Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Lehrjahre in den neuen Geländedarstellungon in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. 455 
Land, wo 1806 die Aufnahme der gesamten Monarchie nach einheitlichem Plane an 
geordnet wurde (durch Kaiser Franz I.). Auf der Karte des lombardisch-venetia- 
nischen Königreichs in 42 Blättern 1888—38 in 1 : 86400 von dem k. k. Militärgeo 
graphischen Institut herausgegeben, machte sich der französische Einfluß geltend. 
Was aber dieses Institut, das sich heute in seiner Verkleinerung Militärgeographisches 
Institut bezeichnet, für die Kartographie der Länder des ehemaligen Kaiserreichs 
Österreich-Ungarn, Norditaliens und der Balkanstaaten geleistet hat, das nur einiger 
maßen genügend zu würdigen, würde mich über den Kähmen meiner Untersuchungen 
hinausführen. 1 Das steht fest, daß viele von den heutigen Staaten es aus eigner In 
telligenz und Initiative nicht soweit gebracht hätten, und daß ihre Kartographie noch 
lange von den ruhmreichen Daten und Taten des k. k. Militärgeographischen Instituts 
zehren wird. A. Petermann hat nicht zuviel behauptet, wenn er schon zu seiner 
Zeit das Wiener Institut die „hohe Schule für Kartentechnik“ nannte. 1 2 
In manchen Staaten, wie in Norwegen, Schweden, Kußland (und Spanien) 
waren die speziellen topographischen Grundlagen mühevoll und schwierig zu be 
schaffen, sie schritten weniger schnell vorwärts als die orographisch begünstigten 
und politisch eng umschlossern Länder. Aber selbst hier währten die Aufnahmen 
eine geraume Zeit und eine noch längere ihre Veröffentlichung. Welch Jange Zeit 
allein die Herausgabe der Carte de France und der General Map in England 
beanspruchte, haben wir oben hervorgehoben. Die Herstellung des nach Aulitschecks 
Grundsätzen bearbeiteten Topographischen Atlas vom Königreiche Bayern in 
1 : 50000 (112 Blatt) dauerte von 1812—67, des Topographischen Atlas des König 
reichs Württemberg gleichen Maßstabes (55 Blatt) von 1821—51, des Topo 
graphischen Atlas des Königsreichs Sachsen oder der sog. Oberreitschen Karte 3 in 
1 : 57600 (22 Blatt) von 1836—60. 
Mit der trigonometrischen und topographischen Aufnahme des Landes ver 
band sich eine rege kartographische Tätigkeit. Eine tüchtige Arbeit wurde geleistet, 
im Felde sowohl wie am Zeichentisch. Laplace machte am 14. Oktober 1816 der 
Kammer den Vorschlag, in Schichtlinien eine neue Karte von Frankreich in 1 : 10000 
herauszugeben; sicher war ihm die Isohypsenkarte von Haxo und den französischen 
Genieoffizieren bekannt. 4 Bei der neuen Karte sollten wenigstens 25 gemessene 
Höhenpunkte auf 1 Quadratlieu entfallen. 5 An den wenigen und zeitraubenden 
Nivellements und der Kostspieligkeit scheiterte schließlich das Unternehmen; denn 
1 Man vgl. das ausgezeichnete Werk von Vinzenz Haardt von Hartentkurn: Die Tätig 
keit des k. k. Militärgeographischen Instituts in den letzten 25 Jahren (1881 bis Ende 1905). Wien 
1905. 
2 A. Petermann: Die Sonne im Dienste der Geographie u. Kartographie. P. M. 1878, S. 205. 
3 Genannt nach Ober reit, dem damaligen Direktor der königlich sächsischen Plankammer. 
4 Der General Haxo hatte 1801 als jüngerer Offizier den Plan von Rocca d’Anfo in 1:500 als 
Schichtlinienkarte entworfen. Bekannter war die Aufnahme von Corfu in Schichtlinien in 1:2000 der 
französischen Genieoffiziere aus d. J. 1812 geworden. — Die französische Methode, Festungspläne 
in Isohypsen darzustellen, wurde 1820 von Franz von Hauslab in der Österreich, k. k. Ingenieurs 
akademie eingeführt. Kurz darauf fand die Idee der Schichtenkarte bei Winkler von Brücken 
brand in der Forstlehranstalt zu Mariabrunn bei Wien Anklang und dessen Tatkraft ist es zu danken, 
die erste größere Schichtenaufnahme in Österreich, des Tiergartens im Wiener Walde, angeführt zu 
haben. Vgl. auch Winklers Werk: Theoretisch-praktische Anleitung zur Situationszeichnung. 
Wien 1824. 
5 Vgl. A. Steinhäuser: Beiträge zur Gesch. der Entstehung u. Ausbildg. der Niveaukurven, 
sowohl See- als Landkarten. Mit. d. Geogr. Ges. II. Wien 1858, S. 59.
	        
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