Zur Kritik der Schichtlinien.
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357. Die Äquidistanz der Schichtlinien auf Hochgebirgskarten. Die Entfernung,
insbesondere die Äquidistanz, ist von außerordentlicher Wichtigkeit für das gesamte
Kartenbild. Mit ihr beschäftigte sich A. Penck ausführlicher, um gewisse Leitlinien
für die Kritik der Hochgebirgskarten zu finden, was ihm für seinen Zweck ganz gut
gelungen ist. 1 Ich selbst habe das Problem mathematisch allseitiger angefaßt und
dabei Richtlinien für alle Arten Geländekarten gefunden. Doch bleiben wir zunächst
bei Penck stehen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß Penck durch Peuckers
Ausführungen wesentlich angeregt wurde, wenn es auch in seinen Darlegungen nicht
so direkt zum Ausdruck kommt. K. Peucker hatte ähnliche Gedanken früher gebracht.
In vorliegendem Falle erinnere ich an seine Ausführung über die Schichtlinie als
Schattenelement, als optisch wirkendes Darstellungsmittel. 1 2 „Schon die Linie als
solche ist ein geometrisch-optisches Darstellungsmittel.“ Penck geht nun von der
bekannten praktischen Erfahrung aus, daß 3—4 Isohypsen innerhalb einer 1 mm-
Entfernung gezeichnet werden können. Im Maßstab ist 1 mm = m.
Bei einer Böschung von 60°, die im Hochgebirge nicht selten auftritt, ist 1 mm =
lodtr 111 • tg b0° = " 1 qq 0 ~ • ]/3 m. Werden 3 oder 4 Schichtlinien auf 1mm an
genommen, ist der vorstehende Wert mit 3 bzw. 4 zu dividieren, und man erhält
M
10000
• 5,77 und
M
10 000
4,33.
Mit Hilfe dieser Werte, wobei Penck 5,77 auf 5 und
4,33 auf 4 abrundet, wird für einzelne Maßstäbe die Minimaläquidistanz einer Hoch-
gebirgskarte berechnet, „falls man Böschungen von 60° gerade noch darstellen und
solche von 45° bequem lesbar machen will“. Um dies genau festzustellen und
besser zu veranschaulichen, muß man schon die Reihe für 45° Neigung noch hin
zufügen; ich gebe im folgenden die genauem Werte:
Maßstab
1
1
1
1
1
1
1
1
1
10000
25000
50000
75000
80000
100000
200000
500000
1000000
Böschungs-|60°
4,3
10,8
21,7
32,5
34,6
43,3
86,6
216
433
winkel l45°
3,3
8,3
16,6
25
26,6
33,3
66,6
166,6
333,3
Mittelwert
GO^
CO
9,6
19,2
28,7
30,6
38,3
76,6
191
383
Abgerundeter 1
Mittelwert j
4
10
20
30
32
40
80
200
400
Im großen ganzen läßt sich erkennen, daß die Penckschen Werte, die in der
letzten Zahlenreihe wiedergegeben sind, gut abgerundet erscheinen bis auf den Maß
stab 1 : 80000, wo es 30 statt 32 heißen muß (bei 1:75000 alsdann 28). Doch mit
der Wiedergabe einer einzigen Reihe, die sich auf die Böschung 60° bezieht, wie es
also Penck getan hat, wird eine Hochgebirgskarte in Schichtlinien nicht erschöpfend
behandelt, die Werte von 45° und 30° Neigung müssen unbedingt mit in Berechnung
und Erörterung gebracht werden.
358. Die Vernachlässigungswerte der Gleichabstäiidigkeit (Gleichentfernung). Die
Berechnung des kleinst möglichen Isohypsenabstandes hat Neigungswinkel, Höhe,
1 A. Penck: Neue Karten und Reliefs der Alpen. Leipzig 1904, S. 70—72.
2 Vgl. K. Peucker: Schattenplastik und Farbenplastik. Wien 1898, S. äff. — Drei Thesen z.
Ausbau der theoretischen Kartographie. G. Z. 1902, S. 147, 148.