Grundriß und Geländedarstellung.
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133. Verbesserung des topographischen Grundmaterials, insbesondere des Grund
risses. In der Verbesserung des topographischen Grundmaterials erblüht
der Fliegeraufnahme ein aussichtsreiches Betätigungsfeld. Im Hinblick auf eine
einheitliche Weltkarte in 1:100000 (S. 104) oder auf eine einheitliche topo
graphische Aufnahme von Mitteleuropa in 1 : 10000 oder eine topometrische Grund
karte (Einheitskarte) von Deutschland in 1 : 5000, wodurch den Landesaufnahmen
hohe und aussichtsreiche Aufgaben erwachsen, stellt sich in der Luftaufnahme ein
neues Hilfsmittel zur rechten Zeit ein. In Bruchteilen einer Sekunde entsteht auf der
Platte das getreue Spiegelbild eines Geländestücks, zu dessen Aufnahme der messende,
schreitende und zeichnende Topograph Tage und Wochen gebraucht.
Zur schnellen Herstellung einer detaillierten Grundrißzeichnung der Ortschaften
ist die Luftbildaufnahme hervorragend geeignet. Bei einem Maßstab 1 : 10000 genügt
es nicht, den einfachen Grundriß einer Siedelung, d. h. — wie jetzt in der üblichen
Weise auf Karten 1 : 25000 — nur Hauptstraßen und Umgrenzung eines Ortes wieder
zugeben, sondern Einzelheiten in der Ortsanlage müssen mit verzeichnet werden,
so ähnlich, wie es im Kriege notwendig war, auf Karten in 1 : 10000 und 1 : 5000
das Ortsbild durch Fliegerbilder zu ergänzen, da oft einzelne Häuser im Orte zu
Verteidigunszwecken ausgebaut und daher in der Karte benötigt wurden.
Den Grundriß einer Ortschaft nach einzelnen Gebäuden, Gärten usw. auf
zunehmen, ist langwierig und erfordert viel Arbeit und Geduld; vieles kann hier der
Fliegeraufnahme überlassen werden. Dabei ist nicht in Abrede zu stellen, daß Orts
lagenpläne in 1 : 500, Katasterkarten in 1 : 1000, 1 : 2500 und 1 : 5000, Spezialpläne
für Straßen- und Eisenbahnbauten in 1 : 1000 und in ähnlich großen Maßstäben in
Deutschland und andern kulturell gleich hochstehenden Ländern in genügender
Anzahl vorhanden sind, die für eine Karte 1 : 5000 das beste Grundmaterial geben,
das mit Leichtigkeit photographisch reduziert wird und unter Umständen sichere
und bessere Bausteine zum Aufbau der Karte als die Fliegeraufnahme liefert. Das
Mißliche jedoch bei der Kartenherstellung ist, daß all diese Urkarten und Pläne,
wenn sie zur weitern Verarbeitung gelangen, meist veraltet sind und selten Höhen
angaben bringen, auch vielfach nicht recht zusammenpassen wollen, nicht einmal
in bezug auf die trigonometrischen Punkte. 1
In dicht besiedelten Gebieten, wo sich Wegenetz und Siedelungsbild ständig
ändern und topographische Hilfskräfte nicht immer oder in nicht genügender Anzahl
zur Verfügung stehen, ist eine Kurrent- oder Evidenthaltung des betreffenden Karten
blattes mit Hilfe einer Keihenbildaufnahme zuzeiten gar wohl angebracht. Auf diese
Weise trägt das Fliegerbild zur Korrektur der Originalkarten und zur ,,Up to date-
Genauigkeit“ der neu und wiederholt herauszugebenden Karten erheblich bei.
Im großen und ganzen wird das Fliegerbild die Schnelligkeit der Veröffent
lichung der amtlichen Kartenwerke und deren Neuauflagen kaum so fördern, wie
man jetzt allgemein erhofft, da eine öftere Neuausgabe eines großmaßstabigen offi
ziellen Werkes in der Hauptsache am Kostenpunkt scheitert und weniger an dem
in hinreichenden Mengen vorliegenden topographischen Material. Brauchen indessen
keine Kosten und Mühen gescheut zu werden, und erfordern wirtschaftliche und
1 V. v. Rönne: Welche Gesichtspunkte eröffnet der Plan einer Einheitskarte großen Maß
stabes für die Umgestaltung des gesamten Vermessungswesens ? Z. f. Verm.-W. 1919, S. 138,139. — Daß
bei der geographischen Zusammensetzung von kleinen Flächen zu großen die Verschiebungen un
vermeidlich sind, betont schon H. Siegfried, a. a. O., S. 28.