Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
und scharf gestochen, meist von NW und N beleuchtet, doch auch von S und 0. 
Über die wahren Höhenverhältnisse war man sich noch nicht klar, auf der Deutsch 
landkarte sind Thüringer- und Frankenwald viel mächtiger als das Erz- und das 
Biesengebirge herausgearbeitet, Rußland ist ganz und gar mit langen, flach wirkenden 
Hchraffen bedeckt, daß es einer mit Eisnadeln übersäten Glasscheibe nicht unähnlich 
sieht. Immerhin hat der Atlas für alle Karten die Schraffierung folgerichtig durch 
geführt. Einen Vorgänger darin erblicken wir in der Géographie moderne par 
J. Pink er ton 1804. 1 Schottland ist in diesem Atlas besonders gelungen. Überall 
jedoch blieb bei der Schraffendarstellung vielerlei zu wünschen übrig, selbst auf den 
Karten und Atlanten, die Stieler und Sydow herausgegeben hatten. Wie noch 
heutigestags waren die Schulkarten der Tummelplatz aller möglichen und unmög 
lichen Schraffen- und Geländedarstellungsmanieren. 1 2 
268. Erste Versuche der Verbindung von Schichtlinienkarte mit Schraffenkarte. 
Der Gedanke, Höhenkurvenkarte mit Schraffenkarte zu verbinden, gehörte für die 
ersten Karten großen Maßstabes, den Originalaufnahmen und danach reduzierten 
Generalkarten, in das Bereich des kaum Realisierbaren. Von der Bedeutung der 
Schichtlinien war man nur insofern überzeugt, als sie einen guten Anhalt für die Kon 
struktion der Schraffen darboten, auf der ausgeführten Schraffenkarte jedoch keinen 
Zweck mehr hatten. Darum verschwanden sie darauf. Ihr Verlauf ist noch wahr 
zunehmen und festzustellen, wo die Schraffen der einzelnen Böschungsintervalle an 
einanderstoßen; denn man trug bei der Herstellung dafür Sorge, daß die Schraffen 
eines Böschungsstückes (Böschungszone) auf die Zwischenräume der Schraffen der 
über- oder unterliegenden Böschungszonen auf stießen, daß also auch in der Gefälls- 
richtung Schraffe, Zwischenraum, Schraffe, Zwischenraum usw. aufeinander folgten. 
Wo dies nicht angängig war, verfuhr man so, daß die Schichtlinien auf der Druckplatte 
weggeschabt oder -gestochen wurden; und ein feiner, kaum wahrnehmbarer Zwischen 
raum auf dem Kartenblatt erzählt nunmehr als dünne weiße Linie von dem frühem 
Dasein der Schichtlinie. In den Principes du figuré du terrain, Paris 1827, empfiehlt 
L. Puissant die Vereinigung von äquidistanten Niveaukurven mit einer durch den 
Maßstab der Karte und den Charakter des darzustellenden Terrains bedingten 
Schraffierung. Ein Versuch dieser Art liegt vor in der Karte von Bredstorff und 
Olsen, wie sie uns in Heinr. Berghaus’ Physikalischem Atlas entgegentritt (S. 456). 
Die Schraffe ist noch schüchtern als überall gleichmäßig feine Linie angewandt, die 
nur in ihrer Zusammendrängung auf das stärkere Gefälle hindeutet. Die ähnliche 
Karte erblicken wir wieder in A. K. Johnstons Physical Atlas, Edinburgh und 
London 1850. 3 
1 Traduite de l’anglais par C. A. Walckenaer. Revues et corrigées par J. N. Buache. Paris. 
An XII (1804). [N. Bi.] — Ob das englische Original bereits in gleicher Weise in Schraffen ausgeführt 
ist, konnte ich nicht feststellen. 
2 Von besonderm didaktischen Zweck geleitet sind die Schraffen bei übertriebener linksseitiger 
Beleuchtung dargestellt in F. W. von Freisauffs Ektypographischem Schulatlas für Blinde. Wien 
1848 ( ?). — Ders. Atlas erscheint 1857 in Washington als „New style of topographical drawing, derived 
from late experiments with the photograph and daguerreotype, from mountain models“. 
3 Die Ausgabe von 1854 war mir zur Hand.
	        
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