Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Der Schraffenersatz. 
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durch das Friedrichsche Verfahren doch etwas Brauchbares geschaffen werden kann; 
und in dieser Anregung für die kartographische Darstellung anderer geographischer 
und verwandter Objekte erblicke ich einen Vorzug des Systems. 
Die Geländedarstellung auf Spezialkarten und Übersichtskarten, auf die Friedrich 
hinweist, laß ich aus dem Spiele. Er denkt aber an einen Gebrauch bei geologischen 
Karten, zieht aber diesen Vorschlag wegen der schier unüberwindlichen Schwierigkeiten 
gleich wieder zurück. Und trotzdem scheint es mir, daß hier ein gangbarer Weg ge 
funden werden dürfte. In der oben erwähnten Harzkarte von Gehne glaube ich ganz 
entfernt Anklänge an das Friedrichsche System zu erblicken. Man darf sich nur nicht 
so auf den Standpunkt der meßbaren Böschungsschraffe versteifen, sondern einfach 
von der allgemeinen Geländeschraffe sprechen, dann klingt das ganze Verfahren anders 
und wird akzeptabler. Bei pflanzengeographischen Darstellungen größerer Erhebungen 
kann man sich gleichfalls die Anwendung der Friedrichschen Schraffen vorstellen. 
Mir ist nicht bekannt, daß nach dieser Bichtung hin Versuche vorliegen. Es wäre 
beispielsweise das Kartenbild von Kofistka, wo dieser auf einer Schraffenkarte durch 
farbige, gut transparente Höhenschichten die Höhe von Pflanzenregionen veran 
schaulicht, in Friedrichs System zu übersetzen. Man ist bei der Darstellung solcher 
Naturerscheinungen bis jetzt auf halbem Wege stehen geblieben, und dankbar wäre 
es zu begrüßen, wenn weitere derartige Versuche gewagt würden. 1 
III. Der Schraffenersatz. 
340. Der Schraffenersatz im allgemeinen. Der Ersatz der Schraffe tritt uns in 
der Schummerung und in der Wisch-, Lavier-, Tusch-, Halbton- oder Ver 
wischungsmanier entgegen. Das Verfahren besteht im allgemeinen darin, daß 
man mittels Wischers (Estampe), Tuschpinsels, Farbstiftes oder Kreide die geneigten 
Flächen ihrem Böschungswinkel oder noch häufiger der Lage ihrer Licht- und Schatten 
seite gemäß bald heller, bald dunkler abtönt. 1 2 All die Surrogate haben gemeinsam, 
direkt als Farbton zu wirken. Den Effekt, den die Schraffe mehr von Ferne sehen 
läßt, geben sie auch dem nahen Gesicht, was dadurch ermöglicht wird, daß sie das 
abmeßbare und abwägbare Verhältnis von weißem zu schwarzem Kaum, wie es auf 
der Schraffenkarte stattfindet, auf heben und den Farbenwert, den dieses Verhältnis 
für eine entsprechende Böschung besitzt, in unzählige Punkte und Strichelchen auf- 
Iösen, die für das unbewaffnete menschliche Auge nicht mehr als solche erkannt, sondern 
nur als eine geschlossene, einheitliche Farbfläche empfunden werden. Infolgedessen 
erscheint es nicht ausgeschlossen, daß die Schummerung — ich gebrauche diesen Aus 
druck gleich als Sammelbegriff für alle Schraffensurrogate — einen mathematischen 
Böschungs-, d. h. Anschauungswert empfangen kann. Die Versuche, das Problem 
zu lösen, sind bisher immer gescheitert, bis auf einen, der vor einem halben Jahrhundert 
von H. Wiechel angestellt worden ist. 
Zweifellos ist es sehr schwierig, den einzelnen Tonstufen der Schummerung 
einen mathematischen Wert zu geben. Besitzen sie ihn nicht, dann ist ihre Anwendung 
weiter nichts als eine mehr oder minder künstlerisch geleitete Betätigung des Karto 
1 C. Koristka: Terrain- u. Höhenkarte der Hohen Tatra in den Zentralkarpathen in 1:100000. 
Erg.-H. 12. Gotha 1864. 
2 O. Krümmel u. M. Eckert: Geographisches Praktikum. Leipzig 1908, S. 29.
	        
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