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Farbenplastisches und malerisches Höhenbild.
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doch im großen ganzen untergeordneter Natur sind, und daß man das Neue und
Fortschrittliche der Peuckerschen Methode anerkennt, vielfach auch gern anerkennt.
375. Begriff der Farbenplastik. Die adaptiv-perspektivische Farbenplastik. Be
griff und Name der Farbenplastik als neues kartographisches Darstellungsprinzip
hat Peucker 1898 in der oben erwähnten Schrift Schattenplastik und Farbenplastik
geschaffen. Von vornherein hatte er die drei Elemente einer Farbe, nämlich Farbton,
Schwarzgehalt und Weißgehalt, richtig erfaßt. Infolge der hervorspringenden und
zurücksinkenden Eigenschaften haben die Farben verschiedene Baumwerte,
auf deren mathematische und eindeutige Fixierung Peucker seine eingehenden Unter
suchungen richtete. Um Peucker zu verstehen, muß man sich stets vor Augen halten,
daß die Karte gleichsam ein Landschaftsbild ist, das wir von oben betrachten, die
Gipfel liegen dem betrachtenden Auge näher als die Täler. Soll das Gelände farben
plastisch dargestellt werden, müssen die Höhen in hervorspringenden und die
Talungen in z u r ü c k s i n k e n d e n Farben erscheinen. In der gesetzmäßigen Anordnung
der Baumwerte der Farben zur Erzeugung des plastischen Effekts liegt der Angel
punkt der Peuckerschen Theorie. Der Baumwert der Farben ist bedingt durch
deren Helligkeitsgrad, Sättigungsgrad und Größe des Brechungswinkels. Infolge
dessen werden in der reichen Mannigfaltigkeit der Farben von Peucker drei Beihen
mit stetiger Abwandlung unterschieden: die Helligkeitsreihe, die Sättigungs
reihe und das Spektrum. 1
Die Helligkeitsreihe geht allmählich aus dem farblos Dunkeln zum farblos
Hellen über; man kann sie deshalb auch als Schwarz-Weiß-Beihe bezeichnen.
Schon bei dieser Beihe kann man die Baumtiefe und eine Steigerung derselben wahr
nehmen. Blickt das Auge ins Dunkel, erweitert sich die Pupille und verengt sich
allmählich (Anpassung oder Adaption der Iris) bei abgestuften Helligkeitsgraden
nach dem Hellen zu. Außerdem wird mit der Steigerung des Helligkeitsgrades das
Objekt schärfer im Umriß und in Einzelheiten erfaßt, d. h. auf die Karte angewandt,
bei der großem Helle treten Situation und Geländeform schärfer in den Vordergrund.
Beim Blick ins Weite weitet sich gleichfalls die Pupille, beim Nahsehen verengt
sie sich. Wir haben den gleichen Effekt beim Anschauen von nahen und fernen Flächen
wie von hellen und dunkeln. „Mithin besitzen wir in den farblosen Helligkeitsstufen“,
wie Peucker sagt, „eine Koordinatenreihe von Bildwerten der Baumtiefe normal zur
Bildebene.“ Das ist nach ihm die adaptive Plastik, die sich in dem Grundsatz
ausprägt: Je höher desto heller.
Auf die adaptive Plastik allein eine Höhenplastik zu gründen, wäre verfehlt.
Wohl ist sie ein mitbestimmender Faktor beim Aufbau eines plastischen Gelände
bildes. So ist nach ihr schon die dunkelste Stufe ausgeschlossen, die sich über Tief
land und Täler breiten und jegliche Situation verschlucken würde. Höchstens bis
zum Grau kann die Abstufung erfolgen. Daß in der Peuckerschen höhenplastischen
Helligkeitsreihe gegenüber der böschungsplastischen, wie sie durch J. G. Lehmann
begründet worden ist, ein großer Unterschied besteht, bedarf keiner längern Aus
einandersetzung. Dort geht ein mehr unbewußtes Erfassen der Höhenstufen vor
sich, hier ein bewußtes der Böschungen, dort ein optisch-physiologischer Abwicklungs
prozeß, hier ein wissenschaftlich konstruierter, der die Belichtung naher und ferner
Flächen unter gleiche Gesetze stellt.
1 K. Peucker: Höhenschichtenkarten. Z. f. Verm. 1911, S. 66.
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