Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
der Kanaltrasse entsprechend, wird man auf den Kanal aufmerksam. Auf den topo 
graphischen Karten Frankreichs wird zur Kanaldarstellung eine starke Linie benutzt, 
die auf beiden Seiten von dünnen Linien flankiert ist. Die englischen wie holländischen 
topographischen Karten haben keine besonders charakterisierende Signaturen für 
die Kanäle aufgenommen; auf den englischen Karten in dem Maßstabe von 2 Miles 
to an inch (1 : 126720) wie auf den Karten von Bartholomew werden die Kanäle nur 
durch feine schwarze Linien dargestellt. 
Die Darstellung der Tunnel geht auf J. B. Homann in Nürnberg zurück, der 
auf einem Nebenkarton seiner Nova accurata Carinthiae Ducatus tabula geographica 
einen Serpentinweg und einen Tunnel zeichnet oder wie ,,die Straßen aus Cärnthen 
in Crain über und durch den Berg Loibt“. In die allgemeine Kartographie jedoch 
hält der Tunnel um etwa die Mitte des vergangenen Jahrhunderts seinen Einzug, 
nachdem man gelernt hatte, für den Eisenbahnweg hindernde Bergrücken zu durch 
bohren. Die Zeichnung dafür ist einfach. Sobald die Straße oder Bahn in einem 
Tunnel verschwindet, ist sie an der Erdoberfläche nicht mehr sichtbar, mithin ist 
sie für den Kartographen nicht mehr vorhanden. Darum unterbricht er an dieser 
Stelle auf der Karte die Wegzeichnung oder er markiert durch eine feine, gerissene 
Doppellinie die Verbindung zwischen Tunnelein-, und -ausgang. Maßstab und Tunnel 
länge sind ausschlaggebend, ob der Tunnel selbst bei der schwächsten Signatur berück 
sichtigt werden soll oder nicht. 
221. Hervorhebung charakteristischer Einzelgebilde von Kulturstädten und -statten. 
Die Signaturen für Orte und Wege sind die am häufigsten gebrauchten auf den Karten. 
Ihre Erklärung ist einfach und plausibel. Dagegen enthalten großmaßstabige Karten 
eine Menge Einzelobjekte, für die im Laufe der Jahrhunderte mit mehr oder weniger 
Glück Signaturen erfunden sind, die, wenn sie irgendeine Eigenschaft oder das Außere 
selbst mit wenigen Strichen typisch Wiedergaben, Allgemeingut geworden sind. 
Auf den Karten vor der Renaissance treten Sondersignaturen ganz spärlich auf, 
höchstens da, wo es sich auf Mönchskarten um das Kenntlichmachen von Klöstern, 
Bischofssitzen usw. durch Anbringen von Krummstab oder Kreuzen auf den per 
spektivischen Ortszeichen handelte. Erst nach 1500 wagen sich die Signaturen aus 
ihrer Schüchternheit heraus und erscheinen alsbald auf gedruckten Karten, auf Spezial 
karten reichlicher als auf Übersichtskarten. 
Zunächst werden die Städte, die irgendeine besondere Bedeutung haben, durch 
ein daneben gestelltes Zeichen aus ihrer Umgebung herausgehoben. Den Reichs 
städten fügt Specklin den einköpfigen, Yisscher den zweiköpfigen Adler bei. Der 
zweiköpfige Adler ist die richtige und gebräuchlichere Bezeichnung. Klöster, Abteien 
und einzelstehende Kapellen erhalten im 16. Jahrhundert Zeichen, wie sie heute 
teilweise noch üblich sind. Auf der ersten Rom-Wegkarte Etzlaubs aus dem Jahre 
1492 sind die Wallfahrtsorte durch besondere „Kirchlein“ ausgezeichnet, worauf 
der Begleittext ausdrücklich hinweist. Specklin und Eischer (Visscher) verwandten 
außerdem den Hirtenstab, der schräg ins Ortszeichen hineingesteckt wurde, um einen 
geistlichen Ort zu markieren. Mit dem Äskulapstab zeichnete Visscher die Uni 
versitätsstädte aus. 1 Dagegen macht Gregorii den Vorschlag, die Universitäts- * S. 
1 Die Hochschulstädte kenntlich zu machen, hat man in unsrer rasch fließenden Zeit 
ganz vernachlässigt; um so erfreulicher ist es, daß Andrees allgemeiner Handatlas (6. Aufl. 1914) auf 
S. 44 ein kleines Sonderkärtchen den deutschen Universitäten und Hochschulen widmet.
	        
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