Das Punktsystem und seine Anwendung.
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Intensität = 1 ist. 1 In der 2-Grad-Teilung, s. Bild 9, ist die Schattenintensität,
also Schwarz, bei 45° erreicht. Um nun die geringen Neigungen besser als wie nach
der Befolgung der Skala der wahren Lichtintensität zum Ausdruck zu bringen, wird
man seine Zuflucht zur Überhaltung des Lichtwertes der geringem Böschungen
nehmen. Die 2-Grad-Teilung eignet sich für eine weitere Bearbeitung ganz gut
(s. auch Tab. III). Bei 25° Böschung kann man noch die gleiche Schattenstärke
wie bei 80° annehmen (ein Unterschied kann trotzdem bestehen bleiben und durch
Punktanzahl und Punktgröße veranschaulicht werden), was etwa einer l 1 ^ fachen
Überhaltung gleich käme. Der Böschung von 20° gebe ich eine zweifache, der von
15° eine dreifache, der von 10° eine vier- bis fünffache und der von 5° eine zehnfache
Überhaltung. Eine besondere Skala ist nach diesen Überhaltungen leicht anzufertigen.
Auf diese Weise kann man fortfahren, um Böschungen von 1 / 2 ° und 1 / 4 ° noch zu
verdeutlichen.
In dem skizzierten Verfahren liegt wqpiger ein System Wechsel als vielmehr eine
stetig wachsende Überhaltung vor. Fast bei jedem System werden die Werte für
die geringen Böschungen übertrieben. Theoretisch ist das Punktsystem nicht darauf
angewiesen, zu Notbrücken zu greifen, jedoch praktisch, da die feinsten Punkte nur
mikroskopisch dargestellt werden könnten. Durch die Überhaltung erhalten die
geringem Böschungen Werte größerer Böschungen, wie bei den Reliefs, die überhöht
sind. Das ist offenbar ein Fehler des Systems, der auch jedem andern eigen ist. Das
wissenschaftliche Gewand der wahren Beleuchtung wird abgestreift und der Punkt
wird zum reinen Konstruktionselement, wie es die Schraffe von Haus aus ist. Dies
alles gibt einen Hinweis, wie mannigfach sich das Punktsystem erweitern und variieren
läßt, ein großer Vorzug andern Systemen gegenüber, und daß es schließlich jede
Geländeform, mit Ausnahme der Felsen, meistern kann, sofern sie nur von dem Licht
strahl getroffen wird. Durch ihre besondere Zeichnung heben sich die Felsen vor
züglich auf einer punktierten Karte ab, besser als auf einer schraffierten.
In gleicher Weise wie die Schraffe läßt sich der Punkt bei der schrägen Be
leuchtung anwenden, mit all den Vorzügen, die er der Schraffe gegenüber voraus
hat. Auf diesem Gebiet nähert er sich der Schummerung mehr als die Schraffe, was
sicherlich in dem nähern Verwandtschaftsgrad zwischen beiden seine Ursache hat.
Für eine wissenschaftliche Anwendung bei schräger Beleuchtung sind die gleichen
Regeln maßgebend, die bereits auf S. 575 entwickelt wurden. Der Vorzug der schrägen
Beleuchtung gegenüber der senkrechten besteht darin, daß ich bei ihr nicht zu Über
haltungen gezwungen bin und daß infolgedessen ein wissenschaftliches Bild erzeugt
werden kann, was mit Hilfe der Schraffe ausgeschlossen ist.
In der schrägen Beleuchtung erblicke ich ein Mittel, die Ebenen, wenn wir von
Farben absehen, auch kartographisch zu verdeutlichen. Bekanntlich sind schräg
beleuchtete Karten ein Sammelprodukt verschiedener Beleuchtungsquellen, unter
denen die senkrechte für geringere Erhebungen keine unbedeutende Rolle spielt.
Warum sollte nicht einmal die senkrecht beleuchtete Karte sich eines Vorteils der
schräg beleuchteten bedienen? Dem Schraffensystem ist es nicht möglich, wohl
aber dem Punktsystem. Gesetzt den Fall, das Licht geht von einem Lichtpunkt aus
und bricht nordwestlich unter 45° Neigung ein, so empfängt die Ebene des Tieflandes
mehr Licht als die des Hochlandes, weil hier die Strahlen merklich schräger auf fallen.
1 Nacli K. Peucker könnte man versucht sein, diese Auffälligkeit auch mit dem Gradnetz
der Erde in Verbindung zu bringen, da der 60. Parallel halb so lang wie der Äquator ist.