Senkrechte und schräge Beleuchtung.
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und schräger Beleuchtung entstanden und hat sich von da aus auf andere Darstellungs
manieren übertragen. Noch heute ist er nicht ausgetobt und zittert außer in rein
wissenschaftlichen auch in pädagogischen geographischen Publikationen nach. Nach
dem, was ich oben ausführte, sollte sich eine Behandlung der Frage nach der Nutz
anwendung der einen oder der andern Beleuchtung erübrigen, wenn ich nicht fürchten
müßte, daß man mir eine auffällige Lücke in der Behandlung meiner Materie vorwerfen
würde, wenn ich nicht namhafte Theoretiker wie Praktiker auch in diesem Punkte
hätte zu Worte kommen lassen. Das Problem ist tatsächlich ad nauseanti usque be
handelt worden, ohne daß in neuerer Zeit viele positive Ergebnisse gezeitigt worden wären.
Während man in den maßgebenden Kreisen Deutschlands und Österreichs den
Fortschritt und das Klare in der Lehmannschen Methode sofort erkannt hatte und
die Böschungsschraffe von Anfang des 19. Jahrhunderts ab mehr oder minder kon
sequent anwandte, focht man in Frankreich, bevor man an den Stich der Karte
1 : 80000 herantrat, erst einen nutzlosen Streit aus, ob die Darstellung in der lumière
oblique oder lumière zénithale zu geben sei. Trotz der nahezu drei Jahrzehnte währen
den Debatte ist man zu keiner Einigung gekommen, bis man endlich, als 1828 mit
dem Stich der Karte begonnen wurde, kurz entschlossen der senkrechten Beleuchtung
das Feld einräumte. Berthaut hat in seinem hier bereits öfters zitierten Werke über
die Carte de France an der Hand der Dokumente und Sonderpublikationen ausführ
licher über den Streit der Meinungen berichtet, und Röger gründet darauf wiederum
einen längern deutschen Bericht 1 , so daß ich auf diesen besonders hinweisen und
mich hier ausführlicherer Einzelheiten enthalten kann.
In den französischen Berichten aus dem Anfang des vergangenen Jahrhunderts
ist von allgemeinem Gesichtspunkte aus betrachtet eigentlich alles Bemerkenswerte
über senkrechte und schräge Beleuchtung gesagt worden 1 2 , so daß viele spätere Publi
kationen des In- und Auslandes über denselben Gegenstand nichts weiter als bloße
Wiederholungen erscheinen; gegenüber den temperamentvollen und leidenschaft
lich abgefaßten Aufsätzen der Franzosen erweisen sie sich zumeist flau und matt.
Sowohl Einzelpersonen wie ganze Kommissionen sind in Frankreich an dem Streit
über den Vorzug der senkrechten oder der schrägen Beleuchtung beteiligt, meist
wird damit die Frage verquickt nach der Wiedergabe der Isohypsen auf dem fertigen
Kartenbild. Bedeutende Vertreter der Militärgeographie und -topographie haben
sich an den Erörterungen beteiligt, wie die Generäle Haxo 3 , Berge, die Obersten
Puissant 4 , Bonne 5 , sodann der Chef des topographischen Bureaus des Ministeriums
der auswärtigen Angelegenheiten Chrestien de la Croix 6 , ferner G. Maurice 7 . Der
1 J r Röger: Die Geländedarstellung auf Karten. München 1908, S. 94 ff.
2 E. Hammer sagt in der Besprechung über Berthauts „La Carte de France“ (P. M. 1899.
LB. 659, S. 159), daß die Gutachten von Bonne u. von Puissant über die zenitale und schiefe Beleuch
tung heute so lesenswert sind wie vor 80 Jahren.
3 Mémoire sur le figuré du terrain dans les cartes topographiques par le Général H. (Haxo).
Paris 1822.
4 L. Puissant: Observations sur les diverses manièrres d’exprimer le relief du terrain dans
les cartes topographiques. Paris 1818. — Principes du figuré du terrain. Paris 1827.
5 Bonne: Supplément aux considérations sur l’emploi de la lumière et des ombres pour ex
primer le relief du terrain dans les cartes topographiques. Paris 1818.
6 Chrestien de la Croix: Observations critiques sur la mode d’éclairer le relief du terrain
par des rayons de lumière partant du zénith. Paris 1818.
7 G. Maurice i. Bibliothèque universelle, 1823. Sciences et arts. XXII. S. 178.