Darstellung der von der Natur gegebenen geographisehen Objekte.
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zuweilen schuppenartig ineinandergeschoben. 1 Ganz wüst ist die Wellenzeichnung
hei J. Ziegler, die sich in Flammen, Wirbeln, Rauchschwaden wiedergibt. 1 2 Die
Wellenlinien ebneten sich allmählich zu langen Wasserschraffen aus. 3 Häufiger
wurden die kurzen Wasserschraffen angewandt. 4 Zuletzt blieb noch in der Punktur
ein Mittel, die Meeresflächen auszufüllen. 5
In der Schraffur hatten Kupferstich und Holzschnitt ein Mittel, die Küsten
linie besonders zu markieren. Neben dieser Küstenschraffur, die parallel zum Karten
rand oder parallel zu den Breitenkreisen erfolgte, wurde das Meer noch vielfach mit
Punkten ausgefüllt. 6 Die Punktur verschwindet im 18. Jahrhundert 7 , dagegen hat
sich die Küstenschraffur bis in die neueste Zeit erhalten. 8 Die Linienschraffur,
maschinell hergestellt, bedeckte bei kleinern Karten oft die gesamte Meeresfläche. 9
Gelegentlich wurde das Land von der Küste aus wie das Meer schraffiert, wie z. B. auf
der Karte des Ärmelkanals von Ph. Buache. Indessen hat sich diese Art Schraffierung
nicht gehalten, da sie leicht zu Irrtümern Anlaß gibt und als Meer zu veranschau
lichen scheint, was Land ist und umgekehrt. Vorzugsweise wird die Linienschraffur
noch von Engländern und Nordamerikanern benutzt. Der neuere Buntdruck hat
sie ganz allmählich verdrängt.
Durch, die Häufung von Parallellinien zum Küstenlauf, die am dichtesten an
der Küstenlinie und in Entfernung davon in größer werdenden Zwischenräumen ge
zeichnet werden, erzielte man einen hübschem Effekt als mit der steifen wagerechten
Schraffur. 10 11 Doch war die darauf verwendete Arbeit schwierig und zeitraubend.
Man gebrauchte deshalb diese Manier später nur noch für Binnenseen 11 , bis auch sie
dem Farbenkolorit erlag.
Die Meeresräume boten schon den ältern Kartenzeichnern die gewünschten
Flächen für Inschriften, Legenden und andern Beschreibungen und allerhand Zierat.
1 So auf der Karte von Großbritanien u. Irland von Ptolemäus, Bononiae 1462 (1472). Norden-
skiöld: Facsimile-Atlas, S. 7.
2 Jacobus Zieglers Karte von Skandinavien, Argentorati 1532. Nordenskiöld: Facsimile-
Atlas. S. 57.
3 Vgl. Petrus Apianus herzförmige Weltkarte v. J. 1530. Nordenskiöld: Periplus. T. XL1V. —
L. Denis: Mappe-Monde. Paris 1764. [Br. M. London.]
4 Vgl. Fr. Berlingliieri: Geographia. Florenz 1481. — Sämtliche Karten in der Ptolemäus-
Ausg. Rom 1490. In Nordenskiölds Facsimile-Atlas. — G. Mercatoris Atlas Cosmographicae . . .
H. Hondius, Amsterdam 1630. [J. P. Gotha.]
5 Auf der herzförmigen Weltkarte von Orontius Finaeus 1566 (Nordenskiölds Facsimile-
Atlas, S. 89) finden wir solche punktierte Meeresflächen; desgl. in den Mercatorschen Atlanten. —
Maurice Bouguereau: Le theatre frangois. Tours, 1598. [U.-Bi. Göttingen.]
6 Vgl. Karten von Mercator (Anm. 3); ferner B. Musinus: Nova descriptio totius Europae.
1560.
7 Eine plastisch wirkende Küstenschraffur findet sich bei A. Reinhardt: Neue geograph.
Vorstellung der vornehmsten Weltteile. Frankfurt 1747. [J. P. Gotha.]
8 Vgl. die breite und sauber ausgeführte Schraffur in Malte-Bruns „Atlas complet“, Paris 1837,
oder die ältern Ausgaben von Stielers Handatlas u. a. m.
9 So bei Schulatlanten aus der Mitte des 19. Jahrh. Vgl. E. v. Sydows Schulatlas, Gotha,
oder H. Kiepert: Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt. Weimar 1861.
10 Diese Art Schraffur ist meisterhaft in Reichards „Orbis terrarum antiquus“, Nürnberg 1818,
ausgeführt.
11 Vgl. W. Ule: Atlas „Der Würmsee in Oberbayern“. Leipzig 1901. Übersichtskarten 1: 250000
für Ammer-, Würm-, Staffel-, Kochel- und Walchensee.