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Die Landkarte und ihr Lageplan.
d. h. Karten mit deutscher Schrift und deutscher Orts-, Landschafts- und Länder
bezeichnung, wie J. Stumpfs Karte von „Teutschlandt“ in dessen „Schwyzer
Chronik, das ist Beschreibung gemeiner löblicher Eidgenossenschaft“, Zürich 1548. 1
Die Deutschlandkarte in Hartmann Schedels „Nürnberger Chronik“ von 1493
ist der Erstling, der auf deutschem Landkartengebiete zum deutschen Volke über
dessen Land in deutscher Sprache und Schrift spricht. Mittelalterlichen Weltkarten,
sog. „Radkarten“, ist die deutsche Fraktur eine willkommene Zierschrift. * 1 2 Auf den
Reisekarten von Etzlaub sind die Ortsnamen durchweg deutsch geschrieben. Die
deutschen Karten in Holzschnitt während der Renaissance tragen meist deutsche
Namen, während der Kupferstich, der zunächst in Italien gepflegt wurde, die latei
nische Kursivschrift anwandte.
183. Die Handhabung der Kartenschrift im allgemeinen. Die Schrift soll die
Deutlichkeit des Kartenbildes nicht beeinflussen, das Kartenbild möglichst schonen.
Um das zu erreichen, muß das Arrangement der Schrift wohl durchdacht, d. h. die
richtige Auswahl von Schriftgattung, Größe, Stärke und Stellung der Lettern ge
troffen werden; denn die Karte soll in allen ihren Teilen klar, lesbar und schön sein.
Die Schrift insonderheit „soll möglichst geschmeidig und leicht, aber klar und spielend
lesbar sein“. 3 Eine unpraktische Schrift kann selbst die beste Karte verderben.
Infolgedessen hat die Schrift eine außerordentlich schwere Aufgabe zu erfüllen. Für
sie einen besondern Raum auf der Karte und zwar auf Kosten der Situation oder
der Geländezeichnung auszusparen, hat sich nicht bewährt. Man hat auch die Namen
auf kleine Zettel geschrieben, die auf Karten oder Globen aufgeklebt wurden. Paul
Dax, der größte und fruchtbarste Tiroler Kartograph des 16. Jahrhunderts, hat
auf seinen schönen Tiroler Karten die Namen von schmalen, rechteckig gezeichneten
Vignetten umrandet oder auf angeklebte schmale Papierzettelchen geschrieben 4 ,
eine Methode, der man vereinzelt auf Reliefs bis zur Gegenwart begegnet.
Auf die Schrift wurde in ältern Kartenwerken nicht selten mehr Wert und
Fleiß gelegt als auf die andern Kartenzeichen. Die Blütezeiten kartographischer
Kunst an französischen, englischen, italienischen, österreichischen und deutschen
Höfen finden wir gleichsam in der Schrift sich widerspiegeln. Auf die Anfertigung
der Überschriften, zumeist innerhalb des Kartenrahmens, wurde besondere Mühe
„Aber unsere Frakturlettem sind jetzt degeneriert und in Gefahr, dem Schicksal des Suppenkaspers
zu verfallen, so fadendünne Gestalten gehen aus den modernen Schriftgießereien hervor. Da ist’s kein
Wunder, wenn viele die rundere, noch leichter lesbare Antiqua vorziehen.“
1 S. Rüge: „Ein Jubiläum der deutschen Kartographie“. Globus LX. 1891, S. 7.
2 z. B. auf dem farbenprächtigen Orbis e codice 1417, Pomponii Melae, Biblioth. rhemensis
(Reims). Auf die Zierschrift der Karten kann ich nicht weiter eingehen, sie bildet ein Kapitel für sich.
Für sie ist besonders in den Manuskriptkarten viel Fleiß und Pracht verschwendet worden, selbst noch
in spätem Jahrhunderten, wenn es sich um einzelne bevorzugte Kartenexemplare handelte; so wurden
z. B. in der „Carte topographique des cötes de Catalogue de la Selve ä Barcelona“, hg. von Pene,
1680, die Buchstaben der Meeresnamen mit echtem Gold ausgelegt. [Die Karte befindet sich in dem
Serv. Hydrogr. zu Paris, Manuskriptkarten Nr. 25.]
3 S. Simon: Alpine Plaudereien eines Kartographen. Z. d. D. u. Ö. A.-V. Berlin 1893, S. 388.
4 Vgl. A. Feuerstein: Die Entwicklung des Kartenbildes von Tirol bis um die Mitte des 16. Jahrh.
In der „Festschrift dem Deutschen Geographentag bei seiner XVIII. Tagung Pfingsten 1912 zu Inns
bruck gewidmet von der Geogr. Ges. in Wien“. Wien 1912. Schade, daß die den Untersuchungen
Feuersteins beigegebene ältere Karte des Achentals und des bayrisch-tirolischen Grenzbezirks von
Paul Dax aus dem Jahre 1544 nicht farbig reproduziert werden konnte.