Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Das Generalisieren. 
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der Nähe gelieferte Schlacht erhalten hat. Auf Siedlungskarten hat E. de Mar tonne 
(bei der Besiedlungskarte der Walachei) zur Ausscheidung und Kenntlichmachung 
der städtischen Bevölkerung einen Beduktionsmaßstab dieser Art empfohlen, daß 
nur ein Teil der Stadtbevölkerung im Verhältnis zur Oberfläche und zur mittlern 
Dichte der Bevölkerung in der Umgebung berücksichtigt wird. Die Reduktion muß 
der Dichte der bewohnten Eläche in den kleinern und großem Städten Rechnung 
tragen und ebenso der höchsten Dichte der rein ländlichen Gegenden. Diese Art 
Generalisierung wird sich natürlich von Land zu Land ändern. 
Auf den topographischen Übersichtskarten bis zum Maßstab 1 : 200 000 nehmen 
wir wahr, daß ein Hauptgewicht auf die Darstellung von einzelstehenden Bäumen, 
Fabriken, Gasthäusern, Schlössern, Ruinen und Leuchttürmen gelegt ist. Rein 
militärische Gründe (Orientierung!) sind dafür bestimmend. Läßt man auf klein- 
maßstabigen Karten eine große Zahl von Hügeln weg, so wird man doch den baltischen 
Höhenzug mit besonderer Liebe herausarbeiten. Auf der Karte 1 : 1000000 kommen 
selbst noch kleine Inselchen und Seen gut zum Ausdruck; beispielsweise auf der Karte 
von Deutschland in 1:1000 000 Helgoland neben den großem Inseln Scharhörn 
und Neuwerk. Auf Karten in 1 : 12000000 sind letztere kaum angedeutet, während 
Helgoland noch mit Signatur und Namen erscheint. Da ist die Bedeutung eines 
kleinern geographischen Objekts einem großem gegenüber ausschlaggebend, wie schon 
oben bei den Siedlungen angedeutet wurde. Inseln und Seen würden wegen ihrer 
Kleinheit auf Karten kleinern Maßstabes verschwinden, wenn nicht ihre charakteristische 
Anordnung in Reihen, Gruppen oder Schwärmen zu veranschaulichen wert wäre. 
Schwerer noch als auf gewöhnlichen Landkarten ist das Generalisieren, das 
Herausarbeiten besonderer Eigentümlichkeiten auf den erdphysikalischen und 
kulturhistorischen Karten. Ihre Bearbeitung führt uns in die Arbeitsstätte 
des Gelehrten. Bei einer Karte der Niederschlagsmenge Deutschlands etwa im Maß 
stab 1 : 9000000 oder 1 : 10000000 muß man die einzelnen Stufen so wählen, daß 
besondere Charakteristika nicht verloren gehen. Wenn man die Niederschlagsstufen 
von 250—500, 500—750, 750—1000 und 1000—2000 mm wählt, unterscheiden sich 
die verschiedenen deutschen Mittelgebirge nicht mehr nach ihrem Niederschlag; das 
Erzgebirge empfängt soviel wie der Schwarzwald oder der Harz, und doch hat es 
noch keine 1500 mm Niederschlag, während der Harz nahezu 1800 mm empfängt 
und große Teile des südlichen wie nördlichen Schwarzwaldes an eine Niederschlags 
menge von 2000 mm heranreichen. Für das Wuppertal und seine an das fließende 
Wasser gebundenen Industrien kommt bei einer Niederschlagstufe von 1000 bis 
2000 mm die regenreiche Gegend zwischen Remscheid, Lüdenscheid und Gummers 
bach nicht zum Ausdruck. Die Karte ist alsdann zu sehr generalisiert. Die Nieder 
schlagsstufe von 1000—2000mm muß unbedingt, selbst bei einem Maßstab 1:10000000 
in zwei Stufen, etwa 1000—1500 und 1500—2000 mm zerlegt werden. 1 
179. Wert des Generalisierens. Für die geographische Deduktion spielt die 
Generalisierung eine wichtige Rolle. Sie gibt mehr als das bloße Wort; ihre gesamte 
1 Vgl. hierzu die Niederschlagskarte von Mitteleuropa in 1:9000000 in Andrees Handatlas 
(S. 29), die an dem beregten Mangel leidet, mit der Regenkarte von Deutschland auf Grund zehn 
jähriger Beobachtungen, entworfen von G. Hellmann. Berlin 1906. 1:1800000. Hellmann hat in 
folge des großem Maßstabes mehr Stufen eingeführt; 400—500, 500—600, 600—700, 700—800,800 bis 
900, 900—1000, 1000—1200, 1200—1400, 1400—1600, 1600—1800, 1800—2000 und mehr als 2000 mm. 
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Eckert, Kartenwissensckaft. I.
	        
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