Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Allgemein Methodisches und Kritisches. 
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dargestellt werden. Viele der hierhergehörigen Messungen fußen auf der Konstruktion 
von Linien gleicher Intensität, wie sie in den Isobaren, Isothermen, Isohyeten, Iso 
hypsen usw. vorliegen, welche Linien man mit dem sprachlich nicht gerade glücklich 
gewählten Ausdruck ,,Isarithmen“ zusammenfaßt. 
Doch schon die einfache Geländekarte gibt Gelegenheit zu vielseitigen Messungen 
über die Länge von Flüssen, Grenzen usw. Der Linear- und Arealmessung sind auf 
der Karte sozusagen keine Grenzen gezogen. Die Flächenmessungen führen zu Volum- 
berechnungen, was auch mit Hilfe der hypsographischen Kurvenkonstruktion geschehen 
kann. Für die Längen-, Flächen- und Raummessungen haben sich im Laufe der Zeit 
bestimmte Methoden ausgebildet, mit und ohne Apparate. Über deren Leistungs 
fähigkeit belehrt uns die Kartometrie (s. S. 58). 
5. Kartographische Induktion, Deduktion und Fiktion. Die Induktion sucht 
aus den einzelnen Wahrnehmungen zu Allgemeinbegriffen und Urteilen vorzudringen, 
was mittels gültiger Schlüsse, haltbarer Beweise, entwickelter Gesetze erreicht wird. 
Das gesamte Kartenbild ist ein Ergebnis der Induktion. Die in der Natur vorhandenen 
Einzelgegenstände werden nach bestimmten Gesetzen und Regeln beobachtet und auf 
genommen und sodann wieder nach anders bestimmten Gesetzen und Regeln zu einem 
Kartenbild vereint. Die Landkarte hat somit vieles mit der Gewinnung von Ergeb 
nissen in den Naturwissenschaften gemeinsam; sie ist das unmittelbare Ergebnis der 
Forschung wie der Verarbeitung. 1 Daran muß man festhalten, wenn man die Stellung 
der Kartographie in den Wissenschaften und ihre Methode verstehen will. 
Eine zweite Art kartographischer Induktion baut sich unmittelbar auf dem 
fertigen Kartenbild auf. Sie führt zu allgemein-geographischen Begriffen und Schlüssen, 
die sich teils auf den orographischen Aufbau, teils auf natur- und kulturhistorische 
Erscheinungen beziehen. Die auf diese Weise gewonnenen Ergebnisse sind nicht von 
einer derartigen sichern Gültigkeit, mit der uns die der ersten Induktionsart entgegen 
treten; jedoch besteht ihr Vorzug in dem großem Betätigungsfeld. Ihr Nachteil 
liegt außer in dem kurz zuvor erwähnten vor allem in dem Übermaß, mit dem über 
das Ziel hinausgeschossen und geographische Begriffe überwertet werden, wie uns 
klassische Beispiele in 0. Pescheis „Neuen Problemen“ zeigen und noch krasser in 
Arbeiten einzelner Nachfolger Pescheis, die die vergleichende Methode der Induktion 
auf Karten geradezu mißbrauchten. 
Bei der ersten Induktion ist die Gesamtarbeit mehr synthetischer Natur als bei 
der andern, wo die Analyse viel Einfluß gewinnt. Hätte S. Mehedinti beide Arten 
der kartographischen Induktion scharf unterschieden, wäre vielleicht seine Unter 
suchung über die kartographische Induktion nicht so blutleer ausgefallen. 1 2 Auch 
wäre schärfer zwischen topographischer und chorographischer Karte zu unterscheiden 
gewesen, wie zwischen chorographischer und angewandter Karte. Mit dem an den Haaren 
herbeigezogenen biologischen Gesetz der Wechselbeziehung, die zwischen den Organen 
und den Funktionen, die diese erfüllen, besteht, wird keine kartographische Induktion 
begründet. 3 Desgleichen wird die wissenschaftliche Grundlage nicht mit dem Satz 
1 A. Penck: Der Krieg und das Studium der Geographie. Z. d. Ges. i. Erdkde. zu Berlin 
1916, S. 116. 
1 S. Mehedinti: Über die kartographische Induktion. Diss. Leipzig 1899. Die ganze Arbeit 
erscheint als ein Jonglieren mit Worten unter halbphilosophischem Gewand und weniger als eine 
Vertiefung in das eigentliche Problem. 
3 S. Mehedinti: a. a. O., S. 21 ff.
	        
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