Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
nachgebildet worden, so von M. Waldseemüller 1511—1541, besonders in den von 
ihm edierten Ptolemäusausgaben; von Heinrich Schreiber von Erfurt 1522; von 
Georg Erlinger von Augsburg, 1530; von Seb. Münster 1525 (in Oppenheim) und 
von 1540 an (Kosmographie 1544); in Job. Stumpfs Schweizerchronik, Zürich 1548, 
1586, und in der Beschreibung des weith berümpten Deudtschlandt, Nürnberg 
1569. Dieser Reihe gliedert sich die Nova descriptio totius Europae von Bartho 
lomäus Musinus aus dem Jahre 1560 an (Nationalbibliothek Paris). Eine selb 
ständige Karte mit südlicher Orientierung ist die älteste Karte der Schweiz von 
K. Türst (Tyrst) 1495. Diese Orientierung hat sich lange auf Schweizer und andern 
Alpenkarten erhalten, wir begegnen ihr noch auf der Karte von Ägidius Tschudi aus 
dem Jahre 1538 bzw. 1560 1 , auf der Karte Oberösterreichs von Augustin Hirsch 
vogel aus dem Jahre 1542 1 2 und spätem bedeutungslosem Karten. 
Zur Zeit der Früh- wie der Spätrenaissance haben verschiedene deutsche Reichs 
städte Wald- und andere Spezialkarten hersteilen lassen, die noch heute unsere Be 
wunderung erregen. Berühmt sind die N ii r n b e r g e r W a 1 d k a r t e n, unter ihnen wiederum 
die Wiltkarte vom Jahre 1516. 3 All diese Karten zeigen südliche Orientierung, mit 
Ausnahme der Waldkarte des Nürnberger Gebietes rechts der Pegnitz (Nürnberg- 
Hersbruck) vom Jahre 1581, die nach Osten orientiert ist. 4 In der südlichen Orien 
tierung ist der Einfluß Etzlaubs unverkennbar. Aug. Wolkenhauer nimmt sogar 
an, daß die eben genannte Wiltkarte ein Werk von Etzlaub sei. 5 Dagegen vermute 
ich nur, daß Etzlaub dem Kartenmaler mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, 
denn die Ausführung zeigt eine ganz andere Technik wie sie von Etzlaub gepflegt 
wurde. Die Etzlaubsche Rundkarte oder Umgebungskarte von Nürnberg vom Jahre 
1492, auf die ich bei den Verkehrskarten noch eingehender zu reden komme, ist gleich 
falls nach Süden orientiert. In der Geschichte der Kartographie ist diese Holzschnitt 
karte insofern beachtenswert, als sie die älteste Karte der Umgebung Nürnbergs ist 
und zugleich die älteste Spezialkarte Deutschlands. Eine weitere Rundkarte 
Nürnbergs 6 verlegt Aug. Wolkenhauerauf eine Entstehungszeit von 1555—1559, andere 
nehmen die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Letzterer Ansicht schließe ich 
mich an und erblicke hier im Gegensatz zu Aug. Wolkenhauer 7 eine Karte von Etz 
laub, die nur unter der starken Vergrößerung der halbperspektivisch gezeichneten 
Ortschaften auf Kosten der Terraindarstellung gegenüber der erstem Rundkarte 
1 Einen Ausschnitt dieser Karte wie auch der vorgenannten von Türst gibt E. Obe rhu mm er 
i. d. „Entstehung der Alpenkarten“ in Z. d. D. u. Ö. A.-V. 1901, 8. 33 u. 35; in Anm. 4 auf 8. 34 von 
Oberhummers Schrift ist die Lit. über die altern Schweizer Karten zusammengestellt. 
2 Der Astronom Kepler bezeugt, daß die Karte 1542 fertiggestellt worden ist, sie wurde jedoch 
erst 1583 in Antwerpen gedruckt. Vgl. Wolfgang Lazius, Karten der österreichischen Lande und des 
Königreichs Ungarn 1545 — 1563, hg. von E. Oberhummer und Franz Wieser. Innsbruck 1906. 
Mit 20 photolithogr. Tafeln. 
3 Wiltcarte Nr. 2 v. J. 1516, transumpta im Jenner 1519 od. Abriss über das Ampt Lauff, Alt 
dorf, Reicheneck u. Haimburg die Wildtbahn betreffend. Aquarellzeichn, auf Pergament, 84 x 94 cm. 
[G.'rman. Mus. Nürnberg.] 
4 Waldkarte des Nürnberger Gebiets rechts der Pegnitz (Nürnberg-Hersbruek), bis zur Linie 
Egloffstein-Betzenstein reichend. 1581. Aquarellzeichn, auf Leinwand. 69 x 71 cm. [German. Mus. 
Nürnberg.] 
5 W. Wolkenhauer, a. a. O., 8. 8. 
6 Rundkarte der Stadt Nürnberg und ihrer Umgebung. Holzschnitt 89 x 83 cm. [German. 
Mus. Nürnberg.] 
7 W. Wolkenhauer, a. a. O., S. 8.
	        
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