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Die Landkarte und ihr Gelände.
bis 1833 wurden nicht mehr und nicht weniger als vier Karten hergestellt, darunter
in 1 : 10000 die Blätter Paris, Beauvois, Melun. Währenddessen hatten andere Staaten
die Idee aufgegriffen, die Aufnahmekarten in Höhenschichten darzustellen und ge
gebenenfalls zu veröffentlichen. Zunächst waren es Hannover (1829), Baden (1833)
und Kurhessen (1840). Die äquidistanten Niveaulinien wurden meistens in den Inter
vallen von 50 zu 50 Fuß konstruiert, auf der Niveaukarte des Kurfürstentums
Hessen von 60 zu 60 rheinischen Fuß = 18,83 m, also nicht 50 Fuß, wie O. Peschei
angibt. 1 1846 begann, insonderheit auf Betreiben von Morozowicz Preußen mit
Niveaulinienkarten, zunächst nur in den westlichen Gebieten wegen der Anschlüsse
an Frankreich und Belgien; letzteres folgte 1848 mit Isohypsenkarten, 1849 Neapel
und 1850 Dänemark und Schottland. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wird die Schichtliniendarstellung zum Axiom sämtlicher staatlicher Auf
nahmen, ganz gleich, ob die Karten als reine Niveaulinien- oder als vollständig
ausgeführte Schraffenkarten veröffentlicht werden.
An die ältern Isohypsenkarten darf man nicht den Maßstab wie an die neuern
legen. Dort sehen wir wohl mit Geschick die äquidistanten Horizontalen gezogen,
aber zu deren vollkommener Anordnung fehlten noch ausgedehnte Nivellements und
Höhenbestimmungen. So ist auf diesen Karten auch die Wiedergabe der gemessenen
Höhen äußerst spärlich, ja man drängt sie zu Tabellen, die man der Karte beigibt,
oder auf dem Titelblatt zusammen, wie bei der Oberreitschen Karte von Sachsen. 1 2
262. Von der Schichtlinienkarte zur Ilöhensehichtkarte. Die praktische Aus
nutzung des von Dupain-Trielschen Gedankens, d. h. die Zeichnung einer Höhenschichten
karte eines umfassendem Gebietes im Maßstab der chorographischen Karten scheiterte
an dem Mangel an Höhenmessungen. Die Höhenzahlen zur Darstellung von Schicht
linien eines großen Gebietes, und zwar von Europa mit Ausschluß des östlichen Teils
im Maßstab 1 : 6654000 3 , im Jahre 1824 angewandt zu haben, ist das Verdienst der
Dänen J. H. Bredstorff und O. N. Olsen, angeregt durch ein Preisausschreiben der
Geographischen Gesellschaft zu Paris vom Jahre 1823, wiederholt 1825 und 1826. 4
Der Preis blieb jedesmal ungewonnen; die Ursache war wieder die geringe Anzahl
von Höhenmessungen. Die Karte von Bredstorff und Olsen diente wesentlich als
Vorbild zur Karte von Europas Hauptgebirgssystemen (1842) in Berghaus’ Physi
kalischem Atlas 5 6 , mit dem Unterschied jedoch, daß die Gebirgszüge in der südöst
lichen Halbinsel nach Boue’s und die der Insel Sardinien nach Marmara’s Beob
achtungen und Messungen berichtigt worden sind. Die von 1000 zu 1000 Pariser Fuß
entfernten Niveaukurven sind durch ununterbrochene Kurven dargestellt, die da
zwischen liegenden 500 Fußkurven durch gestrichelte Linien. Unsichere Bestimmungen
in den Niveaukurven werden durch unterbrochene Linien gekennzeichnet. In dem
1 O. Peschel: Geschichte der Erdkunde. 2. Aufl., hg. von S. Rüge. München 1877, S. 705.
2 Die Orts- und barometrischen Höhenbestimmungen sind darauf in Pariser- und Dresdener
Fuß ausgec[rückt.
3 Der Maßstab ist 1:6654 000, nicht 654000, wie W. Stavenhagen in P. M., Erg.-H. 148,
Gotha 1904, S. 6 und W. Wolkenhauer in Deutsch. Geogr. Bl., Bremen 1916, S. 126, angeben.
4 Esquisse orographique de l’Europe 1824; corrigée et considérablement augmentée par Oisen,
1830. Hierzu schrieb Olsen in Kopenhagen 1833: Commentaire à l’esquisse orographique de l’Europe. —
Die Karte ist nur in Schichtlinien dargesteht. [Kriegsarchiv Wien.]
6 Heinr. Berghaus: Physikalischer Atlas. In 93 Karten. Gotha 1838 — 1848. 2. Aufl. 1852,
3. Aufl. 1893.