Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

J. G. Lehmann und sein System. 
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Die Schichtlinien als neutrales Yeranschaulichungsmittel vertragen sich mit sämt 
lichen andern Darstellungsmitteln, also mit der Schraffe und dem Punkte sowohl wie 
mit der Schummerung und der Farbenschicht. Aber auch hier wie fast überall in 
der Kartographie sind Maßstab und Zweckbestimmung die ausschlaggebenden 
Faktoren für die Anwendung dieser oder jener Kombination von Geländedarstellungen. 
B. Die Böscliungsschraffo. 
I. J. G. Lehmann und sein System. 
290. Die Vorläufer Lehmanns. Von einer Kartographie im modernen Sinne, 
d. h. von einer wissenschaftlichen Kartographie reden wir erst seit jener Zeit, die wir 
als die „kartographische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts“ bezeichneten. 
Die Karte bekam damals ihre innere mathematische Festigkeit, und zwar absolut neu 
nach der Seite der Geländedarstellung. Die dritte Dimension hielt ihren Einzug in das 
Kartenbild./ Schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts beginnen die Untersuchungen 
und Vorschläge, dem Gelände durch die Schraffe gerecht zu werden. An der Lösung 
des Problems haben sich Deutsche und Franzosen in gleicher Weise bemüht, bis 
schließlich der Erfolg den erstem verblieb. Darüber war man sich längst einig, daß 
die Berge „in der Situation sowohl aufzunehmen als zu zeichnen das Schwerste“ bei 
der Kartenherstellung sei. 1 Ähnlich wie Tielke urteilt der Rezensent der Geschichte 
des Feldzuges der Preußen im „Militärischen Journal“ (1778, S. 278): „Alles übrige 
in der Zeichenkunst ist Symbol und leicht, nur die Zeichnung der Berge allein ist 
Schwierigkeiten unterworfen, so wie sie auch das Wichtigste in den Rissen ist, denn 
davon hängt doch alles, was zur Stellungskunst gehört, vorzüglich ab, folglich kommt 
es dabei erstaunlich viel für eine gute Ausdrucksmethode der Berge an.“ 
Die zu ihrer Zeit über das Maß des Gewöhnlichen hinausgehende Karte des Herzog 
tums Mecklenburg-Schwerin 1 2 des Grafen v. Schmettau bringt in der Erklärung 
zur Karte eine weitläufige Belehrung über die Bezeichnungsart der Berge auf topo 
graphischen Karten, die darin gipfelt, daß die Bergstriche mit der Höhe, der Berge, 
dicker gezeichnet werden sollen. Wie hier, so wurde schon auf Militärschulen, be 
sonders in Sachsen nach dem Grundsatz „Je höher desto dunkler“ schraffiert. 
Bevor dieser Grundsatz in Fleisch und Blut bei den Kartenzeichnern über 
gegangen war, sehen wir noch eine Anzahl Versuche, die je nach der Absicht der Ver 
fasser eine mancherlei abgeänderte Gebirgsdarstellung verfolgen, aber schließlich 
in das gleiche Fahrwasser, die dunkelste Schattierung tunlichst den .höchsten Er 
hebungen, bzw. steilsten Böschungen vorzubehalten, einmünden. Wiebeking, 
1 Tielke: Unterricht für die Offiziere, die sich zu Feldingenieurs bilden. Dresden u. Leipzig 
1769, §748. 
2 Graf v. Schmettau: Topographisch Oekonomisch Militärische Charte des Herzogthums 
Mecklenburg-Schwerin und des Fürstenthums Ratzeburg. 1:50000. Berlin 1783. — Carte choro- 
graphique et militaire du duché de Mecklenbourg-Strebtz. 1:33900. Berlin 1780.
	        
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