Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstelluug. 
anstellen, inwieweit die Karte den wirklichen Bösclmngsverhältnissen gerecht wird. 
Mit 0,2 mm und darüber lassen sich auf ihr die Gleichentfernungen bis hinab zu 20 m 
Entfernung ausdrücken, aber nur bis zu einer Neigung von 30°. Mit dieser Neigung 
läßt sich im allgemeinen für eine Karte von Deutschland schon auskommen. Bei 
großem Neigungen ist man zu großem Gleichentfernungen, wie 50 m, gezwungen. 
00°-Neigungen, die auf den südlichem Bandblättern, im Alpengebiet, Vorkommen, 
verlangen bereits ein Intervall von 100 m. Untersucht man auf dieser Grundlage die 
Karte 1 : 200000, ist man erstaunt, wie sie trotz der meisterhaften Ausführung doch 
zu wünschen übrig läßt. 
Ferner beweist die Tabelle ganz evident, daß die grundrißtreue Darstellung 
mittels Schichtlinien nur für Karten großen Maßstabs möglich ist. Dementsprechend 
ist eine weitere Folgerung nach der Darstellungsmöglichkeit von Hochgebirge, Mittel 
gebirge und Flachland in Schichtlinien bei verschiedenen Maßstäben und Äquidistanzen. 
Viele charakteristische Züge der Oberflächengestaltung werden lediglich durch sich 
gegenseitig eng anschmiegende Isohypsen veranschaulicht. A. Penck sagt: ,,Wenn 
ein solcher (kleinster Vertikalabstand der Schichtlinien) von 30 m noch dem Hoch- 
gebirgsgelände gerecht wird, was nach dem Siegfriedatlas angenommen werden kann, so 
ist der Maßstab von 1 : 75 000 der kleinste einer einheitlichen Schichtenkarte der ganzen 
Alpen.“ 1 Das stimmt ganz leidlich mit meiner Tabelle überein, die für den Maßstab 
mathematisch genau eine Entfernung von 25 m bestimmt, was in praxi zu den 30 m 
keinen ausschlaggebenden Unterschied bildet (25 m in 1 : 75 000 = 0,2 mm, 30 m = 
0,23 mm). Die Tabelle sagt weiter, daß man das gleiche Ziel nötigenfalls auch mit 
dem Maßstab 1 : 80000 erreichen kann. Für eine einheitliche Hochgebirgskarte in 
1 : 100000 käme eine Gleichentfernung von 50 m in Frage, wenn man nicht schon 
eine solche von 40 m annehmen will, die nach Interpolation in unserer Tabelle einen 
Betrag von 0,23 mm bei 60° Neigung erhalten würde. Man kann diesen Betrag auch 
durch Rückschluß aus der 400-m- Gleichentfernung des Maßstabes 1 : 500000 ge 
winnen. Maßstab und Terraingestaltung sind maßgebend für den gleichmäßigen 
Isohypsenabstand. Im allgemeinen geht man bei sehr größmaßstabigen Karten, wie 
bei Eisenbahnplänen in 1 : 1000, über eine Äquidistanz von 1 m nicht hinab. * 2 Ebenso 
logisch wie wirkungsvoll ist es, wenn z. B. die Gleichentfernungen der Schichtlinien 
auf die Seetiefen übertragen werden. 3 
360. Gleicheiitfermmg und Steigung und Neigungswinkel. Die Gleichentfernung 
der Schichtlinien spielt eine Rolle bei der Ableitung von Steigung und Neigungs 
winkel irgendeiner Bodenstelle. Die Steigung ist 1 : n, wobei man n für eine auf der 
Karte abgemessene Entfernung dadurch gewinnt, daß man sie oder, was dasselbe 
ist, ihre Projektion oder wagerechte Grundstrecke g mit dem Höhenunterschied h 
(an der höchsten Stelle, dem Endpunkt) dividiert. Ist z. B. auf einer Karte im Maß- 
. 1 A. Penck, a. a. O., 8. 71. 
2 Aufsehen erregte in den 70er Jahren des vergangenen Jahrh. ein Blatt der Karte von Belgien 
in 1:20000, dessen Geländezeichnung in Niveaukurven von 1 m Äquidistanz und in 6 Farben photo- 
lithographisch ausgeführt worden war. E. v. Sydow erklärte es „ziemlich einzig in seiner Art“ und 
als „den gegenwärtigen Höhenpunkt topographisch-kartographischer Kunst“. P. M. 1865, S. 455. — 
In den Niederlanden geht man unter 1 m Äquidistanz. 
3 Auf der Karte des Schillingsees in Ostpreußen, 1:50000 (P. M. 1903, Taf. 6) und des Okull- 
und Kortsees im Kreise Allenstein, 1:25000 (P. M. 1903, Taf. 23), hat G. Braun Isohypsen und Iso- 
bathen in 5 m Abstand gezeichnet.
	        
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