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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung.
Die weitere Erörterung schließt an die Isohypsen an. Gut ist der Gedanke, daß
bei der schrägen Beleuchtung auch die Abstufung des Lichtes quer zur Böschung
berücksichtigt werden muß, ein Umstand, der hei dem Schräglicht nur zu leicht über
sehen wird. Die Regeln, die er über die Verteilung von Licht und Schatten in Beziehung
zum grauen Untergrund aufstellt, gewonnen an Licht- und Schattenverteilung der
einzelnen Isohypse, sollen gleicherweise maßgebend sein für die Schummerung,
Schraffierung und Lavierung. Doch da letztere kartographische Manieren das Karten
bild verundeutlichen, wie er selbst sagt, hält er sich bei seinen Ausführungen haupt
sächlich an die hypsometrische Terrainzeichnung. Er denkt sich nun die Isohypsen
von der Seite beleuchtet und glaubt, damit etwas Neues gefunden zu haben. Die
Lichtquelle versetzt er direkt nach W und läßt die Strahlen unter 45° auf das Gelände
einfallen.
Nehmen wir beispielsweise einen kreisförmigen Schichtenverlauf an, kann ich
diesen Kreis im Grundriß durch eine Senkrechte und Wagerechte, durch den Mittel
punkt gezogen, in vier Quadranten teilen. Die beiden westlichen, der Lichtquelle
zugekehrten, werden mit weißer Tusche, die beiden östlichen mit schwarzer oder
dunkler Farbe gezeichnet. Ein jeder Quadrant wird weiter in drei gleiche Teile zer
legt, also 3 X 30°. Nehmen wir den nordwestlichen Quadranten vor, so beginnt man
mit der Weiß Verteilung in der Mitte und schreitet nach N fort, zunächst bis 30°.
Innerhalb dieses Raumes ,,wird die Isohypse mit einer weißen oder hellfarbigen Linie
dem Maßstab entsprechend kräftig ausgezogen.“ Was heißt hier „dem Maßstab ent
sprechend“ ? Etwa bei großem Maßstabe recht dicke Linien und bei kleinem recht
dünne? Pauliny gibt darauf keine Antwort, auch seine Karte nicht. Von 30—60°
wird die Schichtlinie nicht so kräftig ausgezogen und von 60—90° löste sie sich in
zarte Punkte auf. Wie der nordwestliche Quadrant wird der südwestliche behandelt.
Ganz entsprechend dieser Lichtgebung ist die Behandlung der Schichtlinie mit dunkler
Parbe auf den entgegengesetzten, den östlichen Quadranten, die im Schatten liegen.
Bildet die Isohypse ein Quadrat, dessen vier rechte Winkel genau nach N, O,
S und W gerichtet sind, dann werden die NW- und SW-Seite weiß und die NO- und
SO-Seite dunkel dargestellt, und liegt dieses Quadrat so, daß die vier Seiten direkt
nach N, O, S und W zeigen, dann werden die W-Seite als weißer Strich, die N- und
S-Seite als punktierte Linien und die O-Seite als dunkle Linie gezeichnet.
Bei der Übertragung der Schichtlinienmethode auf die Böschungen, die in
Schraffierung, Schummerung oder Lavierung erscheinen sollen (schräge Beleuchtung
vorausgesetzt), wird zunächst ein Anleihe bei dem verpönten Lehmann gemacht.
Pauliny fußt auf dem Lehmannschen Gesetz, daß sich die Stärke der Striche oder
Schraffen zu den leeren Zwischenräumen wie der Böschungswinkel zum Ergänzungs
winkel von 45° verhält. Wie Lehmann berücksichtigt er auch nur Böschungen von
5—45°, obwohl er weiß, daß man in den Alpenländern zu einer Verlängerung der
Skala nach oben hin gezwungen w T ar. Aber das Lehmannsche Abstufungsschema
wird ihm zum Leitmotiv für die Abstufung der Isohypsenfarbe (Isohypse gleich
bedeutend der entsprechenden Böschungszone), also eine Abstufung des Licht Ver
hältnisses quer zur Böschung. Bei einer Böschung von 5° sind nach Lehmann 8 Ge
ländeteile weiß und 1 Teil schwarz, bei Pauliny für die Isohypsenzeichnung 8 Teile
grau und 1 Teil weiß, bzw. auf der Schattenseite der Isohypse 8 Teile grau und 1 Teil
schwarz oder dunkelfarbig. Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden
Methoden- Pauliny muß die graue Grundfläche als Ton mit einstellen und entfernt