Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
bauinspektor des Eheinlandes Nicolaus Samuel Cruquius (auch Kruikius). 1 
Die dem „Rapport van de Professoren ’s Gravesande en Wittichius, en van de Land- 
meeter Cruquius wegens haare gedaane inspectie van de Rivier de Marwede von Gor- 
nighem af beneedewaarts, en wegens de voorgeslaage Middeln tot voorkooming van 
inundatien“ (Leiden, 8. July 1730) heigegehenen zwei Karten vom Flußbett der 
Marwede — gemeinschaftliches Bett der Maas und des Waals vor der Mündung ins 
Meer — befinden sich im Original in der Universitätsbibliothek zu Amsterdam. 1 2 
Die Isobathen sind nach den Messungen beim Stande des Niedrigwassers im Juli 
1729 konstruiert und von 5 zu 5 Fuß als ganze Linien und bei den niedrigen Tiefen 
(bis höchstens 15 Fuß) zwischen den 5 Fuß-Intervallen von Fuß zu Fuß in punk 
tierten Linien ausgezogen. Von der Bedeutung der Schichtlinien heißt es im Bericht 
(S. 2) selbst: „De Linien in de Rivier getrokken, met de getallen daar by genoteert, 
wyzen overal de dieptens aan; zo dat door deze Kaarte de regte Constitutie van de 
Rivier, zo als wy dezelve in de Maanden van Juni en Juli des voorledenen Jaars 
hebben gevonden, in allen delen word aangewezen; zynde de Irregulierheden van 
den grond zeer notabel, en, zo als klaar genoeg komt te blyken, zyn deze spruitende 
uit de ongelijke breettens en irreguliere Figuur van het Bed der Rivier.“ 
Der Darstellung in Schichtlinien kam der große Maßstab der Karte 1:10000 
(1 : 10800) zustatten. Die Schichtlinien sind richtig konstruiert, nur wo sich die 
gleichen Linien zweier benachbarter Becken begegnen, zeigt sich noch einige Un 
geschicklichkeit in der kontinuierlichen Überleitung der entsprechenden Schichtlinien. 
Keine Schichtlinienkarte des 18. Jahrhunderts ist so sauber, verläßlich und auf 
Grund zahlreicher Messungen wie die von Cruquius ausgeführt worden. Möglich 
ist, daß andere Hafen- und Seekarten, die noch in Archiven tief versteckt schlummern, 
ähnliche Schichtlinienzeichnung aufweisen. Bekannter als die ausgezeichnete Karte 
von Cruquius wurde die kleine unscheinbare Karte des Ärmelkanals von Ph. Buache 
in dessen Kartensammlung Cartes et tables de la géographie physique ou naturelle 
Paris 1757. 3 Die Karte, die der Akademie der Wissenschaften zum erstenmal 
am 25. Mai 1787 und sodann am 15. November 1752 vorgelegt wurde, galt lange 
Zeit als die erste Schichtlinienkarte. Auf ihr wird zunächst eine Schichtzone bis 
19 Faden, sodann solche von 10 zu 10 Faden bis 79 Faden unterschieden. Die Iso 
bathen selbst sind in feinen Punkten gezeichnet. Die Karte verfolgte den Zweck, 
die seichte Bodenschwelle zwischen Dover und Calais zu veranschaulichen. Bei ihr hat 
Buache die Idee weiter verfolgt, der ein Offizier der westindischen Kompagnie 1734 
auf dem Plan de l’Isle de Fernand de Noronha Ausdruck verliehen hatte; darauf 
sind Schichtzonen von 9, 10—14, 15—19, 20—29, 30—39 Faden, die sich im NO 
1 Über Cruquius vgl. J. L. Licka: Zur Geschichte der Horizontallinien oder Isohypsen. Z. f. 
Vermessungswesen 1880. S. 39, 41, 42. 
2 Soviel mir bekannt ist, ist die Karte der Merwede bisher im Original noch nicht veröffentlicht 
worden, ln ,,La Topographie“ von Bardin (Paris 1855) wird die „Carte de la Merwede 1729“ gebracht; 
diese Reproduktion ist jedoch nach den Cruquiusschen Karten von dem Geometer und Wasserbau 
inspektor des Rheinlandes, Melchior Bolstra, reduziert (ca. 1:20000) und gezeichnet. 
3 Die Isobathen von 30, 40 u. 60 Faden sind farbig koloriert, — Dieselbe Karte findet s. wieder 
auf d. „Carte physique et profil du canal de la manche“ in der „Explication de la mappemonde“ von 
L. Denis (Paris 1764). Die Isobathen sind hier als Punktlinien gezogen. — Im Britischen Museum 
fand ich eine Manuskriptkarte „Carte de l’embouchure du Rhone“, worauf die Tiefen in Fuß an 
gegeben sind und die 2 Fußbegrenzung des einlaufenden Armes, also eine Isobathenlinie. Verfasser, 
Ort und Zeit sind nicht zu ermitteln; vielleicht um 1750 entstanden.
	        
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