Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Landkarte und ihr Lageplan. 
332 
bis herab zu einem Maßstab von 1 : 4000000 oder 1 : 5000000 das Bild der Erdober 
fläche individuell bewahrt bleiben, ohne in einem allgemeinen Typus bereits zu er 
starren. 1 
173. Keine Gesetze des Generalisierens. Ein Gesetz oder gar Gesetze für 
die Generalisierung aufzustellen ist sehr schwer und führt zu keinem befriedigenden 
Ergebnis. Wie sich die wissenschaftliche Forschung nicht in spanische Stiefel ein 
schnüren läßt, so auch nicht die generalisierende Arbeit. Die Auswahl der Signaturen 
für die verschiedensten Objekte und Kulturen muß geschickt und dem Maßstab und 
Landescharakter angemessen sein. Beim Vergleich ein und desselben Landes auf 
Karten in verschiedenen Maßstäben, die unter sich wieder gut vergleichbar sind, 
auf Karten, die womöglich von dem gleichen Kartographen gezeichnet oder heraus 
gegeben sind 1 2 , wird man feststellen, daß die Deduktion bei benachbarten Maßstäben 
gering, dagegen bei recht unterschiedlichen Maßstäben auffällig groß ist, daß, je 
kleiner der Maßstab wird, das Auswählen des Inhaltes und Vereinfachen der Formen 
in erhöhtem Maße tätig gewesen ist (s. § 176). Infolge dieser Wahrnehmung ist die 
Äußerung gefallen, daß der Inhalt der Landkarte im Verhältnis der Quadrate der 
Maßstäbe abnimmt. Dieser Satz ist mit Vorsicht zu gebrauchen. Beweisen läßt er sich 
absolut nicht, kaum irgendwie durch mathematische Aufzählungen stützen. Durch 
die mathematische Einkleidung verblüfft er zunächst. Er gibt nur ganz allgemein 
einen Anhalt. Für das Weglassen von Objekten oder Kürzen von Linien und Krüm 
mungen lassen sich eben, wie oben schon ausgeführt, keine allgemeinen Normen oder 
Werte aufstellen. Lediglich empirisch kann hier vorgegangen werden. Die Aus 
führung unterliegt ganz und gar dem Können und Kennen des Kartenzeichners. 
174. Verallgemeinerung terminologischer Gattungsbegriffe, d. i. Vereinfachen 
und Zusammenziehen des Stoffes. Zunächst hat die Generalisierung zu vereinfachen 
und zu verallgemeinern. Es kommt mithin die Art in Betracht, „die dem gewöhn 
lichen logischen Begriff der Generalisierung entspricht, also in der zunehmenden An 
wendung und Verallgemeinerung der terminologischen Gattungsbegriffe besteht“ 
(A. Hettner). Auf dem Meßtischblatt erscheint ein Ort noch grundrißtreu, auf Karten 
in kleiner werdendem Maßstabe wird der Grundriß allmählich durch die Signatur, 
also gattungsbegrifflich, dargestellt. Ein Berg, der als Tafelberg auf der Karte großen 
Maßstabes uns entgegentritt, wird auf der kleinern Maßstabes noch durch eine all 
gemeine Bergsignatur wiedergegeben. Bei der Reduktion verschmelzen Ebene und 
Fastebene. 
Die Verallgemeinerung ist im großen ganzen mehr objektiv als subjektiv. Die 
Charakterzüge müssen immer wieder heraustreten oder sich nachweisen lassen. 
Würden zwei oder mehrere Bearbeitungen über das gleiche Gebirgssystem mit Zu 
grundelegung des gleichen topographischen und sonstigen Materials von verschiedenen 
1 Musterbeispiele, vertreten durch den Harz und das Berner Oberland, gibt H. Wagner auf 
Taf. 5 seines Methodischen Schulatlas: „Generalisierung der Terrainzeichnung in Schlaffen und 
Höhenkurven bei Verminderung des Kartenmaßstabes.“ 
2 Diese Art Vergleich ist für das eigene Studium und das Eindringen in das Wesen der Generali 
sierung zu empfehlen; deshalb hat H. Wagner als einer der ersten schon 1888 der ersten Ausgabe 
seines Methodischen Schulatlas auf Tafel 4 im ganzen 8 Kartenausschnitte von der gleichen Gegend 
in 8 verschiedenen Maßstäben gegeben (Beispiel: Berlin).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.