Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Luftfahrer- oder Luftschifferkarte und die praktischen Flugkarten. 
bis 1000 m durch die 750-Niveaukurve war lediglich eine Konzession für die damals 
noch niedrig fahrenden Luftschiffe. Die Moedebecksche Farbenskala ist über den 
Vorschlag nicht hinausgekommen, dagegen hatte es M. Gasser mit Unterstützung 
der Zeppelingesellschaft schon zu Karten gebracht. Er wiederholt die Farbenreihe 
weiß, violett, gelb (mit grüner Nuance), grün (mit blauer Nuance) und rot zweimal 
für je 500 m Abstand, demnach für die einzelne Farbe 100 m Schichthöhe. 1 Ab 
stufungen der Farbentöne der zwei gleichlautenden Farbenreihen werden durch 
Raster hervorgerufen. Da wir in Deutschland über 1000 m bereits ausgesprochenen 
Gebirgscharakter haben, werden von da ab die Höhenverhältnisse nicht mehr mit 
Farben, sondern mit Schummerung, bei Einzelkuppen auch mit Bergstrichen, mit 
Schichtlinien und einem Orangeton für Talformen wiedergegeben. 
Beim Anblick der Gasserschen Karten erinnert man sich unwillkürlich der alten 
Papenschen Karte, die ja auch Pate bei den Luftschifferkarten gestanden hat. Gewiß 
gibt diese Art Karten für den Kundigen einen guten Einblick über gleiche Höhen 
verhältnisse bis 1000 m, aber schnell orientierend ist sie nicht. Buntflächig aus 
gemalte Karten, sobald sie keine politischen Gebilde wiedergeben, halten den Blick 
des Beschauers nur auf und verlangen -stets eingehenderes Studium. Auch wider 
strebt es von Natur aus dem menschlichen Gefühl, das Gelände in Farbflächen zu 
überblicken, weil dem Menschen in der Wirklichkeit absolut nichts Ähnliches ent 
gegentritt. Hier ist die Klippe' zu suchen, an der die buntfarbigen Schichtbilder 
von Papen und andern Zeitgenossen an bis zu den neuesten ähnlichen Produkten 
immer wieder zerschellt sind. Nur psychologisch und physiologisch fein abgestimmte 
Farbenskalen, wie die von K. Peucker, oder die nach der Intensität abgetönten Stufen 
einer einzigen Farbe, höchstens im Verein mit einem Tieflandgrün und Gewässerblau, 
können einzig und allein den richtigen Weg weisen. Man kennt die Peuckersche 
Farbenskala, geht aber um sie herum wie die Katze um den heißen Brei, man ändert 
sie ab, ohne jedoch etwas Gleichwertiges, geschweige Besseres an ihre Stelle zu setzen. 
Die Berliner und Wiener Richtung in der Herstellung von Luftschifferkarten lehnen 
sich noch am meisten an das Peuckersche System an. 1 2 
143. Luftschifferkarte und Seekarte. Bei der Darstellung von Luftschiffer 
karten ist man von einer Ansicht ausgegangen, die man weder richtig beurteilt noch 
richtig verwertet hat. M. Gasser gibt ihr Ausdruck in dem Satz: „Gleich wie die 
Seekarte eine ausgesprochene Tiefenkarte ist, uns genauestens Aufschluß gibt über 
die Gliederung des Meeresbodens, so muß auch in erster Linie eine Flugkarte eine 
Höhenkarte sein, die in ausgeprägter Weise die Erhebungen des Erdbodens erkennen 
läßt.“ 3 Es ist jedoch ein bedeutend größerer Unterschied zwischen See- und Flug 
karte als auf den ersten Augenblick erscheint. Das Wesen der Seekarte besteht darin, 
1 Grat Zeppelins Vorschlag von 1907 ging dahin, das Gelände bis 200 m Erhebung auf den 
Karten unverändert zu belassen, der Zone 200—300 m einen weißen, von 300—400 m einen roten, 
von 400—500 m einen gelben, von 500—600 m einen blauen, von 600—700 m einen grünen Ton zu 
geben, und einzelne in höhere Schichten hinaufragende Punkte, z. B. Straßburger Münster, noch be 
sonders zu bezeichnen. Die Farbengebung erinnert ganz und gar an Papen. 
2 K.Peucker: Die dritte Konferenz üb. d. aeronautische Weltkarte in Brüssel, 3. u. 4. Okt. 1913. 
P. M. 1913. Dez.-H. — Zahlreiche hierher gehörige Lit.-Angaben bringt Peucker in dem Aufsatz „Die 
drei Weltkartenprojekte“. P. M. 1914. Febr.-H. — K. Bamler: Der Stand der deutschen Luftfahrer 
karte. Ver. f. Luftschiffahrt 1911. 
3 M. Gasser: Eine Flugkartenstudie. Würzburg 1909, S. 9. 
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