Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Der Maßstab. 
m 7 
1 _ V Bildfläche in der Projektion 
M yBildfläche auf der Erdoberfläche 
Damit ist lediglich eine umständliche Form des einfachen VerjüngungsVerhältnisses 
gegeben. H. Wagner untersucht daraufhin Behrmanns flächentreue Projektion auf 
dem Durchschnittszylinder in 30° Breite, die den „Flächenmaßstab 1 : 100000000“ 
trägt. 1 Die Karte bedeckt, wie er ausführt, eine Fläche von 51035 qkm (346 mm 
lang, 147,5 mm breit), mithin: 
yBildfläche y346.147^5 nam _ y51035 _ _ 1 
y Erdoberfläche |/510000000 qkm y510000000-IO 1 ' 1 2 100000000 
Dann ist es sicherlich einfacher, auf dem längentreu abgebildeten 30. Parallel den 
Maßstab mit einer Messung und einer Division zu berechnen, also: 
Bild 346 mm _ , 1 
Natur” — "34 630km “ Um 100000 000 
Damit wird der Wunsch Behrmanns hinfällig, daß man sich daran gewöhnen soll, 
den Maßstab bei flächentreuen Projektionen als Flächenmaßstab besonders kenntlich 
zu machen. Ihn auf Karten einzuführen, halte ich aus obigen Gründen für über 
flüssig und zwecklos; und dennoch muß die Karte Elemente aufweisen, die es er 
möglichen, bequem mit der Fläche zu operieren. Um die Fläche zu versinnbildlichen, 
bringen Schulkarten und ähnlichen Zwecken dienende Karten z. B. neben der Karte 
der Kolonien das Mutterland oder einen bekannten Teil desselben in gleicher Größe, 
oder es werden zum Vergleich auf einer Karte die Länder in Quadraten oder Vier- . 
ecken dargestellt, wie es der praktische A. F. W. Crome 1785 bereits getan hat 2 , 
oder es werden auf der Karte kleine (kolorierte) Quadrate, die 10, 100, 500 qkm usw. 
große Flächen darstellen, angebracht. H. Wagner ist hierin vorbildlich geworden 3 , 
wie auch in der Einführung der Bezeichnung der absoluten Größe der Gradmaschen 
auf den Karten. Seine Worte unterschreibe ich voll und ganz: Jede einzelne Karte 
muß die Mittel zur Abschätzung der Flächen in, sich und an sich 
tragen. 4 
Die Unklarheiten, die über dem Maßstab zur Bestimmung der Längen und Flächen 
auf der Karte herrschen, haben H. Haack veranlaßt, in seiner kleinen Skizze über den 
Kartenmaßstab ganz besonders die Kartenflächen, für die die Maßelemente der Karte 
bestimmend sind, dem betrachtenden Auge und dem Verstände nahe zu bringen. 
Es ist erstaunlich, welchem Unwissen und Unverständnis selbst in gebildeten Kreisen 
man bezüglich des Größenverhältnisses der Karte (Maßstab und Fläche) begegnet, 
1 W. B ehr mann: Fiäclientreue Projektion auf d. Durchschnittszylinder im 30. Grad (Erd 
karte). P. M. 1910. II. T. 27. 
2 Die Karte von Crome, die die europäischen Länder umfaßt, erschien 1785 in Dessau und er 
lebte mehrere Auflagen; die Karte ist in Wien nachgestochen und 1795 dem „Großen deutschen Atlas“ 
des Reillysehen Landkarten- und Kunstwerkeverschleißkomptoir einverleibt worden. 
3 Solche Quadrate hat H. Wagner auf seiner 1874 bei J. Perthes (Gotha) zum erstenmal er 
scheinenden „Wandkarte des Deutschen Reiches und seiner Nachbargebiete“ angebracht. 
4 H. Wagner: Die Einführung der Flächenzahlen auf den Karten. P. M. 1902, S. 214.
	        
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