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Die Landkarte und ihr Lageplan.
zurückverfolgen, zeigen die ersten schwächlichen kartographischen Versuche wenige
oder auch keine Namen, aber schon frühmittelalterliche Karten sind mit Namen
angefüllt. Namenlose Karten sind für ältere Zeiten nur sporadische Erscheinungen.
Erst die neuere Zeit hat wieder namenlose Karten, d. h. Karten ohne Schrift, in die
Öffentlichkeit gebracht.
Zur Schreibung der Kartennamen bedient man sich der Lateinschrift oder der
„Antiqua“. Sie ist heute die ausschließlich angewandte Kartenschrift und umfaßt
wiederum zwei Schriftklassen, die „Rotundsclirift“ einerseits und die „Kursivschrift“
andererseits. Beide Schriftklassen können nun je nach Lage der Längsachse der
Einzelbuchstaben stehend (d. h. Längsachse vertikal), vorwärts- oder rückwärts
liegend geschrieben werden. Die einzelnen Worte setzen sich entweder nur aus großen
Buchstaben oder „Majuskeln“ zusammen oder aus großen und kleinen, den Majuskeln
und „Minuskeln“, ganz unserm gewöhnlichen Schriftgebrauch entsprechend. Die
Anwendung lediglich von Majuskeln für die Namen von Ländern und Meeren ist heute
noch gebräuchlich. Für die Schulkarten ist seit einigen Jahren endlich mit dieser
Art Schriftbezeichnung (der Kapital- oder Versalschrift) aufgeräumt worden. Für
die Jugend sind die Namen in Majuskeln immer schwer zu lesen. Mehr wie auf
deutschen Karten finden wir auf französischen, ganz besonders auf englischen die
Schreibweise in Majuskeln. Aber auch da wird sie in neuerer Zeit zurückgedrängt.
181. Der Kartenstil. Die genaue und schöne Wiedergabe der lateinischen Buch
staben ist eine Kunstfertigkeit, die nur geübte Schriftzeichner beherrschen. Es hat
lange gedauert, ehe in Deutschland eine gute Kartenschrift gestochen wurde. Als
August Petermann aus England zurückgekehrt war, klagte er über die deutsche
Kartenschrift und hebt späterhin noch hervor, daß sich die kartographische Kupfer
stecherkunst in Deutschland auf einer niedrigen und stagnierenden Stufe befindet,
„weil es meistenteils am Verständnis des Zeichnerischen und Kartographischen fehlt,
und ganz besonders an einer richtigen, sachgemäßen Schulung“. 1 An anderer Stelle
heißt es: „Die deutschen geographischen und kartographischen Bestrebungen, die
jetzt mehr als je ehrenvoll in der Welt dastehen, verdienen es wohl, ja gebieten es
sogar, daß ein einheitlicher Kartenstil, womöglich nationalen Gepräges, wie z. B.
in England und Frankreich, wenigstens für die Schrift und andere Llauptsachen,
ausgebildet und festgestellt werde, und daß ihm nicht die individuellen Geschmacks
richtungen der einzelnen Kupferstecher und Lithographen im Wege stehen.“ Durch
sein Wirken in Gotha ist die deutsche Kartenschrift reformiert worden. Er wurde
„der Begründer eines einheitlichen, auf erprobten Regeln fußenden typischen Karten
stiles für Deutschland“. 1 2 In C. Vogel und E. v. Sydow fand er die getreuen Mit
arbeiter, den deutschen Kartenstil herauszuarbeiten und zur Geltung zu bringen.
E. Deb es, einer der Schüler Petermanns, hatte die Ideen seines Meisters sorgsam
weiter gepflegt, und so wurden die von ihm herausgegebenen Karten, ganz gleich
ob Schul- oder Atlaskarten, in der Schrift mustergültig für ähnliche Arbeiten. Ober
flächlich erscheinen die Schriften der einzelnen Kartenwerke einander ähnlich, in
dessen hat bald wie jedes Land auch jeder Kartograph seinen Stil (wie auch die
Schriftsteller).
1 A. Petermann: Die Sonne im Dienste der Geographie und Kartographie. P. M. 1878, S. 208.
2 E. Weller, a. a. O., S. 194.