Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Luftfahrer- oder Luftschifferkarte und die praktischen Flugkarten. 
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144. Maßstabfrage und aeronautische Weltkarte. Die Maßstabfrage spielt auch 
bei der Luftverkehrskarte eine wichtige Rolle. Man hat Versuche mit Karten in 
den Maßstäben 1 : 100000, 1 : 150000 1 , 1 : 200000, 1 : 300000 und 1 : 500000 gemacht. 
Für die Karten der Zeppelingesellschaft war der Maßstab 1 : 200000 festgelegt worden. 
Der Maßstab hat das für sich, daß er schon vielfach in andern Ländern vertreten ist. 1 2 
Jedes Blatt der Zeppelinkarte umfaßt das Gebiet von vier Karten in 1 : 100000, 
während die Karte 1 : 300000 neun solche in sich aufnimmt, die Karte 1 : 500000 
dagegen fünfundzwanzig. Für den Maßstab 1 : 200000 plädierte auf dem X. Inter 
nationalen Geographenkongreß zu Rom im Frühjahr 1913 Lallemand (Paris), was 
den Antrag zur Folge hatte, eine internationale amtliche Konferenz zu bilden, die 
für eine solche Karte Vorschriften und allgemeingültige Zeichen festsetze. Die dritte 
Konferenz über die „aeronautische Weltkarte“ in Brüssel am 3. und 4. Oktober 1913 
hat das Projekt auch nicht wesentlich gefördert. Das wesentlichste Ergebnis war, 
Brüssel wurde zur ständigen Mittlerin für alles, was die Luftfahrerkarte betrifft, er 
hoben. Aus all dem Wirrwarr von Vorschlägen und Kartenproben hatte sich ein 
einheitliches, von allgemeiner Einsicht getragenes und wie von Natur aus zwingendes 
Prinzip nicht herauskristallisiert. (Vgl. auch S. 105.) 
145. Die allgemeine Flugkarte. Für Karten, die gleich gut dem Luftschiffer 
wie dem Flieger dienen, schlage ich den Ausdruck Flugkarte vor, ein mehr neutrales 
Wort, aber doch mit Wesensinhalt, so daß sich damit der Flieger wie der Luftfahrer 
zufrieden geben kann. Es wäre unangebracht, gegenwärtig an eine Differenzierung 
zu denken. Das mag der Zukunft Vorbehalten bleiben. 
Will man bestehende Kartenunterlagen benützen, so hat dazu die Übersichts 
karte von Mitteleuropa in 1 : 800000 der Landesaufnahme zu Berlin berechtigte 
Aussicht. 3 Seinerzeit hatte sich schon v. Parseval dafür eingesetzt. Die Karte hat 
sich bei den Fliegern im Kriege als recht brauchbar erwiesen, der Maßstab ist einer 
seits noch genügend groß, um die wesentlichen Einzelheiten, die für verschiedene 
Zwecke in Betracht kommen, darzustellen, er ist aber andererseits auch klein genug, 
um die notwendige Übersicht, die der breite Aktionsradius der modernen Luftfahr 
zeuge erfordert, in dem engen Raume des Fahrzeugs zu gewähren, wo man nicht 
Dutzende von Kartei! offen nebeneinander ausbreiten kann. Die Karte umfaßt 
ganz Mitteleuropa, von 14° O von Ferro bis zum 52.° und von 46° bis 60° N; außer 
dem gesamten Deutschland enthält sie daher noch folgende Länder und Teilgebiete: 
1 So die Karte von Besançon, Generalsekretär vom „Aéro-Club de France“. 
2 In Deutschland: Topographische Übersichtskarte des Deutschen Reiches; Topographische 
Spezialkarte von Mitteleuropa oder die Reymannsche Karte; Generalkarte des Königreichs Württem 
berg; Übersichtskarte des Großherzogtums Baden; Generalkarte des Großherzogtums Oldenburg; 
in Österreich: Generalkarte von Mitteleuropa; in Frankreich: Carte de France; in den Nieder 
landen: Topographischer Atlas des Königreichs der Niederlande; in Spanien: Atlas von Spanien 
und seiner auswärtigen Besitzungen; in Italien: Topographische Karte des Königreichs Italien; in 
Serbien: Generalkarte des Königreichs Serbien; in Griechenland: Carte de la Grèce; in Rumänien: 
Generalkarte von Rumänien; in Schweden: Karte von Nordschweden; und in Schweden und Nor 
wegen verschiedene Amtskarten. 
3 Auch dieser Maßstab steht nicht einzig da; in Deutschland erscheint noch im gleichen Maß 
stab: W. Liebenows Spezialkarte von Mitteleuropa; in Österreich: Generalkarte von Zentraleuropa, 
ferner die Militärroutenkarte der österreichisch-ungarischen Monarchie, Bosnien und der Herzegowina ; 
in Griechenland: Generalkarte des Königreichs Griechenland; in Italien: Marschroutenkarte des 
Königreichs Italien.
	        
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