Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Landkarte und ihr Lageplan. 
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zuletzt nichts anderes als der Linearmaßstab des der Projektion zugrunde liegenden 
Kugelradius. Es ist darum zu empfehlen, hei den Halbkugelbildern die Bezeichnung 
„mittlerer Maßstab“ in Mittelpunktmaßstab umzuwandeln. In der Zeitschrift 
der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (1895) hat A. Bludau der seiner Abhandlung 
zur Abbildung der Halbkugeln beigefügten Karte den „mittlern Maßstab 1 : 100000000“ 
gegeben. In der Kritik hierüber bemerkt E. Hammer 1 , daß es besser wäre, anzugeben: 
„Längenmaßstab im Kartenmittelpunkt (Hauptpunkt) 1 : 100000000.“ Hammer 
denkt gleichfalls an die geometrische Mitte; es müßte richtiger der Mittelpunkt- 
maßstab berechnet und wiedergegeben werden. Danach wären auch die „mittlern 
Maßstäbe“, wie sie auf Karten im vorhergehenden Paragraphen namhaft (Zöppritz, 
Bludau, W agner) gemacht wurden, in „Mittelpunktmaßstäbe“ umzuwandeln. 
Den Ausdruck Kugelmaßstab bei den Planigloben einzuführen, dürfte sich 
kaum lohnen, wenngleich auf den Kugelradius Bezug genommen wird. Zweierlei 
Maßstäbe auf ein und dieselbe Karte zu verzeichnen, hält H. Wagner für unzweck 
mäßig. Dem kann man beipflichten, nicht aber bei komplizierten Kartennetzen, 
wie z. B. bei der schiefachsigen abstandstreuen Zylinderprojektion mit zwei längen 
treuen Kleinkreisen, wie sie O. Winkel für das Deutsche Reich und dessen Kolonien 
entworfen hat, und der er einen Maßstab für Messungen in der Richtung der Hauptkreise 
und einen solchen für Messungen in der Richtung der Kleinkreise gibt. 2 
Wenn der Ausdruck mittlerer Maßstab nicht in arithmetischem Sinne, wie 
bei den ermittelten Maßstäben älterer Karten oder allenfalls bei den vorher erwähnten 
Karten in Debes Handatlas verstanden werden kann, sollte er unbedingt von den 
Karten verschwinden. Bezieht er sich auf ein Linienelement im geometrischen Sinne, 
muß die entsprechende Linie mit genannt werden, also Äquatorialmaßstab, mitt 
lerer Meridianmaßstab, mittlerer Breitenmaßstab oder Maßstab in der 
mittlern Breite. Dafür würde schon genügen Äquatormaßstab, Mittel- 
meridianmaßstab und Mittelbreitenmaßstab. 
Speichen- oder Radialmaßstab sind treffende Bezeichnungen. Es muß 
also immer eine „typische Linie“ längentreu abgebildet und benannt werden. 
Den für besondere Messungen auf topographischen Karten hinsichtlich Papier 
schwund usw. errechneten Maßstab nenne ich nicht mittlern Maßstab, sondern ge 
mittelten Maßstab. 
163. Der Flächenmaßstab. Ein weiterer strittiger Punkt ist die Darstellung 
und Einführung eines Flächenmaßstabes. Wenn i/M den Längenmaßstab vom 
Karten bedeutet, sodann 1 / ili 2 den Flächenmaßstab. M ist der Linearmodul, M 2 der 
Mächenmodul (Fiorini: Modulo superficiale). Dem Maßstab 1:25 000 der Länge 
entspricht ein Verhältnis der Flächen von 1 : 25000 = 1 : 625000000. 625 Millionen 
Meßtischblätter würden also die von einem Meßtischblatt dargestellte Fläche decken. 
Bei den Hand- und Schulatlaskarten würden die Flächenmodul Billionen anzeigen, 
wodurch absolut keine Vorstellung gewonnen wird. Eine andere Form für die Flächen 
hat W. Behrmann 3 vorgeschlagen, die F. E. Mouths für geeignet 4 , H. Wagner für 
nicht geeignet hält 5 , nämlich: 
1 E. Hammer i. P. M. 1896. LB. S. 6. 
2 O. Winkel i. P. M. 1913. II. T. 45. 
3 W. Behrmann, a. a. O., S. 39. 
4 F. E. Mouths, a. a. O., S. 20, 21. 
5 H. Wagner, a. a. O., S. 47—50.
	        
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