Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

276 
Die Kartenaufnahme. 
bei schlechter Kartengrundlage (sehr weitem Festpunktnetz) das Gelände mit besondern 
Meßkammern kurzer Brennweite und großer Plattenabmessung aufzunehmen, damit 
Aussicht vorhanden ist, Festpunkte der Karte auf dem Bilde wiederzufinden. 
Ein anderer Übelstand der Fliegerphotographie besteht in ihren Verzeichnungen, 
die durch die orographisch bedingten Höhenunterschiede hervorgerufen werden. 
Je höher ein Teil des Geländes, desto näher liegt er der Kammer und um so mehr 
gewinnt er in der Abbildung an Größe bzw. Ausdehnung auf Kosten der tiefer ge 
legenen Landpartien, entsprechend bekannten perspektivischen Gesetzen. Durch 
Rechnungen lassen sich die Verzeichnungen feststellen; die Auswertung der Bilder 
wird dadurch nicht bloß erschwert, sondern auch erheblich verlangsamt; vielfach 
muß man sich durch verschiedene schräge und senkrechte Aufnahmen aus verschiedener 
Höhe oder noch besser durch stereographisch aufgenommene Bilder helfen, weil die 
Aufnahmen sich ergänzen und alsdann die Bestimmung der einzelnen Punkte er 
leichtern. Dies gilt nur insoweit, als man sich nicht der neuern Methode von Hugers- 
hoff oder von Fischer bzw. Pulfrich bedient (s. weiter unten). 
Wie bei Schrägaufnahmen selbst geringe Höhenunterschiede die Richtigkeit 
der Kartenherstellung beeinträchtigen können, mag eine kleine Betrachtung erhellen. 
Gesetzt, der höchste Punkt einer Erhebung werde von der optischen Achse des Auf 
nahmegeräts unter einem Winkel von 30° zur Senkrechten getroffen, so beträgt der 
Ausschlag des Punktes in der Kartenebene gegenüber dem senkrecht auf die Karten 
ebene projizierten Punkt in dem Maßstab 1 : 10000 bei einer Höhe des Punktes im 
Gelände von 25 m = 1,4 mm, bei 50 m = 2,9 mm, bei 100 m = 5,8 und bei 500 m 
schon 28,9 mm, also rund 3 cm. ln dem Maßstab 1 : 25000 sind die entsprechenden 
Ausschläge 0,6; 1,2; 2,3 und 11,5 mm groß. 
Der Maßstab des senkrecht aufgenommenen Fliegerbildes ist aus Brennweite / 
und Aufnahmehöhe h leicht zu ermitteln. Wenn / = 25 cm und h = 4000 m be 
trägt, ist M = = 1 : 16000; bei einer Höhe von 3000 m = 1 : 12000, 
bei 2000 m = 1 : 8000, bei 1000 m = 1 : 4000, bei 500 m = 1 : 2000 usf. Bei schräger 
Aufnahme vergrößert sich das Gesichtsfeld, das die Form eines Trapezes annimmt, 
dessen kleine Seite im Vordergrund und dessen große Seite im Hintergrund liegt. 
Dafür kann nur ein mittlerer Maßstab berechnet werden, denn die Gegend der trape- 
zischen Kleinseite ißt maßstabgrößer als die der Großseite abgebildet. Am besten 
sieht man bei den Schrägaufnahmen von der Wiedergabe des Maßstabes ab. Unter 
Umständen ist es notwendig, die Aufnahmehöhe zu berechnen. Man muß dazu die 
Entfernung zweier Punkte auf einer guten Karte messen. Auf dem Bilde sei sie 
z. B. 4,5 cm, in der Natur (nach der Karte berechnet) 225 m; dann verhält sich 
45:225000 wie 1:5000. Die Höhe ist demnach das 5000fache der Brennweite; 
beträgt diese 0,25 m, ist die Höhe = 1250 m. 
III. Neuaufnahmen mit Fliegerbildern. 
130. Neuaufnahmen nach Fliegerbildern mit Voraussetzung von irdischen Fest 
punkten. Die Neuaufnahme nach Fliegerbildern ist das größte Problem, das die 
Topographie gegenwärtig und gewiß auch künftig noch beschäftigen wird. Zu be 
antworten stehen die zwei Fragen: Ist es möglich, im Anschluß an bestehende Fest
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.