Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Die Meisterjahre in der Geläudedarstelluug von der Mitte des 19. Jahrh. bis zur Gegenwart. 471 
die Niveaukurven sind leichter zu zeichnen und können bei einer gewissen Anhäufung 
eine genügende Übersicht über die charakteristischen Geländeformen gewährleisten. 
Auch bei den Generalstabskarten in 1 : 100000 treten zuweilen Schichtlinien 
auf. Weil die für die deutsche Generalstabskarte vorgeschriebene Schraffenskala 
bis 45° auf den bayrischen Sektionen wegen allzu dunkler Schraffierung nicht ein 
gehalten werden kann, werden auf diesen Blättern noch die Isohypsen im Abstand 
von 100 m und in der Buntdruckausgabe solche von 50 m eingedruckt. 1 Im Jahre 
1918 gab der deutsche Generalstab auf Grund tler Aufnahmen im Felde und andern 
Kartenmaterials für das französische und belgische Kriegsgelände eine Niveaukurven 
karte in 1 :100000 heraus, worauf die Schichtlinien braun gedruckt waren. Die 
Karte, deren Herausgabe vorderhand schlummert, versprach eine ausgezeichnete 
Leistung zu werden. England hatte im Hinblick auf einen Krieg mit Deutschland 
schon 1910 und folgende Jahre eine geheime Generalstabskarte von Belgien in 1:100000 
in braunen Schichtlinien, die 10 m = 82,8 engl. Fuß voneinander entfernt verlaufen, 
bearbeitet. Italien besitzt von seiner Generalstabskarte 1 2 drei Ausgaben, eine in 
Schwarzdruck mit Schraffierung 3 , sodann mit Höhenschichtlinien (50 m-Schicht 
linien) ohne Schraffierung und ohne Schummerung 4 und zuletzt eine Farbenausgabe 
mit Schummerung 5 ; letztere ist die neueste Karte und vertritt den gegenwärtigen 
Typus der italienischen Kriegskarte. Schweden und Norwegen haben bis 600 und 
700 m Höhe die kultivierbaren Gegenden in Schraffen, darüber hinaus das kultur 
lose Land in Schweden in Schichtlinien, in Norwegen in brauner Schummerung 
mit Schichtlinien von 30 m Abstand (früher 100 norweg. Fuß = 31,4 m). In Por 
tugal zeigen nur einzelne Blätter Schraffen, die meisten dagegen zart gedruckte 
Schichtlinien von 25 m Abstand. Der Abstand der Schichtlinien auf der Map of 
England, die geschummert ist, beträgt 100 engl. Fuß (= 30,5 m) und der auf der 
russischen Drei Werst-Karte 2 Saschen (= 4,36 m), aber hier nur auf den neuern 
Blättern überdruckt; die ganze Karte ist in Schraffen angelegt. 
273. Die Alpeiikarten, das große Studienfeld der Geländedarstellungen. Wer 
die Geländedarstellung studieren will, der greife nach den Karten der Alpen weit. 
Die Alpenkarten der verschiedenen Zeiten und der einzelnen an den Alpen be 
teiligten Länder geben hochwichtige Aufschlüsse über die Entwicklung der Gelände 
darstellung. Herrliche, farbenprächtige Werke treten uns aus der neuern Zeit ent 
gegen, gediegene einfarbige aus älterer Zeit. Zu allerhand Studien haben sie längst 
Anreiz gegeben, und wir besitzen darüber schon eine ansehnliche Literatur. Alle 
an den Alpen partizipierenden Staaten beschäftigen sich praktisch wie auch theo 
retisch mit den Alpenkarten. L. Obermair gab in der Zeitschrift des Deutschen 
und Österreichischen Alpenvereins (1881, 1884, 1892, 1895) Zusammenstellungen 
1 Vgl. A. Heller: Die Herstellung der Karten im topographischen Bureau des k. B. General 
stabes, München 1901. 
2 Carta topografica del Regno d'Italia 1:100000. 
3 Edizione in nero con tratteggio. 
4 Edizione con le curve di libello, senza tratteggio e senza sfumo, a) Blätter ganz in Schwarz 
druck „tutto in nero“, b) in Schwarzdruck mit blau gedruckten Gewässern „in nero con le acque in 
azzurro“. 
5 Edizione policromo a sfumo. — Vgl. den Katalog des Instituts zu Florenz: Pubblicazioni dell’ 
Istituto Geografico Militare. Firenze 1913. Nebst den Übersichtsblättern finden sich darin Karten 
ausschnitte und Angaben über die Herstellung der Karten. Eine brauchbare Kartenmustersammlung!
	        
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