Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Lehrjahre in den neuen Geländedarstelluugen in der ersten Hälfte des 19. Jalirh. 451 
zone, Dupain-'l’riel 1791 das erste Höhenprofil eines Landes auf Grund der Schicht- 
linienkarte von Frankreich. 1 
Wie man die ersten Schichtlinienkarten in ihrem Wert für die geographische 
Wissenschaft noch nicht zu würdigen wußte, so auch nicht die Profile. Erst mußte 
ein A. y. Humboldt seine Höhenprofile, womit er seine hypsometrischen Erörterungen 
veranschaulichte, gezeichnet haben, bis es wie Schuppen von den Augen fiel, welche 
Bedeutung das Profil für die Beurteilung des orographischen Aufbaus eines Landes 
oder Erdteils hatte. Berühmt wurde Humbolds Profil du chemin d’Acapulco a 
Mexico, et de Mexico ä Veracruz 1 2 , entworfen nach barometrischen und trigono 
metrischen Messungen 1804 im Maßstab der Entfernungen zu dem der Höhen wie 
1 : 23,66. 
Humboldts Vorgehen hatte nacheifernd gewirkt, und fleißig werden Längs 
schnitte durch Kontinente und einzelne Länder gelegt. J. Emslie betont nachdrück- 
lichst bei seinen Kontinentprofilen, daß sie nach den Plänen von Humboldt und 
Ritter entworfen seien. 3 Der in der ersten Hälfte des Jahrhunderts einsetzende 
Eisenbahnbau erforderte für die Trassierung der Strecke eine genauere Profilauf 
nahme. Die erste lange Strecke, von Leipzig nach Dresden, sehen wir profiliert in 
K. Sohrs „Handatlas der neuern Erdbeschreibung.“ 4 G. Hanser stattete seinen 
„Atlas der neuesten Erdkunde“ 5 reich mit Profilen aus. Die Vertikalschnitte werden 
gern auf erdphysikalischen Karten als ganz allgemein orientierende, schematische 
Zeichnungen, die den Gegensatz von Hoch- und Tiefland illustrieren sollen, gebracht; 
zugleich dienen sie zur Einführung in das Verständnis der Geländezeichnung. Als 
schematische Zeichnung gebraucht sie auch H. Wagner in den Profilen für die Kon 
tinente in seinem „Methodischen Schulatlas“. Im großen und ganzen sind heute 
die Profile von geographischen Karten und Atlanten geschwunden, und man hat 
die Profilskizze vorzugsweise in den Unterricht der Schulen und Hochschulen ver 
wiesen. 
So lehrreich das Profil sein kann, so vorsichtig muß man in seinem Gebrauch 
sein. Die Überhöhung kann schließlich den Anschauungswert zunichte machen. 
Ohne Überhöhung ist in den meisten Fällen nicht auszukommen. Abgesehen davon, 
daß man das Maß der Überhöhung stets einwandfrei zu bezeichnen hat, ist darauf 
zu achten, das Profil nicht über zu weite Gebiete auszudehnen, und daran zu denken, 
daß manche Bodenformen, z. B. die Alpen, wenig Überhöhung vertragen. Sie wirken 
für sich allein abgebildet im Vertikalschnitt schon günstig. Die Vulkanberge der 
Inseln sind ein beliebtes Sujet für Profilzeichnungen 6 , bei denen man ohne Über 
höhung auskommen kann. Bei Mittelgebirgen sollte tunlichst über das Verhältnis 
1 Wiedergegeben in O. Pescheis „Geschichte der Erdkunde“. 2. Aufl., hg. von S. Rüge. 
München 1877, S. 700. 
2 Tableau physique de la nouvelle-espagne. Beilage zum IV. Bande des „Essai politique sur 
le royaume de la nouvelle-espagne“. Paris 1827. 
3 J. Emslie: Übersichtsprofile oder das Relief der Kontinente und deren Erhebung über dem 
Meeresspiegel. Nach dem Plane von Humboldt und Ritter. Schw. Hall. 4 Tafeln, s. a. — Dasselbe: 
A series of geognostic profiles illustrating the relief of the continents of their vertical elevation above 
the sea level, on the plan of Humboldt and Ritter. London 1853. 
4 Glogau u. Leipzig 1844. 
5 Regensburg 1847. 
6 z. B. bei M. van Carnbee en W. P. Versteeg: Allgemeene Atlas van Nederlandsch Indie. 
Gouda 1870.
	        
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