Die Nachfolger Lehmanns.
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Deutschlands eine derartige Schraffenskala belegt. Ihrer hat sich jedoch das preußische
Ingenieurkorps nie bedient, auch stammt sie nicht von Müffling her und ist aus den
Skalen von Lehmann, Schienert, Schneider und v. Humbert zusammengesetzt. 1
Ebenso hat sich ihre Erfindung durch den hessischen Forstmeister Chr. Bechstatt
als unrichtig erwiesen. 2 Aus Schönheitsrücksichten wurden die Formen schwach
markiert, trotzdem ergaben sie für die untern Stufen ein unruhiges Bild, und man
kehrte deshalb später bei der Herausgabe der Karte 1 : 100000 fast ganz zu Lehmann
zurück. Nur die fein gestrichelten Stufen des Flachlandes, die man noch um eine
Stufe für 1° Neigung vermehrt hatte, erinnern etwas an Müffling. Dieser wollte
übrigens die nach ihm benannte Manier nur für Karten großen Maßstabes angewandt
wissen 3 , alle Karten in kleinerm Maßstabe als 1 : 50000 wären nach Lehmann zu
zeichnen. Nicht unerwähnt sei, daß die Müfflingsche Manier in E. v. Sydow einen
warmen Verteidiger gefunden hatte. 4 Daß die Bayern das Schwarz bei 60° und die
Österreicher nach 77° eintreten lassen, ist bereits erwähnt worden. Natürlich bleibt
dann das Lehmannsche Verhältnis von Schwarz zu Weiß w°: (45 — n)° nicht be
stehen und ist entsprechend in %°:(60 — n)° und n°: (80 — n)° umgewandelt. 5 All
diese und ähnliche Skalen unterscheiden sich in ihrem Hauptgedanken nicht von
1 W. Stavenhagen: Die geschichtliche Entwicklung des preußischen Militärkartenwesens.
G. Z. 1900, S. 504, 505. Die Formen der Müfflingschen Schraffen (i. J. 1821): bis 5° gestrichelt, bis
10° abwechselnd glatt u. gestrichelt, bis 15° glatt, bis 20° glatt u. geschlängelt abwechselnd, bis 25°
2 glatte, 1 geschlängelter Strich.
2 K. Peucker: Zur kartogr. Darstellung der dritten Dimension. G. Z. 1901, S. 41, Anm. —
Wie Stavenhagen, a. a. O., S. 449, zu der Bemerkung kommt, daß durch Eckhardt die von Bech
statt (!) herrührende Manier in die Wissenschaft eingeführt sei, ist mir nicht erklärlich.
3 Aber auch da bat man sich nicht streng an die Vorschriften gehalten. — Eine wirkungsvolle
preußische Schraffenkarte jener Zeit ist: Das Land zw. Rhein u. Maas, von C. v. Decker, Major i.
k. preuß. Generalstabe. 1824. 1 ¡400000. [k. k. Kriegs-Archiv, Wien.]
4 E. v. Sydow: Der kartograph. Standpunkt Europas i. d. J. 1862 — 1863. P. M. 1863, S. 476.
5 Verhältnis von Schwarz zu Weiß einiger Bergstrichskalen:
Stollsche Skala
Stollsche Skala
Bayern
Österreich
für 1:1000
für 1:100
5°
1:11
8:72
1:6
1:12
10°
2:10
13:67
2:5
2:11
15°
3: 9
18:62
3:4
3:10
20°
4: 8
23:57
4:3
4: 9
25°
5: 7
28:52
5:2
5: 8
30°
6: 6
33:47
6:1
6: 7
35°
7: 5
38:42
7:7*
7: 6
40°
8: 4
43:37
8:74
8: 5
45°
9: 9
48:32
9:7«
9: 4
50°
10: 2
53:27
10: 3
55°
11: 1
58:22
11; 2
60°
12: 0
63:17
12: 1
65°
68:12
70°
73: 7
75°
78: 2
80°
oo
©
©
In praxi wurden bei der Aufnahme nach der Vorschrift des k. k. mil.-geograph. Instituts bei
den Österreichern die von 5 zu 5° ausgedrückten Ton- und Gradationsunterschiede nur bis 45° weiter
geführt, wo das Verhältnis von Schwarz zu Weiß wie 3:2 ist; alle Flächen über 45° Neigung werden,
wie jene mit 45° schraffiert, damit das Bild nicht allzu dunkel wird.