Die Uranfänge der Geländedarstellung bei Kultur- und Naturvölkern.
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Kartenblatt peinlichst genau wiedergegeben werden; sobald jedoch die dritte
Dimension des Geländes dargestellt werden soll, versagen die gewöhnlichen Meß
methoden und Meßmittel. Ich nehme zu Hilfslinien und Konstruktionen, zu Schatten-
und Farbentönen meine Zuflucht, die der mathematischen Basis nicht entbehren
dürfen, weil das Gelände, wenn es nur einigermaßen der mathematischen Seite der
Situation nachkommen will, meßbare Werte aufweisen muß. Hier liegt der springende
Punkt jeder wissenschaftlichen Terraindarstellung. Er wird uns im sechsten Teile
unserer Forschungen näher beschäftigen.
II. Die Uranfänge der Geländedarstellung bei Kultur- und Naturvölkern.
280. Die ältesten Kartendokumente. Bei der Suche nach den ältesten Karten
dokumenten klopfen wir auch an den Pforten Altägyptens und Altbabylons nicht
vergeblich an. Dazu gesellt sich noch Altchina, aus dem ein reicher, noch nicht
genügend gekannter Strom alter Kulturgaben fließt. Die Denkmäler Altmexikos
und der alten hochandinen Staaten reichen nicht an das ehrwürdige Alter der vor
genannten Reiche heran, ebenso nicht die kartographischen Erzeugnisse der Naturvölker.
Die älteste Landkarte der Welt, eine Situationsskizze der Goldminen in
Nubien, ist zugleich eine erste Gebirgskarte, die wir besitzen; sie stammt aus der
Zeit des berühmtesten Herrschers der ägyptischen Geschichte, Ramses II. (1800 bis
1280 v. Chr.) und wurde zuerst von Lepsius veröffentlicht. 1 Die Berge sind auf der
Skizze in Profil, richtiger im Vertikalschnitt und von den Wegen aus links und rechts
umgeklappt gezeichnet (Bild 2). Das Kartenbild, das im Original mit realistischem
1 R. Lepsius; Auswahl der wichtigsten Urkunden des ägyptischen Altertums. Leipzig 1842,
T. XXII. — Fr. Chabas: Les inscriptions des mines d’or. Chalons s. S. Paris 1862, T. II. — Fr. J.
Lauth: Die älteste Karte nubischer Goldminen. Sitz.-B. der Münchener Akad. d. Wiss. 1870,
Eckert, Karten Wissenschaft. I. 26