
die andere die Bildlinien, die entzerrt erscheinen, erst durch Zeichnung zu einem
Bilde formt, das sind die Umzeichengeräte. Ich will die einzelnen nicht aufzählen,
sie gehören bereits der Geschichte an. Während des Krieges hatte sich im großen
und ganzen das Ica-Entzerrungsgerät bewährt. Doch auch dieses war noch zu schwer
fällig, daß man selbst an die Herstellung leichterer und leistungsfähigerer Umbildner
heranging, zumal es sich in den letzten Jahren des Krieges fast nur um lotrechte Auf
nahmen handelte und man dadurch von den strengen Prinzipien (bleibende Bild
schärfe, Zwangsläufigkeit) befreit war, nach denen z. B. der Scheimpflugsche Trans
formator gebaut war.
129. Besondere Übelstände der Luftbildaufnahmen. Allgemein gilt die Voraus
setzung, daß bei senkrecht aufgenommenem Bilde das Gelände kartenmäßig richtig
aufgenommen und das Bild winkel- und längentreu sei. Das ist jedoch nur bedingt
richtig, bei Aufnahmen eines nicht zu ausgedehnten ebenen Fläphenstücks aus nicht
zu großer Höhe. Je höher die Aufnahme erfolgt, desto größer ist das auf der Platte
festgehaltene Areal und um so mehr machen sich die Verzerrungsfehler nach dem Bande
des Bildes geltend. Für die Ausdehnung der zur Abbildung gelangenden Fläche
sprechen neben der Höhe des Aufnahmepunktes Brennweite und Plattengröße das
entscheidende Wort. Bei einer Plattengröße von 9 x 12 und einer Brennweite von
25 cm der Zeiß- und Ica-Fliegerkammern wird bei 500 m Höhe eine Fläche von
0,04 qkm aufgenommen, bei 1000 m von 0,16 qkm, bei 2000 m von 0,61 qkm, bei
8000 m von 1,89 qkm und bei 4000 m eine solche von 2,46 qkm. Mit der wachsenden
Größe der Brennweite verkleinert sich das aufzunehmende Areal, umgekehrt ver
größert es sich. Bei einer Plattengröße von 13 x 18 und einer Brennweite von 70 cm
beträgt das abgebildete Areal in 1000 m Höhe 0,04 qkm und in 4000 m noch keinen
Quadratkilometer (0,70 qkm), dagegen umfaßt es bei der gleichen Plattengröße und
der Brennweite von 21 cm in denselben Höhen 0,49 und 7,82 qkm, also ein rund
zehnfach größeres Aufnahmegelände. Zugleich gibt diese Erscheinung den Hinweis,
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