Die allgemeine Geländeschraffe.
567
treffenden Kartenwerkes erklären muß. Bei den guten Handatlanten nimmt man
auch wahr, daß sie von Auflage zu Auflage streben, gerade in Hinsicht auf die Gelände
darstellung ihre Karten homogener zu gestalten, selbst wenn sie von verschiedenen
Stechern ausgeführt sind.
Mit der Inhomogenität hängen ferner die verschiedenen Angaben ein und der
selben Höhe auf verschiedenen Kartenblättern zusammen, die Römer mit Recht rügt.
Unter den mir vorliegenden großen Atlanten, die noch vor dem Weltkriege erschienen,
macht bezüglich konsequenter Geländedarstellung der Handatalas von Debes den
günstigsten Eindruck, was ohne Zweifel damit zusammenhängt, daß bei der Be
arbeitung der Karten nicht zu vielerlei Kräfte tätig waren. 1 Der Stielersche Atlas
zeichnet sich durch die vielen Höhenzahlen aus, die den Schraffen beigeschrieben
sind, gemäß der alten Behauptung Aug. Petermanns: „Erst durch die Höhenzahlen,
die unmittelbar in die Karte aufgenommen werden, wird jede, auch die beste Terrain
zeichnung vollständig und erhält in ähnlicher Weise eine feste Grundlage und Kon
trolle, wie eine Karte im ganzen durch die Gradnetzlinien.“ 1 2 Die Höhenzahlen sind
aber nicht bloß ein unzertrennlicher Begleiter der Schraffenkarte, sondern auch der
Schichtlinien; erscheinen diese ohne Zahlen, dann sinken sie zu bloßen Formlinien
herab.
336. Die unobjektive lind unexakte Schraffe. Die „unobjektive und unexakte
Schraffe“ gibt Römer Veranlassung, sie mit der Schichtlinie zu vergleichen und beider
Bedeutung für die Gewinnung der mittlern Tiefe der Ozeane, bzw. der mittlern Höhe
der Kontinente abzuwägen. Mit dem stetigen Anwachsen des hypsometrischen
Materials wird sich das Ergebnis jedesmal nach einer Reihe von Jahren verändern,
d. h. verfeinern. Auf die ihm seinerzeit A r orliegenden Ergebnisse gestützt, stellt er
eine mittlere Veränderlichkeit der Berechnung der Festlandshöhen auf 6,7% fest,
den absoluten Unterschied 21% (bei Australien), dagegen bei den Meerestiefen ein
Mittel von 4,3% und den absoluten Unterschied zu 14%. „Mag man diese Zahlen
zu interpretieren versuchen wie man will, es bleibt die Tatsache bestehen, daß unsere
morphometrischen Schätzungen eine beinahe zweimal so große Veränderlichkeit bei
den Höhen des Landes als bei den Meerestiefen aufweisen. Diese Erscheinung muß
man in erster Linie auf die Bedeutungslosigkeit der Individualität in der Zeichnung
von Niveaulinien im Gegensätze zu der Schraffendarstellung zurückführen.“ 3 Doch
liegt der Unterschied noch auf anderm Gebiet, das gar nicht berührt worden ist. Da
sich die Höhenmessungen viel mehr häufen als die Tiefenmessungen, müßte dies zu
nächst für Römer sprechen. Doch wenn man sich überlegt, daß durch die verhältnis
mäßig wenigen Messungen, die den Meeresboden mit Ausnahme verkehrsreicher Küsten
gebiete bedecken und jährlich neu gewonnen werden, das Bild im großen und ganzen
stabil bleibt, dagegen auf dem Lande infolge der jährlich sich bedeutend mehrenden
Höhenkoten die Voraussetzung für die Berechnung der mittlern Höhe eine mobilere
ist, wird man den großem Ausschlag im Mittel der Festlandshöhe erklärlich finden.
Weiter ist zu bedenken, daß das Tiefenbild des Meeresbodens in der heutigen Darstellung
1 Für die außereuropäischen, also die schwierigem Gebiete in der Hauptsache H. Fischer u.
P. Eifert.
2 A. Petermann: Die Karte der britischen Inseln. P. M. 1862, S. 345. — Vgl. auch
oben S. 352.