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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung.
das Geländebild in Stufen, wie früher bereits hervorgehoben, zerlegt wird, läßt sich
nicht in Abrede stellen. Durch die Elastizität des Punktsystems ist es möglich, die
Stufen vollkommen auszugleichen, d. h. daß da, wo im Gelände keine vorhanden
sind, sie auch nicht auf der Karte erscheinen. Daß sich die Isohypsen sichtbar auf
dem Schraffenbild zeigen, ist nicht notwendig, wohl aber erwünscht, da man durch
die Verbindung beider die Schraffenkarte erst als vollkommen anerkennt. Das Iso
hypsengerippe gehört gleichfalls zum Aufbau der punktierten Karte, doch amal-
gamieren sich dem betrachtenden Auge Punkt und Schichtlinie nicht so leicht, wie
Schraffe und Schichtlinie als verwandte Linienelemente; darum muß auf der erstem
das Schichtliniengerippe diskret zurücktreten, eventuell in anderer Farbe als die
Punkte erscheinen.
Eine nach dem Punktsystem hergestellte Karte wirkt aus der Ferne ähnlich
wie eine geschummerte, man könnte sie deshalb ganz allgemein als eine Art Schum
merungskarte bezeichnen, deren Punkte nicht wie bei der wahren Schummerungs
karte gesetzlos und lediglich durch den zeichnerischen Takt auf- und nebeneinander
gehäuft, sondern gesetzlich nach wissenschaftlichen Prinzipien aneinander gereiht
sind. Darin besteht der große Unterschied zwischen beiden Systemen, der sich weiter
in der Handhabung ausspricht, die für die Schummerung außerordentlich leicht ist,
bei dem Punktsystem dagegen größere Fertigkeit und tiefere topographische Kenntnis
voraussetzt. Die Weichheit und Modulationsfähigkeit der Schummerung ist bei
dem Punktsystem nicht verloren gegangen, nur gesetzlich geregelt; und darum erweckt
die punktierte Karte schon von vornherein mehr Vertrauen als die geschummerte.
Kein anderes System kommt dem Punktiersystem in der Kombinationsfähigkeit
nahe. Praktiker wie Theoretiker wissen, daß theoretisch die schärfsten Gesetze und
Regeln aufgestellt werden, um einer Geländedarstellung einen wissenschaftlichen
Halt und Gehalt zu geben, die aber praktisch nicht selten nur teilweise erfüllt werden
können, weil ihre Übersetzung in die Praxis wegen der Grenzen des zeichnerischen
Könnens nicht vollkommen durchgeführt werden kann. Daran ist oft nicht gedacht
worden, als z. B. in dieser Richtung dem Lehmannschen System gegenüber Unvoll
kommenheiten, ja schwere Fehler vorgeworfen worden sind. Und trotzdem ist der
Geograph mit vielen derartigen Karten zufrieden, wenn sie ihm nur durch die Gelände
darstellung die natürlichen Verhältnisse richtig wiederspiegeln; naturgetreu wieder
zugeben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ausnahmsweise wird an die Untersuchung
des Verhältnisses von Schwarz zu Weiß auf den einzelnen Geländestufen heran
geschritten. So entschuldigen Mittel und Zweck die Praxis, wenn sie der Theorie
nicht buchstäblich und mathematisch getreu zu folgen vermag.
Nach einer Theorie alle Geländeformen der Erde gleich gut zu erfassen und
darzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit; man wird, wenn von der reinen Schicht
linienkarte abgesehen wird, immer zur Kombination verschiedener Theorien seine
Zuflucht nehmen. Nur bei Gelände von gleichem morphologischen Charakter auf
nicht zu großer Erstreckung läßt sich allenfalls mit einem System auskommen, und
zwar auf großmaßstabigen topographischen Karten, auf kleinmaßstabigen schon
weniger gut. Das Punktsystem dagegen gestattet bei derselben Theorie zu bleiben,
jedoch mit verschiedenen Graden der Überhaltung.
Nehmen wir die richtige Schattenstärke S — 1 — cos 99 an, so ist in der stetigen
Folge bis 90° bei 60° die Hälfte der Lichtintensität erreicht, 0,5000 — 1 / 2 , wenn volle