Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
von Länge zur Höhe in 1 : 5 nicht hinausgegangen werden. Das „Profil durch den 
höchsten Rücken des Thüringer Waldgebirges und durch dessen Fuß auf der Nord 
seite“ von A. W. Fils 1 erinnert bei der zehnfachen Überhöhung an alpine Formen 
anstatt an die gewellten des deutschen Mittelgebirges. 
Die falsche Wirkung der überhöhten Profile zeigte 1821 bereits Adolf Stieler an 
seiner Höhentafel im Handatlas 1 2 , die zugleich als Profil aufzufassen ist. Er macht 
nachdrücklich darauf aufmerksam, es nicht zu übersehen und sich nicht verleiten zu 
lassen, „eine wirkliche, naturgemäße Abbildung der Bergansichten hier zu suchen“. 
Das Profil der Schweizer Alpen gibt er in zwölffacher Überhöhung und sodann in 
einer zweiten Abbildung, worauf die Höhen im richtigen Verhältnis der Entfernungen 
erscheinen. 0. Peschei befaßt sich mit den irrig wirkenden Profilen in den Neuen 
Problemen der vergleichenden Erdkunde an einem Vertikalschnitt (Peschei spricht 
von Querschnitt) durch die größte Breite des atlantischen Tales von Guinea bis nach 
Mexiko. In der ersten Ausgabe von Heinr. Berghaus’ Physikalischem Atlas (Gotha 
1845) wirken die zwanzigfach überhöhten Profile der Plateaus von Costa Kica und 
Guatemala lächerlich. 3 Ein schönes Lehrbeispiel gibt H. Wagner im Profil durch 
den Pik v. Teneriffa von N nach S in zwanzigfacher und in fünffacher Überhöhung 
und sodann die Längen und Höhen im richtigen (gleichen) Verhältnis. 4 
Für die physische Erdkunde wie die Kartographie gleich wichtig sind Ferdinand 
Linggs Erdprofile, zunächst das der Zone 81 °—65° n. Br. durch Europa in 1:1000000 
(München 1886) und sodann das Profil durch Deutschland und die Alpen in 1 : 500000 
(München 1887). Beide haben für die Längen und die Höhen gleichen Maßstab. Natur 
gemäß erstrecken sie sich sehr lang nach einer Richtung hin, ist doch das erst genannte 
8,66 m und das zweite 2 m lang. Vorzüglich ergänzt werden diese Profile durch die 
Konstruktion des Meridianquadranten auf dessen Sehne in 1 : 10000000 (München 1898). 
Auf dem Gebiete der Geologie hat das Profil nach wie vor seine uneingeschränkte 
Bedeutung. In ältern Kartenwerken muß es sogar die bis dahin noch kaum ge 
zeichnete geologische Karte ersetzen, z. B. PI. 29 und 30 in dem Atlas complet du 
précis de la géographie universelle von Malte Brun. 5 In der Geologie spielt zuletzt 
die Überhöhung nicht die Rolle wie in der Geographie ; kommt es hier auf die Silhouette 
an, so dort mehr auf die umrahmte Fläche. 
Da ich später auf das Profil nicht mehr zu sprechen komme, sei hier noch einer 
neuern Profildarstellung gedacht, die gleichfalls der Kartenerkenntnis Vorschub leistet 
und unter dem Namen Blockdiagramm bekannt geworden ist. Es ist eine Ver 
quickung von Profil und Seitenansicht aus der Kavalierperspektive. Im Vordergrund 
erkennt man im Vertikalschnitt den innern Bau des Landes und rückwärts sich an 
schließend und höher werdend das Landschaftsbild, um auf diese Weise die Ab 
hängigkeit der Bodenformen vom innern Bau zu demonstrieren. W. M. Davis hat 
für das Blockdiagramm, dessen Anfänge wir schon bei O. Peschei u. a. sehen 6 , viel 
1 A. W. Fils in P. M. 1856. T. 8. 
2 In der Ausgabe von 1831. Die Höhentafel selbst stammt aus d. J. 1821. 
3 Auf Blatt 10 der 3. Abteilg. des Atlas. Geologie. 
4 Sydow-Wagners Methodischer Schulatlas. Gotha 1897, Karte Nr. 41. 
5 Verbesserte Auflage von J. J. N. Huot. Paris 1837. 
6 O. Peschei: Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 4. Aufl. Leipzig 1883. T. II, 
Fig. 30, Fig. 31.
	        
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